Facelift des XC90 zeigt neue Volvo-Strategie, die bisher fixes Verbrenner-Aus flexibel verschiebt.
Volvo hat seine Modellpalette im vergangenen Monat um ein neues vollelektrisches Modell erweitert, der EX90 wird ab diesem Monat ausgeliefert. Zum Auslieferungsstart des neuen Vollelektrikers legen die Schweden aber noch einmal nach. Der erfolgreichen Volvo XC90 geht mit einem Facelift und neuer Antriebstechnologie erstmals als Plug-in-Hybrid und Mildhybrid an den Start. Von der zweite Generation des XC90 wurden seit 2015 weltweit knapp eine Millionen Fahrzeuge verkauft. „Unser langfristiges Ziel ist die vollständige Elektrifizierung“, sagt Volvo-Chef Jim Rowan. Damit nimmt das Unternehmen die Ansage zurück, von 2030 an nur noch vollelektrische Fahrzeuge zu produzieren.
Der neue Volvo XC90 zeigt einen neuen Weg auf. „Viele Leute sind noch nicht bereit oder in der Lage für ein vollelektrisches Fahrzeug“, sagt Rowan. „Und das verstehen wir.“ Deshalb hat Volvo seine Elektrifizierungs-Strategie angepasst. Der schwedische Hersteller will pragmatischer in Bezug auf die einzelnen Märkte sein. „Es gibt keine lineare Entwicklung in der Elektrifizierung. Die Richtung ist klar, aber die Geschwindigkeit der Transformation ist unterschiedlich“, sagt Volvo-Strategie-Chef Erik Severinson. Es ist das klassische Prinzip des Gesetzes von Angebot und Nachfrage. „Kunden und Märkte bewegen sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten“, sagt Rowan.
Schaut man die deutschen Zulassungszahlen der ersten sieben Monate des aktuellen Jahres an, dann sieht man die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit allzu deutlich. Von Januar bis Juli 2024 wurden in Deutschland insgesamt 1.709.904 Fahrzeuge zugelassen, davon 214.887 Vollelektriker. Das entspricht einem Anteil von 12,6 Prozent (im Vorjahreszeitraum lag der Anteil bei 268.926 Fahrzeugen und 16,4 Prozent). Das ist zu wenig für die E-Auto-Ziele – sowohl der Regierung als auch der Hersteller. Die Bundesregierung arbeitet deshalb aktuell an neuen Förderungen und Vergünstigungen für E-Fahrzeuge. Und die Hersteller? Die passen nach und nach ihre Elektrostrategien an. „Wir wollen unseren Kunden auf dem Weg zur Elektromobilität helfen“, sagt Rowan. Plug-in-Hybride seien eine gute Brückentechnologie. Sie vereinten das beste beider Antriebswelten: elektrische Mobilität für die Kurzstrecke, Verbrenner für die Langstrecke.
Beim Volvo XC90 heißt das konkret: 335 kW (455 PS) und 709 Nm Systemdrehmoment durch die Kombination des 228 kW (310 PS) starken Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziners mit einem 107 kW (145 PS) starken Elektromotor. Und die 18,8 kWh (netto: 14,7kWh) große Lithium-Ionen-Batterie sorgt für circa 70 Kilometer elektrische Reichweite.
Keine Frage: Die Kunden bauen durch Plug-in-Hybride ein Verständnis und ein Gefühl für E-Mobilität auf. Laut Volvo werden 50 Prozent aller Strecken in Volvo-Plug-in-Hybriden elektrisch zurückgelegt, deshalb rückt der Schalter zum Wechsel in den E-Modus im neu entwickelten Infotainmentsystem mehr in den Vordergrund. Das neue System wird bei allen Volvo-Fahrzeugen ab dem Baujahr 2020 aufgespielt und verbessert so die Nutzerfreundlichkeit in allen neueren Volvo-Modellen.
„Die Kunden kaufen ein Auto, keinen Antriebsstrang“, sagt Volvo-Stratege Severinson. Der Fokus liegt also auf dem Fahrzeug, die Antriebstechnologie wird flexibel an die Marktnachfrage angepasst.
Und in eigener Sache: motorfuture erweitert sein Angebot ebenfalls. Wir berichten ab sofort auch wieder über Plug-in-Hybride. Zukunft mobil – das ist bis auf Weiteres auch die Kombination aus Verbrenner- und Elektrotechnik.