edition motorfuture: KING > Folge 21

„Im Übrigen war der harmlose Chauffeur vorbestraft.“

„Freiheitsstrafe?“

„Ja, der Typ war ein Ex-Knacki. Schwere Körperverletzung in Tateinheit mit schwerem Raub. Er hat ein paar Jahre abgesessen.“

Teufel schwieg.

Er befühlte die volle Brust der Frau, und er betrachtete die Zimmerdecke. Die Dämmerung hatte alle Farben aus seiner kleinen Welt gesaugt.

„Dieser Fahrer, das Opfer… Gibt es konkrete Spuren, die zu dieser Person führen?“

„Das weiß ich nicht“, sagte Monika Trauernicht. „Ich schnappe nur auf, was der Flur so funkt.“

Teufel schwieg.

„Die Stars vom LKA flattern in der Gegend herum wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.“

„Dieser King, dieser FC-Borussia-Sponsor, das ist wohl so eine Art graue Eminenz“, sagte Teufel.

„Graue Eminenz? Wessen graue Eminenz?“

„Gute Frage!“ Teufel überlegte. „Nach allem, was man so hört, hat dieser Milliardär hinter sämtlichen Kulissen seine goldenen Griffel im Spiel.“

„Auf jeden Fall ist er ein Phantom.“

„Ihr ermittelt selbst, richtig?“

„Wir ermitteln nicht“, sagte die Kommissarin. „Aber wir wollen schon wissen, was in der Stadt los ist.“

Teufel schwieg. Das war vernünftig. Man durfte sich von der Konkurrenz nicht überraschen lassen. Die rechte Brust der Frau lag wuchtig in seiner Hand.

„Dieser King, der Milliardär, ist wie eine dieser russischen Puppen.“

„Matroschka…“

„Ja, wie eine dieser Matroschka-Puppen. Wir haben es nicht mit einem King, sondern mit vielen Kings zu tun.“

„Ambivalenz kennzeichnet die allermeisten Menschen.“

„Das meine ich nicht.“

Die Frau drückte die Kippe in den Aschenbecher und rutschte mit dem Rücken zurück aufs Bett. Teufel roch ihren Zigarettenatem.

Sie sagte: „Das ist kein Mann mit unterschiedlichen charakterlichen Facetten.“

Teufel schwieg.

„Das ist ein Mann mit unterschiedlichen Leben. Mit vielen unterschiedlichen Leben. So scheint es jedenfalls.“

 

⇒ Folge 22 morgen bei motorfuture

 

 

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