Logbuch Jeep Avenger

Unterwegs mit dem elektrischen Italo-Amerikaner aus Polen. Fahrbericht.

Eingefleischte Jeep-Fans werden für den Avenger vermutlich kaum mehr als ein müdes Lächeln übrig haben. Zu klein, kein Allrad und dann auch noch der fehlende Motorsound. Doch bei Jeep hat sich in den vergangenen Jahren bekanntlich eine Menge verändert. Die Autos sind generell kleiner geworden und auch die Elektrifizierung hat Einzug gehalten. Den Renegade und den Compass gibt es bereits mit Plug-in-Hybrid-Antrieben, und schon in naher Zukunft soll mit dem Wagoneer S, dem Recon sowie einem bislang noch namenlosen Auto vollelektrischer Nachwuchs an den Start gehen. 

Kurz, kompakt, Multikulti

Doch zurück zum Avenger. Das kompakte SUV ist 4,08 Meter kurz, 1,78 Meter breit, 1,53 Meter hoch und ein globaler Multikulti-Amerikaner – in Italien designt, in Polen gebaut, der Antrieb kommt aus Frankreich.

Die E-Maschine leistet maximal 115 kW (156 PS) und bringt dann ein Drehmoment von 260 Newtonmetern auf die Vorderräder. Ist der Elektro-Jeep im Normal-Modus unterwegs, ist die Leistung auf 80 kW, im Modus Eco auf 60 kW gedrosselt. Bereits in der Stellung Normal geht es vom Start weg flott voran und auch Beschleunigungsmanöver werden kraftvoll absolviert. Wird Sport gewählt, strafft sich der Avenger deutlich, beim Druck aufs Beschleunigungspedal macht sich das Plus an Leistung spürbar bemerkbar.

Keine Frage, der Elektro-Jeep hinterlässt einen mehr als ansprechenden Eindruck. Auch flott angesteuerte Kurven bereiten keinerlei Probleme, die im Fahrzeugboden liegende 320 Kilogramm schwere Batterie (Nettokapazität 50,8 kWh) sorgt für einen tiefen Schwerpunkt.

Generell stellt Jeep beim Avenger aber den Komfortaspekt in den Vordergrund. Das bringt trotz des fehlenden Allradantriebs auch gute Geländetalente, die Bodenfreiheit von 200 Millimetern, die kurze  Überhänge, die Böschungswinkel von 20 Grad vorn und 32 Grad hinten sowie der Rampenwinkel von 20 Grad sind klare Indizien. Und auch die Elektronik hilft mit den Fahrprogrammen „Snow“, „Mud“ und „Sand“ für effiziente Traktion bei Glätte, im Schlamm und auf unbefestigtem Terrain. Apropos Elektronik: Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 150 km/h abgeriegelt.

„Wir können auch urban“ 

Passt schon, sagen sie bei Jeep, gönnten uns für die ersten Testfahrten allerdings ausschließlich asphaltierte Straßen. Trotz teilweise forscher Fahrweise – Sprint auf Tempo 100 in neun Sekunden – lag der Durchschnittsverbrauch nach den knapp 100 gefahrenen Kilometern bei sehr guten 14,5 kWh/100 km. Das kann sich selbst vor dem Hintergrund der sommerlichen Temperaturen sehen lassen. Schließlich gibt Jeep den WLTP-Wert für den mit einer Wärmepumpe ausgerüsteten Avenger mit mindestens 15,2 kWh/100 km an. Die Reichweiten von etwa 400 Kilometern über Land und mehr als 500 Kilometern in der Stadt sind also durchaus realistisch. „Wir können auch urban“, unterstreicht ein Jeep-Sprecher die neue Zeit.

Der Avenger holt sich an der Wallbox mit elf kW die volle Ladung in fünfeinhalb Stunden, an der Express-Säule stellen laut Datenblatt 100 kW den Akku in 24 Minuten von 20 auf 80 Prozent. Minuspunkt: Die Ladebuchse liegt hinten auf der Fahrerseite – nicht gerade ideal für das Laden am Straßenrand.

Viel Platz da

Der kurze Kompakte punktet hingegen mit seinem großzügigen Platzangebot. Selbst wenn in Reihe eins lange Leute sitzen, finden ebenfalls großgewachsene Hinterbänkler genügend Platz auf den billigen Plätzen. Das Ladeabteil fasst 355 Liter.

Das Infotainmentsystem wird über den 10,25 Zoll-Touchscreen gesteuert, das digitale Tachodisplay misst in der Basisversion sieben Zoll, kann auf Wunsch jedoch ebenfalls im Format 10,25 Zoll  bestellt werden.

Klimaautomatik und Rückfahrkamera sind serienmäßig an Bord, ebenso eine Reihe von Fahrassistenten, die LED-Scheinwerfer und die USB-Anschlüsse vorne und hinten. Unterfahrschutz, Rundumverkleidungen und geschützten Scheinwerfer minimieren den Ärger bei den typischen Alltagsremplern, die Unterfahrschutzverkleidungen aus Polymer sind nicht lackiert, sondern durchgefärbt – dem Kratzer keine Chance. Überhaupt die Optik: Mit den ausgestellten Kotflügel lässt der Avenger die Muskeln spielen, die ikonische Grill-Anmutung zeigt das Markengesicht.

Die Basisversion des Avenger kostet 37.000 Euro. 

Fotos: Jeep

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Wolfgang Schaeffer