Kfz-Mechatroniker: Traumberuf für Praktiker

28 statt 42 Monate Ausbildungszeit: Skoda-Projekt bringt Quereinsteiger zum Gesellenbrief.

Skoda Deutschland hat gemeinsam mit mehreren Partnern ein Umschulungsprojekt ins Leben gerufen, bei dem die Teilnehmer in nur 28 Monaten einen Handwerkskammer-Abschluss und Gesellenbrief im Kfz-Service erlangen. Der Importeur entwickelte das neuartige Lehrgangskonzept zusammen mit regionalen Servicepartnern, dem Bildungsdienstleister steep, der Agentur für Arbeit, der Handwerkskammer sowie der Kfz-Innung.

Die ersten Auszubildenden schließen die Umschulung im Juli 2022 ab.

Hilmar Niebel, Leiter Service bei Skoda Deutschland, sieht eine große Chance in diesem Projekt: „Mit dieser Umschulung erreichen wir viele Kfz-interessierte Menschen, die bislang noch nicht die passende Position im Arbeitsmarkt gefunden haben.“

Speziell für Umschüler

Das Ausbildungsprojekt wurde 2019 von Skoda Deutschland und der steep GmbH entwickelt. Der Automobilhersteller und der Bildungsdienstleister aus Bonn arbeiten seit vielen Jahren im Bereich Weiterbildung, Mitarbeiterschulungen und ähnlichen Qualifizierungsprogrammen zusammen. Gemeinsam mit der regionalen Kfz-Innung wurde ein speziell für Umschüler konzipiertes Ausbildungsprogramm erarbeitet. „Wir haben die klassische Mechatroniker-Ausbildung für den kürzeren Ablauf individuell angepasst – etwa, indem wir die erste Teilprüfung zeitlich in den Winter verlegt haben. Damit haben die Teilnehmer genug Zeit, die erforderliche Theorie zu lernen“, erklärt Horst Püschel von der Kreishandwerkerschaft Odenwaldkreis. „Die Prüflinge erlangen in der Umschulung denselben Wissensstand wie Absolventen der längeren, herkömmlichen Mechatroniker-Ausbildung.“

Qualifizierte Fachkräfte für Servicepartner

Die Skoda-Servicepartner in der Region Südhessen, die das Projekt mit Praktikumsplätzen unterstützen und später gegebenenfalls Absolventen übernehmen, zeigten bei der ersten Vorstellung der Idee großes Interesse – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels suchen sie gut ausgebildete Fachkräfte. Die Umschulung bietet den Betrieben zudem die Möglichkeit, bislang unqualifizierten Mitarbeitern einen Berufsabschluss zu ermöglichen. Auch die Agentur für Arbeit (AA) war früh beteiligt.

Hauptschulabschluss, Berufserfahrung

Um an der Umschulung teilnehmen zu können sind ein Hauptschulabschluss, eine anderweitige Berufsausbildung oder eine mehrjährige Erwerbstätigkeit sowie grundlegendes Interesse an der Kfz-Technik erforderlich. Das aktuelle  Teilnehmerfeld ist vielfältig gemischt: Der jüngste Kfz-Umschüler ist 22, der älteste 49 Jahre alt.

Viele der angehenden Mechatroniker kommen aus der Region, zwei sind Flüchtlinge aus dem Irak.

Ayman und Olaf

So wie Ayman Ali (Bild, links). Der gebürtige Iraker lebt seit vier Jahren in Deutschland, seit 2020 in Darmstadt. Der Kfz-Bereich hat ihn schon immer fasziniert. „Mit 14 habe ich angefangen, in der Werkstatt meiner Familie zu schrauben. Solch einen Beruf einzuschlagen, war schon immer mein Traum“, erzählt der heute 26-Jährige. In neun Monaten hat er sich mit seinen deutschen Sprachkenntnissen das sogenannte Goethe-Zertifikat B1 erarbeitet. Aufgrund seines Lebenslaufes inklusive Erfahrung im Kfz-Gewerbe empfahl ihm die Agentur für Arbeit die Umschulung bei Skoda. Eine Übernahme beim Praktikumsbetrieb wäre sein Wunsch – später möchte er den Meister machen.

Olaf Bunk (Bild, rechts) hat mit heute 49 Jahren schon einige Arbeitsstationen absolviert. Nach rund 20 Jahren im Fensterbau wechselte der gelernte Schreiner in ein neues Jobverhältnis und erlitt dort wenig später einen Arbeitsunfall – es folgte die Kündigung. „Die Arbeitsvermittlung kam dann auf mich zu. Ich habe meine Autos schon immer selbst repariert, in der Jugend schwankte ich zwischen der Schreiner- und Kfz-Lehre. Jetzt schlage ich diesen Weg doch noch ein.“ Sein Sohn durchläuft die klassische Mechatroniker-Ausbildung. Tatsächlich macht Olaf Bunk sein Praktikum in eben jenem Betrieb, in dem sein Sohn beschäftigt ist. „Nochmal die Schulbank drücken war eigentlich nicht mein Plan, aber mit der Umschulung klappt es sehr gut.“

Skoda und die Agentur für Arbeit finanzieren

In den 28 Monaten absolvieren die Teilnehmer zunächst eine zehnmonatige Grundausbildung. Es folgen überbetriebliche Lehrgänge in Zusammenarbeit mit der Kfz-Innung und der Handwerkskammer, die sich zum Beispiel mit Reparatur- und Diagnosetechnik befassen. Hinzu kommen Lehrgänge bei Skoda Auto Deutschland und zwei je dreimonatige Betriebspraktika bei Skoda-Autohäusern und -Servicepartnern. Für die Organisation und den Ablauf der Zwischen- und Abschlussprüfungen arbeiten steep, die Kfz-Innung und die Handwerkskammer Hand in Hand.

Skoda Deutschland und die Agentur für Arbeit finanzieren die Umschulung.

Illustration, Foto: Pixabay, Skoda

Redaktion