Volvo XC90 Plug-in-Hybrid: Fahrbericht

Erster Volvo-Plug-in-Hybrid XC90 geht mit zweitem Facelift in die Verlängerung und soll Erfolgsgeschichte fortschreiben. Logbuch TEST.

Mit dem Facelift des Flaggschiff XC90 hat Volvo im vergangenen Jahr den Strategiewechsel der Marke bekanntgegeben. Das Ziel ist weiterhin die vollkommene Klimaneutralität bis 2040, der Weg dorthin ist nicht mehr so linear wie zuvor kommuniziert, sondern an die Kundennachfrage angepasst — die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen hinkt immer noch dem Angebot hinterher. „Es gibt keine lineare Entwicklung in der Elektrifizierung. Die Richtung ist klar, aber die Geschwindigkeit der Transformation ist unterschiedlich“, sagte Volvo-Strategie-Chef Erik Severinson bei der Präsentation des XC90 im vergangenen Jahr. Plug-in-Hybride gelten seit Jahren als Brückentechnologie zwischen Verbrenner und Elektroauto: Elektroantrieb für die Kurzstrecke, Verbrenner für die Langstrecke.

Der XC90 ist der erste Volvo, der als Plug-in-Hybrid an den Markt ging. Das war im Jahr 2019, jetzt ist das zweite Facelift der zweiten XC90-Generation auf dem Markt. Bis Ende 2024 wurden insgesamt 636.000 Fahrzeuge der ersten und 930.000 Fahrzeuge der zweiten XC90-Generation verkauft, davon 108.000 Exemplare in Deutschland.

Aktuell haben Volvo-Kunden die Wahl zwischen sechs Plug-in-Hybrid-Modellen: XC60, XC90, V60, V90, S60, S90. Die Nachfrage ist auch in den ersten beiden Monaten 2025 groß, Volvo schreibt die Erfolgsbilanz des vergangenen Jahres fort: 11.044 verkaufte Fahrzeuge bedeuten einen Marktanteil von 2,7 Prozent. Rekord. Und: Der Volvo XC60 ist erneut der meistverkaufte Plug-in-Hybrid in Deutschland.

Und auch vom neu überarbeiteten XC90 erhofft sich der Automobilhersteller eine Verteilung von 90 zu 10 Prozent zwischen Plug-in-Hybrid und Mildhybrid. 

Wir waren mit dem Volvo XC90 T8 AWD Plug-in-Hybrid unterwegs.

Antrieb

Das Auto wird von einem Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 310 PS (228 kW) an der Vorderachse und einem Elektromotor mit 145 PS (107 kW) an der Hinterachse angetrieben. Laufen die Motoren zusammen, bedeutet das eine Systemleistung von 335 kW (455 PS) und 709 Nm Systemdrehmoment. Der Standardsprint von null auf 100 km/h ist in 5,4 Sekunden möglich, bei 180 km/h riegelt das System wie alle Volvo-Modelle ab — Sicherheit ist seit jeher ein wichtiges Thema bei Volvo.

Der Fahrer hat die Wahl zwischen fünf Fahrmodi, die über den Touchscreen aktiviert werden können: Hybrid, Pure, Power, Off-Road und AWD. Je nach Fahrmodus und Ladezustand der Batterie treibt der Elektromotor das Fahrzeug allein an, unterstützt den Verbrennungsmotor oder ermöglicht einen effizienten Allradantrieb mit je einer Antriebsquelle pro Achse.

Startet man das 4,95 Meter lange Fahrzeug ist standardmäßig der Hybrid-Modus eingestellt, das Fahrzeug wechselt je nach aktueller Fahrsituation zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor. Pure bedeutet, dass das Fahrzeug ausschließlich vollelektrisch unterwegs ist, der XC90 wird dann zum Hecktriebler und riegelt bei 140 km/h ab. Wählt man Power, dient der Elektromotor als Booster des Verbrennungsmotors, um die Maximalleistung des Plug-in-Hybrid abzurufen. Fällt die Wahl auf AWD ist man ebenfalls mit Allradantrieb unterwegs. Bis zu Geschwindigkeiten von 40 km/h kann auch der Off-Road-Modus, der auf den AWD-Modus aufbaut, gewählt werden, die Bodenfreiheit wird um 40 Millimeter erhöht, die Bergabfahrhilfe wird aktiviert und die Lenkunterstützung erhöht.

