edition motorfuture: KING > Folge 24

Eisige Kälte im Blick Jack Stores. Er mochte diese Männer nicht. Diese Leute machten sich die Hände schmutzig und es machte ihnen nichts aus. Angeblich taten sie es für ihr Land und für ihr Amt. Aber die Wahrheit war: Sie taten es, weil sie dazu in der Lage waren… Weil sie es konnten.

Der Vizepräsident erhob sich abrupt und sagte: „Lasst unsere deutschen Freunde wissen, sie sollen die Ermittlungen einstellen.“

Die Männer am Tisch sahen zu ihm auf.

„Keine Täter, kein Skandal“, sagte Jack Store. „Was ist schon passiert: Ein Auto ist explodiert, ein Mann dabei krepiert. Ein anderes Auto wickelt sich um einen Alleebaum. Vermutlich, weil der Fahrer eingeschlafen ist. Oder weil ein Reifen geplatzt ist. Das passiert tagtäglich überall auf dieser Welt. Schwamm drüber.“

Er suchte mit den Augen den stellvertretenden Außenminister: „Sagen Sie John, er soll es seinem Kollegen in Berlin irgendwie verklickern. Er soll ihm sagen, der Präsident persönlich wünsche ein leises Finale.“

„Selbstverständlich, Mr. Vicepresident!“ Der stellvertretende Außenminister hatte sich erhoben. Er war ein für seine Position sehr junger Mann, hochgeschossen, schlank, zu allem entschlossen. Schade, dass sein dunkelblauer Anzug so schlecht saß. Er sagte: „Wir haben ihn im Griff, diesen grünen Kameraden.“

„Ja, ja.“ Jack Store winkte ab. Er war bereits auf dem Weg zur Tür. „Früher hat er Steine auf Polizisten geworfen und heute trägt er Weste und macht ein staatstragendes Gesicht. Irgendwie sind sie alle gleich, diese Deutschen. Verfluchte Borderline-Typen, diese Hunnen… Beethoven und Wagner, Schopenhauer und Nietzsche – was soll man davon bloß halten?“

Store blieb stehen, drehte sich noch einmal um und lächelte: „Wie würden Sie sagen, Floyd?“

„Wie bitte?“ Das Nussknackergesicht zeigte einen Anflug von Irritation.

„Floyd würde sagen: Da passt unser Berliner Öko-Freund ja ganz gut zu unserem Mann.“

Der CIA-Chef nickte. Er versuchte ein Lächeln, das in seiner kantigen Maske aber prompt verrutschte. Genau das würde er nicht sagen. Er würde diesen grünen Hosenscheißer bei der ersten passenden Gelegenheit durch die Mangel drehen. So sah es aus. Bei der vorliegenden Aktenlage konnte man den Kerl ganz einfach und vor allen Dingen ganz schnell zu unappetitlichem Hackfleisch verarbeiten. Genau das würde er tun mit diesem Feigling. Prügelte und trat auf am Boden liegende Polizisten ein und versteckte sein Gesicht hinter einer Motorradmaske. Ein Straßenköter mit der Tarnung eines Tankstellenräubers. Kläffend und feige. Zu Hackfleisch würde er diese Visage verarbeiten, mit oder ohne Maske.

Floyd Lloyd sagte: „Wir können von Glück sagen, dass wir diese verdammten Krauts vor siebzig Jahren auf die Knie gezwungen haben.“

„Bene bene repondisti.“

Der Vizepräsident beunruhigte die Mitarbeiter des Weißen Hauses mitunter mit einem sprachlichen Ausflug in die Antike. Seine Anleihen bei den alten Lateinern waren respekteinflößend. Dass sie voller Zweideutigkeiten steckten ahnten aber nur die Wenigsten. Sie knien nieder vor den Säulen des Klassizismus, aber sie vergessen dabei, dass die Weltmacht Rom im Unrat seiner Dekadenz versunken ist.

Jack Store sah noch einmal in die Runde. „Es gibt überhaupt keinen Grund, meine Herren, auch nur das kleinste Risiko einzugehen.“ Die Männer schwiegen. „Wir werden es nicht zulassen, niemals zulassen, dass uns die Causa Dead Man um die Ohren fliegt.“

 

 

Kapitel 9

Die Figur in Schwarz schritt über das Spielfeld wie der Spieß vor dem Appell. Die hochaufragende Gestalt wirkte respekteinflößend, aber das breite Gesäß verriet das Geschlecht. Der Schiedsrichter war eine Frau.

 

⇒ Folge 25 morgen bei motorfuture

 

 

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