SsangYong heißt jetzt KGM und startet mit neuem Vertriebsmodell und ambitionierten Zielen. Unterwegs mit dem Vollelektriker Torres EVX. Logbuch TEST.
In den vergangenen Jahren haben immer neue Marken in der Automobilbranche Fuß gefasst. Die Elektrifizierung macht es möglich. Jetzt gibt es erneut einen neuen Namen in der Automobillandschaft: KGM. Allerdings ist KGM kein neuer Player, sondern der neue Name der südkoranischen Marke SangYong, die 1954 gegründet wurde. 1969 folgte die erste eigene Jeep-Produktion, 1986 die Zusammenarbeit mit Mercedes Benz, der Fokus der Produktpalette liegt seitdem auf SUVs und Pick-Ups.
Vor zwei Jahren hat der südkoreanische Chaebol (Mischkonzern) KG Group den Automobilhersteller SsangYong übernommen, seit diesem Jahr startet das Unternehmen unter dem neuen Namen KGM im deutschen Markt. „KG“ steht für „think great“, das „M“ für Mobility. Und die Koreaner denken groß, in Deutschland wollen sie im aktuellen Jahr 5000 Fahrzeuge verkaufen, das entspricht einer Verdoppelung des Absatzes im vergangenen Jahr (2186 verkaufte Autos). „Wir sind hungrig“, sagt KGM-Europa-Chef Joshua Ha. „Die Marke selbst ist in Deutschland nicht sehr bekannt, aber wir haben große Ressourcen, um das zu ändern. Wir sind hier, um zu wachsen.“
Im ersten Quartal 2025 hat KGM 807 Fahrzeuge in Deutschland verkauft, das entspricht einem Plus von 52,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Dass die koreanische Marke viel Potenzial im deutschen Markt sieht zeigt sich auch an der neuen Vertriebsstruktur. KGM Europe ist eine 100 prozentig Tochterfirma von KGM und vertreibt die Fahrzeuge jetzt direkt. Bisher war der Mobilitätsdienstleister Astara zwischengestellt.
Das erste Modell mit neuem Namen ist der KGM Actyon. Kluger Schachzug, denn den Modellnamen Actyon gab es bereits bei SsangYong — vor allem im Heimatmarkt Korea ist die Modellbezeichnung bekannt und wird so den neuen Markennamen KGM transportieren. In Deutschland sieht es noch anders aus. Mehr Sichtbarkeit erhofft sich der südkoreanische Hersteller durch die Vergrößerung des Händlernetzes um weitere 50 Vertriebspartner. Aktuell gibt es 99 KGM-Händler mit 104 Standorten. Dort haben die Kunden die Wahl zwischen sieben Modellen. Einen Vollelektriker gibt es aktuell, im Herbst vergrößert der Pick-Up Musso das BEV-Angebot. Zusätzlich gibt es den Torres und den Actyon ab Herbst auch mit Mildhybrid-Verbrennern.
Wir waren mit dem KGM Torres EVX unterwegs.
Antrieb
Der KGM Torres EVX geht mit einem 207 PS (152 kW) starken E-Motor an den Start. Elektroautotypisch stehen die 390 Nm Drehmoment aus dem Stand zur Verfügung, was einen ordentlichen Antritt zur Folge hat. Der 2,4-Tonner beschleunigt in 8,1 Sekunden auf 100 km/h, bei 175 km/h riegelt die Elektronik ab.
Laden und Verbrauch
Bei der Batterie setzt KGM auf BYD-Technik, die 73,4 kWh Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie sitzt im Wagenboden. KGMs Batterielieferant BYD nutzt die „Cell to Pack“-Technik, bei der die rechteckig geformten Blade-Zellen direkt in die Batterie montiert werden. Das soll eine höhere Energieeffizienz und verbesserte Sicherheit bei hoher Haltbarkeit gewährleisten. Laut WLTP sind Reichweiten von bis zu 462 Kilometern möglich, das entspricht einem Verbrauch von 18,6 kWh/100 km. Bei unserer verbraucherfreundliche Testrunde ohne Autobahn wird der Laborwert nahezu bestätigt. Mit den Schaltwippen am Lenkrad lässt sich die Rekuperationspower einstellen, insgesamt gibt es vier unterschiedliche Stufen.
Ist der Akku leer, kann an Schnellladesäulen mit einer Ladegeschwindigkeit von 120 kW nachgeladen werden — laut Datenblatt lädt die Batterie innerhalb von 42 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Ist keine Schnellladesäule in der Nähe, lädt der Torres EVX an 11-kW-Ladestationen mit der handelsüblichen Geschwindigkeit. Die Ladebuchse sitzt im vorderen linken Kotflügel.
Dank der Vehicle-to-Load-Funktion kann der Torres EVX auch andere Geräte mit Strom versorgen, zum Beispiel kann der Akku genutzt werden, um ein E-Bike zu laden.
Und weil die Batterie das Herzstück der Elektroautos ist und die Kundschaft immer noch unsicher ob der Haltbarkeit ist, gibt KGM üppige Garantien: zehn Jahren oder eine Million Kilometer.
Fahrwerk und Komfort
Zur Wahl stehen drei Fahrmodi — Eco, Comfort und Sport —, je höher die Wahl, desto straffer werden das Fahrwerk und die Lenkung. Kleines Manko: Die direkte Wahl eines Modus ist nicht möglich, man muss sich durch das Angebot klicken, der jeweilige Modus ist im Fahrerdisplay zu sehen.
Im 4,72 Meter langen und 1,89 Meter breiten Torres EVX erreichen nicht nur Fahrer und Beifahrer, sondern auch bis zu drei Personen im Fond bequem das Ziel. Wie immer gilt: Je länger die Strecke, desto mehr wird ein Fünf- zum Viersitzer. Der Kofferraum fasst 703 Liter, legt man die Sitze um, entsteht eine fast ebene Fläche, die dann 1.662 Liter Kofferraumvolumen bietet.
Cockpit und Infotainment
Quasi alle Funktionen werden über das 12,3 Zoll große Infotainmentsystem gesteuert, am Lenkrad befinden sich zusätzliche Tasten, zum Beispiel für die Assistenzsysteme und die Lautstärke. Per Kabel kann das Smartphone mit dem System verbunden werden. Haptische Knöpfe gibt es so gut wie keine im Cockpit.
Der Name Torres ist vom Nationalpark Torres del Paine in Patagonien im Süden Chiles inspiriert, die Designphilosophie lautet „Powered by Toughness“. Das angedeutete Reserverad in der angedeuteten Hecktür gibt dem Torres eine kantige Note, dass die Klappe trotzdem nach oben öffnet (siehe Aufmacherbild), ist eine andere Geschichte. Klar ist: Das Kastendesign hebt den Torres markant aus der Riege der eher weich gezeichneten und urban anmutenden SUV hervor.
Preise
Im Angebot sind drei Ausstattungslinien. Die günstigste Linie Core startet bei 41.990 Euro, die teuerste Linie kostet ab 48.990 Euro. Die Sonderausstattungsliste begrenzt sich auf jeweils zwei Zusatzoptionen, dazu zählen auch die Metalliclackierungen – außer der Farbe Weiß kosten alle Alternativen 700 Euro Aufpreis. Das Verbrenner-Modell des Torres, das ebenfalls im südkoreanischen Pyeongtaek gebaut wird, startet in der günstigsten Ausstattungslinie bei 33.900 Euro. Hier stehen insgesamt vier Ausstattungslinien zur Wahl.
Fotos: KGM
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