edition motorfuture: KING > Folge 59

Teufel erhob sich.

„Bleib‘ sitzen, Freundchen!“

Er ging hinüber zu den geöffneten Fenstern. Der Verkehrslärm brandete ins Zimmer.

„Man kann sauber töten mit so einem kleinen Stückchen Metall.“

Er nahm das Magazin und schob es zurück in die Pistole. Die Waffe war schwarz und schlank. Ein präzises Werkzeug. Teufel umfasste sie mit beiden Händen und hob sie hoch. Er streckte die Arme durch und zielte auf den Kopf des Gefangenen.

„Man muss diese modernen Polizeipistolen nicht extra spannen.“ Er ließ die Waffe wieder sinken.

„Der Abzug entspannt die Waffe selbst. Double Action. Ein Abzug im Abzug gewissermaßen.“

Seine gestreckten Arme fuhren wieder empor wie der Ausleger eines Krans. Die Pistole glänzte schwarz zwischen den weißen Fäusten.

„Man zieht den Abzug konsequent durch… Und schon hat ein Arschloch eine Kugel im Kopf.“

Der Detektiv roch jetzt nach Tod. Er setzte sich wieder auf den Rand des Schreibtischs. Er betrachtete den anderen Mann und sagte: „Ich werde keine Kugel für dich verschwenden. Ich werde dir den Schädel mit einem Baseballschläger einschlagen. Das ist nicht ganz so angenehm.“

Er erhob sich wieder und tigerte durch das Büro. Sein Bauch und sein Kopf hatten sich mit einer gewaltigen Zerstörungswut gefüllt. Er hatte große Lust, dieses Chefbüro kurz und klein zu schlagen. Er sagte: „Ich werde dich irgendwo schnappen… Ich werde dich schnappen, wenn du es am wenigsten erwartest. Ich werde dich in den geräumigen Kofferraum meines Wagens verfrachten, wo du schon mal mit dem dort stets bereit liegenden Baseballschläger Bekanntschaft machen kannst. Wir werden uns ein Stückchen Wald suchen, wo ich in Ruhe auf dich eindreschen kann.“

Teufel beugte sich wieder über den Schreibtisch und ging dann hinüber zum Fenster.

„Du wirst den Geruch von Kiefern auf märkischem Sand in der Nase haben, während ich dich erschlage.“

Er lächelte den anderen Mann an.

Er trällerte: „Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft…“

Er setzte sich in den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch. Das Hemd des Maklers war inzwischen ein schmutziger nasser Lappen.

„Die Alten und die Kranken und die Schwachen schauen dich an, wenn du sie aus ihren muffigen verstaubten Paradiesen verjagst, richtig?“

Er fixierte das Häufchen Elend im Chefstuhl.

„Du erwiderst ihren Blick ganz ruhig, und du hältst das für Stärke, richtig?“

Die Augen des anderen Mannes waren weit aufgerissen.

„Das ist keine Stärke, Freundchen, das ist Urwald.“

Teufel erhob sich und klopfte sich mit den Händen die Kleider aus.

„Der Urwald ist voller Bestien.“

Der Detektiv stand mittlerweile an der Tür. Ein dampfender Zellhaufen Gewalt.

„Du kannst mit deiner Goldgrube in Tempelhof machen, was du willst… Du wirst nur ab sofort diese Malocher-Werkstatt in deine Pläne mit einbeziehen. Wenn du das nicht tust…“

„Sie sind ja verrückt.“

Die Stimme des anderen Mannes war ein dünner Faden.

„Dann schlage ich dich tot. Du kannst es glauben oder nicht.“

Teufel öffnete die Tür.

Er musste jetzt gehen.

„Ich würde es an deiner Stelle nicht darauf ankommen lassen.“

 

 

Kapitel 17

Frau Schulz war wieder genesen. Auch offiziell. Die Chefsekretärin des 1. FC Borussia machte mürrische Miene zum Frage- und Antwortspiel. Auch der Hund Rühmann und seine traurige Geschichte brachten keine Bewegung in ein versteinertes Gesicht aus einer bleiernen Vergangenheit.

Teufel hatte die kurze Geschichte des frisch verwaisten Jack Russell Terriers mit der Bitte verbunden, die Anwesenheit des Tieres einfach zu ignorieren. Er habe das Hundchen vor wenigen Minuten aus einer Tierpension am Lietzensee befreit, und jetzt sei der arme Kerl völlig verschüchtert, und er wolle ihn deshalb nicht alleine in dem fremden Wagen auf dem fremden Parkplatz zurücklassen.

Frau Schulz sah den Hund gleichgültig an. Dann traf ihr hasserfüllter Blick den Detektiv.

⇒ Folge 60 morgen bei motorfuture

 

 

KING. Projekt6 Band 1.

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