Daimler feiert 25 Jahre Brennstoffzelle. 1994 schickten die Erfinder des Automobils mit dem NECAR 1 das erste fahrfertige Wasserstoffauto auf die Straße. Unterdessen schickt sich das US-Unternehmen Nikola an, den Schwerverkehr mit Hilfe der Brennstoffzelle zu elektrifizieren.
Elektroantriebe sollen das Auto revolutionieren. Der Strom dafür kommt aus der Steckdose, wird in Batterien gespeichert und treibt bei Bedarf einen oder mehrere Elektromotoren für den Vortrieb an. Soweit die Theorie. Die Praxis ist weniger gnädig mit der Zukunft: Die Reichweite ist abhängig von der Speicherkapazität, und Akkus sind nicht nur teuer, sondern auch schwer. Die Personenwagen-Industrie arbeitet mittlerweile verbissen an Lösungen. Für den Schwerverkehr ist die Batterietechnik bis auf weiteres nur für die sogenannte letzte Meile eine Alternative – den Verteilerverkehr auf kurzen Strecken.
Brennstoffzelle für den Schwerverkehr
Die elektrische Alternative für den Lastwagen-Diesel ist vermutlich die Brennstoffzelle, die Wasserstoff in elektrischen Strom wandelt. Der Vorteil: Wasserstoff wird in Tanks gebunkert und die Treibstoffversorgung ist wie beim Diesel eine Sache von wenigen Minuten. Vor allem aber: Das Problem gigantischer Fahrbatterien mit entsprechenden Gewichten und Kosten ist kein Thema.
Daimler experimentiert seit einigen Jahren in Stadtbussen mit der Brennstoffzelle, und auch bei Toyota und Hyundai steht die Technik ganz oben auf den Entwicklungsplänen.
Nikola mit 13.000 Vorbestellungen
Der US-Pionier Nikola aus Phoenix (Arizona) macht derweil Nägel mit Köpfen. Bei der Hausmesse Nikola World in Scottsdale (Arizona) präsentierte das Unternehmen in der vergangenen Woche zwei neue serienreife Brennstoffzellen-Lastwagen für den amerikanischen und den europäischen Markt. Leistung bis 750 kW (1000 PS), Drehmoment bis 2000 Nm, Reichweite bis 2000 Kilometer. „Wir wollen jeden Stein in der Transport-Industrie umdrehen“, sagte Nikola-Chef Trevor Milton. Und: „Wir arbeiten mit anderen Herstellern und der Industrie an der Entwicklung von Wasserstoff-Standards, die eine Tankfüllung in weniger als 15 Minuten ermöglicht. Die Ziele sind Sicherheit und Praktikabilität für die Trucker.“
Nach eigenen Angaben hat Nikola Motors bereits 13.000 Vorbestellungen für Brennstoffzellen-Trucks in den Büchern. Die Belieferung des Brauereikonzerns Anheuser-Busch mit 800 verbindlich bestellten Fahrzeugen soll zeitnah beginnen. Für den Kundendienst wird in Nordamerika gemeinsam mit Partnern ein Servicenetz von 800 Stützpunkten aufgebaut.
25 Jahre Mercedes NECAR
Die Zukunft des Brennstoffzellenautos begann übrigens vor 25 Jahren in Stuttgart. 1994 stellte Daimler das Forschungsfahrzeug NECAR ( „New Electric Car“) mit Elektroantrieb und Brennstoffzelle vor. Das Auto basierte auf dem Mercedes-Transporter MB 100 und hatte zum Zeitpunkt seiner Präsentation bereits mehrere Tausend Versuchskilometer auf dem Tacho. Die technischen Daten: Elektromotor mit 30 kW (41 PS) Leistung, Reichweite 130 Kilometer, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h. Daimler arbeitet seitdem kontinuierlich an der Brennstoffzellen-Technik. Der Mercedes GLC F-Cell, ein Brennstoffzellen-Batterie-Hybrid, wird seit Ende vergangenen Jahres in Serie gebaut.
Unser Bild: Nikola tre für den europäischen Markt. Foto: Nikola