Bei den Testfahrten von Salzburg nach Berchtesgaden zeigt sich die Stärke des XC90. Durch den plötzlichen Wintereinbruch ist die Rossfeld Panoramastraße schneebedeckt, für das 2,3 Tonnen schwere SUV kein Problem — sowohl bergauf, als auch bergab.

Wahlweise kann der Volvo elektroautotypisch mit einem Fuß per One-Pedal-Driving gefahren werden.

Verbrauch und laden

Die 18,8-kWh-Lithium-Ionen-Batterie (netto 14,7 kWh) ist im Mitteltunnel platziert und besteht aus insgesamt 96 Zellen, aufgeteilt in sechs in Reihe geschalteten Modulen mit jeweils 16 Lithium-Ionen Zellen. Laut WLTP sind rein elektrische Reichweiten von bis zu 71 Kilometer möglich, das entspricht einem Verbrauch von 20,3 kWh pro 100 Kilometer. Danach springt entweder der Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner ein oder die Batterie kann mit einer maximalen Ladegeschwindigkeit von 6,4 kW nachgeladen werden — an einer 11-kW-Wallbox lädt die Batterie in drei Stunden von null auf 100 Prozent, an einer 230-Volt-Haushaltssteckdose dauert der Ladevorgang sieben Stunden. Die Ladeklappe befindet sich im linken vorderen Kotflügel, die Tankklappe im rechten Fahrzeugheck.

Nach WLTP liegt der Verbrauch bei der Kombination von Elektromotor und Verbrenner im Idealfall bei 1,2 Liter und 19,4 kWh/100 km, ist die Batterie leer, verbraucht das SUV 7,1 l/100 Kilometer.

Fahrwerk und Komfort

Der größte Volvo-SUV bringt mit 4,95 Meter Länge und 1,96 Meter Breite sowie 2,3 Tonnen Gewicht ein mächtiges Auto auf die Straße. In der Theorie. Denn sitzt man erst einmal hinterm Steuer vergisst man die Maße und Masse. Der XC90 fühlt sich beim Fahren sehr kompakt an. Im Innenraum finden Fahrer und serienmäßig bis zu sechs Beifahrer ausreichend Platz auf den bequemen Sitzen, die sich auf drei Reihen verteilen. Wobei die Plätze ganz hinten eher für kurze Fahrten oder Kinder geeignet sind. Die dritte Sitzreihe lässt sich elektrisch zu einer flachen Kofferraumfläche einklappen, dann vergrößert sich das Gepäckraumvolumen von 262 Liter auf 640 Liter. Legt man beide Sitzreihen um stehen 1.810 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung.

Serienmäßig verfügt der XC90 über FSD-Dämpfer (Frequency Selective Damping), die ihre Eigenschaften mechanisch an die aktuellen Fahrbahnbedingungen anpassen, optional ist für 2.430 Euro ein Adaptives Luftfahrwerk bestellbar.

Cockpit und Infotainment

Volvo zeigt auch beim EX90 seine Premiumklasse, verzichtet im hochwertig anmutenden Innenraum aber auf Luxusmaterialien wie Leder. Bei den Sitzbezügen hat man zum Beispiel die Wahl zwischen dem von Volvo entwickelten Material Nordico und einem Wollgemisch. Nordico besteht aus Vinyl, recycelten PET-Flaschen und biologisch angebautem Material, die Alternative Tailored Wool besteht zu 30 Prozent aus Wolle und zu 70 Prozent aus Polyester.

Beim Infotainmentsystem setzt Volvo auf die Android-Basis. Kluger Schachzug, zum Beispiel bei der Navigation, die erfolgt so direkt über Google-Maps — der oft gewählte Umweg über das Smartphone fällt also weg. Für Nutzer von Smartphones mit Android-System ist das Infotainment selbsterklärend, weil es wie ihr Smartphone aufgebaut ist, aber auch für Apple-Nutzer ist die Bedienung des Infotainmentsystems einfach und selbsterklärend. 

Im Vergleich zum vollelektrischen Volvo EX90 ergänzen einige haptische Knöpfe den 11,2 Zoll große Touchscreen — zum Beispiel zur Einstellung der Seitenspiegel. Ein weiteres Detail im Cockpit: Beim Startvorgang muss der Startknopf, analog zum einstigen Schlüssel, um 45 Grad gedreht werden.

Preise

Der Plug-in-Hybrid XC90 startet bei Preisen ab 87.490 Euro. Der Mildhybrid des Volvo-Flaggschiffs startet bei 79.890 Euro, der Vollelektriker EX90 kostet mindestens 83.700 Euro. 

Fotos: Volvo

 

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Franziska Weber