Die Zukunft ist jetzt: Matthias Schweighöfer und die Polestar-Story

Die schwedische Elektromarke Polestar stellt unter der Modellziffer 5 ein neues Auto vor. Der Filmstar Matthias Schweighöfer spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Und das Verbrenner-Verbot ist eine Frage des Standpunkts.

Verbrenner-Motorensound erklingt im plakatierten Aufzug des WERK 3 im Münchener Osten. Früher wurden hier im Pfanni-Werk Kartoffeln zu Knödeln verarbeitet, am Abend des IAA-Montag findet in der zur Eventlocation umgebauten Fabrik die Präsentation des Polestar 5 statt. „Welcome to the future“ lautet die Begrüßung im sechsten Stock. Für alle, die die Marke Polestar nicht kennen, haben die Plakate im Aufzug die Frage beantwortet, um was für eine Zukunftsvision es sich handelt: Polestar ist ein vollelektrischer Automobilhersteller, seit seinem ersten Serienfahrzeug verkauft das schwedische Unternehmen ausschließlich vollelektrische Autos. Am heutigen Abend wird das vierte Serienmodell mit der Modellziffer 5 vorgestellt.

„Was ist so schwer daran vollelektrisch zu fahren“

Eine Treppe führt in den dunklen Raum, im Mittelpunkt der vielen geladenen Gäste steht der noch verhüllte Polestar 5. Doch neben dem neuen Modell wird an diesem Abend noch ein weiteres neues Gesicht der Marke vorgestellt. Die Elektroautomarke hat sich für den Weg in die Zukunft neue Partner gesucht, um ihre Bekanntheit zu steigern. Seit dieser Saison sponsert der schwedische Hersteller den Fußballverein Borussia Dortmund, das Polarstern-Logo ziert die Trikotärmel der BVB-Spieler — ein paar ehemalige Spieler sind ebenfalls in München. Und kurz vor der IAA wurde bekannt, dass die vollelektrische Marke mit dem Schauspieler Matthias Schweighöfer einen neuen Markenbotschafter gefunden hat. Der Deutsche ist auch kreativer Partner der Marke, erstes gemeinsames Projekt ist der Film über den Polestar 5 — Schweighöfer ist nicht nur als Schauspieler zu sehen, sondern hat zusammen mit Polestar die Idee erarbeitet und den Dreh umgesetzt. Einen Ausblick in die Zukunft und auf weitere Projekte gibt es aktuell noch nicht, aber die Partnerschaft sei langfristig angelegt, sagt der Elektroautohersteller. Aber zurück zum Polestar 5: Das gelungene, knapp zweiminütige Werk von Polestar und Schweighöfer ist ab sofort auf den Social Media Kanälen der Marke und des Schauspielers zu sehen.

Polestar-Chef Michael Lohscheller und Schauspieler Matthias Schweighöfer bei der Polestar-5-Premiere in München

„Was ist so schwer daran vollelektrisch zu fahren“, fragt sich Schweighöfer im Polestar-5-Film, aus dem zusätzlich Auszüge als Printkampagnen in deutschen Leitmedien zu sehen sein werden. Auch hier ist die Aufforderung klar: mehr Bekenntnis hin zur Elektromobilität. „Fakten zu ignorieren und wegzulaufen ist keine Lösung“, fasst Schweighöfer die Kernaussage bei der Polestar-5-Präsentation zusammen. Nach dem Film und einem kurzen Gespräch zwischen Lohscheller und Schweighöfer wird der Polestar 5 enthüllt. „The most Polestar Polestar yet“, beschreibt Lohscheller den neuen 5 Meter langen und 2 Meter breiten Polestar Grand Tourer.

