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Der Mensch denkt, die Technik lenkt. Beim vollautomatisierten Fahren arbeitet das System in klar definierbaren Zonen absolut selbstständig. Waymo fährt jetzt auch Überland-Strecken.

Fakt ist: Wegen der fast unendlichen Vielfalt möglicher Straßenverkehrs-, Wetter- und Sichtsituationen ist die finale Programmierung der Rechner für das vollautomatisierte Fahren eine enorm komplexe Aufgabe. Hinzu kommt die juristische Ausgestaltung möglicher Haftungsfragen, die zudem von Region zu Region und von Land zu Land ganz unterschiedlich interpretiert werden.

Aber die Entwicklung des vollautomatisierten Fahrens ist in Arbeit.

Die Big-Business-Firmen Waymo (Google) und Cruise (General Motors) zum Beispiel verfolgen den verwegenen Plan des fahrerlosen Taxis mit erstaunlicher Hartnäckigkeit. Die Geschäftsidee ist simpel: Das Robotaxi kombiniert Assistenzsysteme und Satellitennavigation mit präziser Perfektion, die Technik ersetzt den Fahrer, die Fahrt wird sicherer – und billiger. Theoretisch jedenfalls.

Fast sofort erkannt

Die kalifornische Aufsichtsbehörde CPUC (California Public Utilities Commission) hat Waymo und Cruise im Sommer 2023 grünes Licht für einen Feldversuch gegeben – ohne die bisher obligatorischen menschlichen Backups hinterm Lenkrad. San Francisco sei ein ideales Testgelände für das Robotaxi, entschied die Behörde. Die Rahmenbedingungen passen: Die Stadt hat eine ordentliche Größe, Topografie und Witterung sind anspruchsvoll, die Bevölkerung ist aufgeschlossen. Viele arbeiten bei den Big Techs im nahe gelegenen Silicon Valley.

Prompt gab es Probleme, begleitet von hämischen Kommentaren. Ein Cruise-Shuttle verirrte sich in eine Baustelle und blieb im nassen Beton stecken. Andere Autos strandeten wegen des überlasteten Mobilfunknetzes am Rande eines Volksfestes und blockierten die Straße. Schließlich kollidierte ein Robotaxi mit einem Feuerwehrauto. Cruise kommentierte den Lapsus des seelenlosen Mitarbeiters ein wenig unbeholfen: Der fahrende Roboter habe den Löschwagen nämlich trotz der unübersichtlichen Straßensituation „fast sofort“ erkannt und überdies habe sich das Einsatzfahrzeug im Gegenverkehr bewegt. Was bei Rettungswagen schon mal vorkommen kann. Einerseits. Andererseits hört die Welt immer wieder auch von menschlichen Irrläufern, die mit ihren Autos in Baustellen oder auf Kreuzungen stranden oder eben mit Rettungsfahrzeugen crashen – trotz Blaulicht und Tatütata.

Es kommt eben immer auf die Perspektive an.

Die CPUC will ihre Entscheidung nach einer ersten Zwischenbilanz auf den Prüfstand stellen. Waymo, Cruise und die Amazon-Tochter Zoox arbeiten derweil an echten Taxirobotern – relativ einfach konstruierten Fahrkabinen ohne Lenkrad und Pedale mit einem Meilentarif von unter einem Dollar.

Update Oktober 2023: Cruise ist erst mal raus

Die General Motors-Tochter Cruise ist nach zwei Unfällen mit Fußgängern erst mal raus, die Google-Firma Waymo darf weitermachen.

Das California Department of Motor Vehicles (DMV) begründet die Suspendierung mit dem schlichten Hinweis auf fehlendes Vertrauen in die Cruise-Technik: „Die Fahrzeuge des Herstellers sind zu unsicher für Tests im öffentlichen Raum.“ Und: „Die öffentliche Sicherheit bleibt das Hauptanliegen des DMV.“ Auslöser der Entscheidung waren zwei Unfälle mit Fußgängern. 

Update Dezember 2024: GM zieht Konsequenzen

General Motors (GM) richtet die Unternehmensstrategie in Sachen Autonomes Fahren neu aus. Im Fokus steht mittelfristig die Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen. Die Expertise und die Kapazitäten der GM-Entwicklung und der 90-Porzent-Tochter Cruise sollen zusammengeführt werden. Die Unternehmensbeteiligung an Cruise soll auf 97 Prozent aufgestockt werden. Die Entwicklung des komplett autonom fahrenden Cruise-Robotaxis wird zunächst nicht fortgesetzt. Der US-Konzern will mit der Neuausrichtung eine Milliarde US-Dollar pro Jahr einsparen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Update November 2025: Waymo jetzt auch auf Überlandstrecken

Die Google-Firma Waymo erweitert den Einsatzradius ihrer autonom fahrenden Taxis auf Freeways in der San Francisco Bay Area (siehe Karte). „Freeway-Fahrten machen den Waymo-Service noch bequemer und effizienter“, heißt es im Blog des Unternehmens. 

A map of the San Francisco Peninsula highlighting a range of cities that Waymo serves from San Francisco down to San Jose.

Illustration/Karte: Waymo

Der Einbau der Freeway-Strecken basiere auf der Erfassung und Verarbeitung von „Millionen von Meilen auf den Überlandrouten“, wirbt Waymo für den neuen Streckenservice. Das Angebot sei auf Basis aufwendiger Vorbereitungen und Tests absolut zuverlässig und sicher. Man habe eng mit den Sicherheitsbehörden kooperiert, um diese „neue Phase“ des autonomen Fahrens nahtlos in das bestehende Waymo-Angebot zu integrieren. 

Der Waymo-Überlandservice erstreckt sich über die gesamte San Francisco Bay Area bis San Jose im Süden einschließlich des San Jose Mineta International Airport (SJC). 

Waymo will das Überland-Angebot zeitnah auch in den Regionen Phoenix, Los Angeles, Austin und Atlanta anbieten. 

 

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