Unterwegs mit dem neuen Elektro-Audi. Fahrbericht.
Der Audi Q6 e-tron ist das erste Modell der Marke auf der Premium Platform Electric (PPE) mit 800-Volt-Technik. Die Allradversion des 4,77 Meter langen, 1,97 Meter breiten und 1,65 Meter hohen SUV wird von zwei Elektromotoren mit mächtig Schub angetrieben: 500 Newtonmeter (Nm) an der Hinterachse, 275 Nm an der Vorderachse.. An der Vorderachse arbeitet eine Asynchronmaschine (ASM) mit einer Leistung von 140 kW (190 PS) und 275 Nm.
Viel Leistung, wenig Verbrauch
Die Systemleistung steht mit 286 kW (387 PS) im Datenblatt, bei der schärferen Variante SQ6 e-tron sind es 360 kW (489 PS). Die Verbrauchswerte in der Praxis sind vielversprechend: Bei zügiger Berg-und-Tal-Fahrt sowie maximal Tempo 130 auf der Autobahn zieht der schwere Wagen 23,1 kWh/100 km aus dem Akku, die S-Version verlangt mit rund 25 kWh/100 km nur unwesentlich mehr. Verglichen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren sind das sensationelle Werte.
Elektrotechnisch typisch sind auch die Beschleunigungswerte: Der 2,32 Tonnen schwere Q6 e-tron sprintet aus dem Stand in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 (SQ6: 4,3 s), die Höchstgeschwindigkeit wird bei 210 km/h abgeregelt (SQ6: 230 km/h).
So schnell waren wir nicht unterwegs, aber es ist beeindruckend, mit welcher Gelassenheit und Souveränität der Audi auch extrem ramponierte Streckenabschnitte meistert. Wird vom Modus Komfort in Dynamic gewechselt, spannt der Q6 e-tron die Muskeln an. Die Abstimmung des Fahrwerks wird straffer, die Lenkung ebenso wie das Ansprechverhalten des Antriebs direkter. State of the Art.
Die Antriebsbatterie des Autos kann 94,9 kWh speichern (netto), der mit zwölf Modulen und 180 Zellen bestückte Akku wiegt 570 Kilogramm. Geladen wird mit Wechselstrom (AC) auf beiden Seiten des Fahrzeugs (11-kW-On-Board-Charger), der Gleichstrom-Anschluss (DC) ist am Heck auf der Fahrerseite platziert. Die 800-Volt-Technik ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 270 kW. An einer entsprechend potenten Ladesäule dauert es dann gerade einmal zehn Minuten, um Strom für 255 Kilometer Reichweite in den Akku zu saugen. Sagt Audi. Und innerhalb von 21 Minuten soll Ladestand von zehn auf 80 Prozent (State of Charge/SoC) steigen. Die Audi-Techniker versprechen in diesem Zusammenhang im Idealfall eine Ladekurve, die von zehn bis 40 Prozent oberhalb von 250 kW bleibt und erst danach langsam abfällt. So viel jedenfalls zur Theorie. Das gilt, ebenfalls systemtypisch, auch für die Reichweiten: Der WLTP-Zyklus verspricht bis zu 625 Kilometer, respektive 598 Kilometer beim SQ6 e-tron.
Haptik? Der Audi will hören
Im Innenraum des Audi Q6 e-tron fällt zunächst das 11,9 Zoll große Curved Panorama Display ins Auge. Der gebogene Screen umrahmt quasi den Platz am Steuer und ist konsequent auf diese Position ausgerichtet. Das komplett neu entwickelte MMI-Display in der Mitte des Armaturenträgers misst 14,5 Zoll. Ausdrücklich betonen die Entwickler, dass auf haptische Bedienelemente verzichtet wurde, stattdessen Sprachsteuerung und Touchelemente im Lastenheft standen. Zum Glück hat der manuelle Lautstärkeregler für das Infotainmentsystem überlebt, doch die Klimaautomatik kann nun lediglich noch über Sprache oder eben über Fingerübungen auf dem Display bedient werden. Dabei zeigt der Bildschirm aber häufig eine verzögerte Reaktion. Nicht einfach ist es außerdem, die Verbrauchswerte oder Tageskilometer über das Multifunktionslenkrad abzurufen. Das notwendige Wischen über die kleinen Tasten muss sehr feinfühlig und exakt erfolgen. Währen der Fahrt ist das jedoch nicht immer möglich.
Die Spracherkennung aber funktioniert inzwischen sehr gut, egal ob es um Anweisungen zu Entertainment, Klimaautomatik, Navigation oder auch zum Öffnen von Fenstern geht. Auf Wunsch bietet Audi das Augmented Reality Head-Up-Display der zweiten Generation an. Die Qualität der Anzeigen ist nochmals besser geworden. Das gilt auch für die Routenplanung, die unter anderem topografische Fakten mit in die Berechnung aufnimmt, um Ladepunkte vorzuschlagen.
Platz da
Viel Platz im Q6 e-tron. Auf die Rückbank passen auch Personen mit einer Körperlänge von 1,90 Metern, der Kofferraum hat ein Volumen von 526 Litern (bei vorgeklappten Rücksitzlehnen 1.529 Liter), und unter der Fronthaube gibt es den praktischen Frunk: 64 Liter.
Mit dem Q6 e-tron feiert übrigens auch eine Weltneuheit ihre Premiere. Eine aktive digitale Lichtsignatur hat es zuvor noch nicht gegeben. Über sechs OLED-Panels mit insgesamt 360 einzelnen Elementen erzeugt ein spezieller Algorithmus alle zehn Millisekunden ein neues Bild. Außerdem lässt sich bei den optionalen Matrix-Scheinwerfern über das MMI oder die Audi App auf dem Smartphone eine von acht möglichen Lichtsignaturen im Tagfahrlicht auswählen. Über die Rückleuchten werden nachfolgende Fahrzeuge zudem auf mögliche Gefahren hingewiesen. Sobald der Warnblinker eingeschaltet wird, taucht in den Hecklichtern ein Warndreieck auf.
Auch ohne aufpreispflichtigen Gimmicks ist der neue Stromer mit den vier Ringen kein Sonderangebot. 74.700 Euro stehen für den Q6 e-tron quattro in der Preisliste, 93.800 Euro sind es beim SQ6 e-tron. Etwas günstiger ist der Q6 mit Heckantrieb: 69.750 Euro.
Fotos: Audi
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