„The most Polestar Polestar yet“

Nach der Präsentation öffnen sich die Verdunklungsrollos, das Abendlicht erhellt den Raum und die bodentiefen Fenster öffnen den Blick auf die bayerische Landeshauptstadt — in der Ferne sieht man die beiden knapp 100 Meter hohen Türme der Münchener Frauenkirche mit ihren Zwiebelhauben. Ein Wink, dass die Zukunft hell ist? Oder schlicht und einfach der Tatsache geschuldet, dass der Film sonst nicht sichtbar gewesen wäre? Polestars Message des Tages ist auf jeden Fall klar: Die Zukunft ist vollelektrisch und beginnt jetzt. „Die Zukunft ist sauber, macht mehr Spaß beim Fahren, ist wertorientiert und frei von Schuldgefühlen – und sie ist bereits da“, sagt Polestar-Chef Michael Lohscheller.

Der neueste Polstar, mit dem man vollelektrisch in die Zukunft fahren kann, trägt die Modellbezeichnung 5. Polestar nummeriert seine Modelle chronologisch durch — der 5 ist das vierte Serienmodell und komplettiert die Modellpalette um die Fahrzeuge mit den Ziffern 2, 3 und 4.

Mit der Ziffer 5 voll und ganz ins Premiumsegment

Mit der Ziffer 5 fährt Polestar voll und ganz ins Premiumsegment: zwei Antriebsvarianten stehen zur Wahl, ein Dual Motor mit 550 kW (748 PS) und 812 Nm Drehmoment und die Performance-Variante mit 650 kW (884 PS) und 1015 Nm. Standardsprint von null auf 100 km/h in 3,9 Sekunden (Dual Motor) und 3,2 Sekunden (Performance), bei 250 km/h regeln die Fahrzeuge ab. Die 112-kWh-Batterie von SK On besteht aus 8 Modulen und 192 Zellen und sorgt laut Hersteller für Reichweiten von bis zu 670 Kilometern (Dual-Motor) und 565 Kilometern (Performance). Die 800-Volt-Architektur kommt bei Polestar erstmals zum Einsatz und sorgt bei optimalen Bedingungen an geeigneten Gleichstromladestationen dafür, dass der Akku mit bis zu 350 kW geladen werden kann. Der Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent dauert dann 22 Minuten.

„Der Polestar 5 bringt die Zukunft in unsere Gegenwart. Unsere Vision für das Design, die Technologie und die Nachhaltigkeit von Polestar ist nicht länger ein Traum, sondern eine Realität, die unsere Kundinnen und Kunden kaufen können“, sagt Michael Lohscheller. Für den Kauf sind 119.900 Euro (Dual Motor) beziehungsweise 142.900 Euro (Performance) nötig, Bestellungen sind ab sofort möglich, die Auslieferung soll im Frühjahr 2026 erfolgen — die vollelektrische Zukunft bleibt teuer.

Gegen den Strom

Am Vormittag nach der Präsentation steht Polestar-Chef Michael Lohscheller erneut auf einer Bühne und hält auf dem IAA-Messegelände eine Keynote, in der er EU-Politiker dazu aufruft, an den festgelegten Zielen für 2035 festzuhalten: „Das EU-Ziel für 2035, den Verkauf neuer Verbrennerfahrzeuge zu beenden, war ein Wendepunkt. Es brachte der Industrie Klarheit, den Investoren Orientierung und den Verbrauchern Sicherheit. Dieses Ziel jetzt aufzuweichen, würde das Gegenteil signalisieren: dass Europa von seinen eigenen Verpflichtungen abrückt. Das würde nicht nur dem Klima schaden – es würde auch Europas Wettbewerbsfähigkeit schwächen.“ Damit stellt sich der Polestar-CEO gegen den neuen Zeitgeist anderer Hersteller, die dieser Tage den Aufschub des Verbrenner-Verbots fordern. Kein Wunder, im Gegensatz zu den anderen Herstellern produziert Polestar ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge.

Müller, Söder und die deutschen Chefs

Lohschellers Rede vorangegangen ist die offizielle Eröffnung der IAA durch VDA-Chefin Hildegard Müller, Bundeskanzler Friedrich Merz, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Bei der Eröffnung fordert auch die Politik ein Umdenken in der Verbrenner-Thematik — Merz erwähnt in seiner Rede das Verbrenner-Verbot nicht konkret, legt aber dar, dass er es ablehnt: „Wir wollen keine Einengung auf eine einzige Lösung, wir wollen den Wettbewerb der besten Ideen und der besten Technologien“, sagt der Bundeskanzler. Und: „Wir wollen Technologieoffenheit, Wettbewerbsfähigkeit und effektiven Klimaschutz miteinander verbinden.“ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist in seiner Rede konkreter: „Wir sind Autoland Nummer 1 und wollen es bleiben. Deutschland braucht insgesamt wieder ein klares Bekenntnis zum Auto. Es ist die zentrale Lebensader der Wirtschaft. Dazu gehört der Stopp des EU-Verbrenner-Verbots, ein Technologieschub für Elektromobilität und autonomes Fahren sowie niedrigere Industriestrompreise und der Ausbau der Ladeinfrastruktur.“ 

Und auch die Chefs deutscher Automobilhersteller sprechen sich im Rahmen der IAA für den Stopp des Verbrenner-Verbots 2035 aus. Die wirtschaftlichen Gründe dafür liegen auf der Hand, die Nachfrage hinkt dem Angebot weiter hinterher, die Hersteller verkaufen schlicht und einfach zu wenige Elektrofahrzeuge. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, lautet die Aussage der Automobilhersteller. 

Entscheidungen heute wirken in 10 bis 15 Jahren

Volkswagen-Chef Oliver Blume sieht die Politik am Zug und fordert in der Automobilwoche (9. September 2025) verlässliche Rahmenbedingungen, um langfristig planen und investieren zu können. Daran, dass die Dekarbonisierung oberstes Ziel sein müsse, sei nicht zu rütteln. Trotzdem sagt Blume: „Ich halte es für unrealistisch, dass wir 2035 nur noch reine Elektrofahrzeuge auf der Straße haben.“ „Wir dürfen uns bei der Dekarbonisierung nicht selbst im Weg stehen“, so der CEO. Damit schließt sich Blume den Chefs von Mercedes und BMW an, bleibt im Ton aber zurückhaltender. Mercedes-CEO Ola Källenius und BMW-Chef Oliver Zipse hatten vor der IAA in teils drastischen Worten eine Neuausrichtung der Politik in Europa gefordert. Zipse beispielsweise bezeichnete das für 2035 geplante faktische Verbrenner-Verbot als „Desaster“. Blume sagt, die E-Mobilität sei notwendig – und die Industrie in der Lage, bezahlbare Fahrzeuge für alle Segmente zu liefern. Voraussetzung sei jedoch, dass Infrastruktur, Energiepreise und Fördermechanismen wie ein Sozialleasing für Einstiegsmodelle mitziehen. „Die Industrie kann liefern. Aber Entscheidungen heute wirken in 10 bis 15 Jahren – es braucht Planbarkeit.“ Außerdem dürfe die Industrie nicht für Fehler und Versäumnisse bestraft werden, die andere gemacht haben. Auch die CO₂-Gesetzgebung müsse realistischer werden und sich an der Realität orientieren. Blume spricht sich deshalb dafür aus, nicht nur die Antriebsart, sondern auch Recycling, Materialwahl und synthetische Kraftstoffe zu berücksichtigen. Diese könnten mit höheren Beimischungen dazu führen, den CO₂-Ausstoß unmittelbar zu senken. Er fordert eine realistische, pragmatische und intelligente Herangehensweise.

„Die Zukunft ist jetzt“ – in der Automobilindustrie bleibt es aber weiter  spannend, wie die Weichen gestellt werden.

Ab 119.900 Euro: Polestar 5                                                                                Fotos: Polestar

Franziska Weber