Mythos Monaco

Formel E startet am kommenden Samstag zum vierten Mal in Monaco und erstmals auf dem legendären Formel-1-Grand-Prix-Kurs. Einzige Station in der siebten Saison mit nur einem Rennen. Meisterschaft nach den ersten sechs Rennen völlig offen.

Am Samstag starten die zwölf Formel-E-Teams zum vierten Mal in Monaco. Erstmals findet das Rennen auf dem vollständigen 3,2 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs statt, bisher startete die vollelektrische Rennserie auf einem verkürztem 1,756 Kilometer langen Kurs im monegassischen Fürstentum. „Die Formel E auf der längeren Version der historischsten Rennstrecke der Welt fahren zu sehen ist ein weiterer großer Meilenstein für die ABB FIA Formel-E-Weltmeisterschaft“, sagt Formel-E-Mitbegründer Alberto Longo. „In vielerlei Hinsicht ist diese Strecke wie für die Formel E geschaffen – es ist ein schneller und enger Straßenkurs, der viele Überholmöglichkeiten bietet und das Energiemanagement der Fahrer mit starken Steigungen und Hochgeschwindigkeitsabschnitten auf die Probe stellt.“

Back to the roots

Nach den beiden Valencia-Rennen auf einer permanenten Rennstrecke kehrt die Formel E in Monaco zu ihren Wurzeln zurück. Enge Stadtkurse sind charakteristisch für die Rennserie, 75 Rennen in 23 Metropolen stehen bisher in den Geschichtsbüchern. Bis zum Saisonende der siebten vollelektrischen Rennserie kommen neun weitere Rennen dazu. Die FIA hat mit Doubleheadern in Puebla (Mexiko, 19./20. Juni), New York City (USA, 10./11. Juli), London (Großbritannien, 24./25. Juli) und Berlin (Deutschland, 14./15. August) den Saisonkalender komplettiert. Monaco ist damit der einzige Austragungsort, an dem in der aktuellen Saison nur ein Rennen stattfindet.

„Einfach magisch“

Seit im Jahr 1929 das erste Rennen in Monaco stattfand hat sich der Stopover im Stadtstaat zum Klassiker und Highlight im Motorsportkalender entwickelt. „Monaco ist Monaco, es ist einfach magisch“, sagt der amtierende Monaco-Sieger Jean-Éric Vergne, und Sébastien Buemi, der 2015 und 2017 im Fürstentum siegte, ergänzt: „Jeder Fahrer träumt davon, ein Mal in seiner Karriere in Monaco zu fahren.“ Und trotzdem gibt es auch in Monaco nur 25 Punkte für den Sieger: „Es ist das Rennen, das du gewinnen willst, aber trotzdem gibt es genau die gleiche Anzahl an Punkten, wie bei jedem anderen Rennen“, sagt Alex Lynn. „Deshalb muss du das Rennen und nicht den Anlass fahren.“

Heimspiel für Venturi

Teams und Fahrer freuen sich auf das Rennen am Samstag. Viele Fahrer leben im 2,1 Quadratkilometer kleinen Land am Mittelmeer und mit Venturi hat auch ein Rennstall seinen Hauptsitz in Monaco. „Als einziges monegassisches Rennteam mit unserem neuen Hauptquartier nur einen Steinwurf von der Strecke entfernt, ist der Monaco E-Prix verständlicherweise ein ganz besonderes Rennen für uns“, sagt Venturi-Chefin Susie Wolff. „Es ist eine ikonische Strecke und das Juwel in der Krone der Formel E.“

Enges Feld, unberechenbare Formel E

Wer sich die Krone am Samstag aufsetzten wird, ist schwer vorhersehbar. Das Feld ist erneut eng beieinander. Bilanz der bisherigen Saison: sechs Rennen, fünf Sieger, 14 Fahrer auf dem Podium. Nyck de Vries hat sich mit seinem zweiten Sieg in Valencia an die Spitze der Fahrerwertung gesetzt. Auf Platz zwei folgt sein Teamkollege Stoffel Vandoorne, der ebenfalls schon einen Sieg gefeiert hat. Mercedes steht durch die gute Teamleistung mit 105 Punkten an der Spitze der Teamwertung vor Jaguar (82 Punkte) und Virgin (58 Punkte).

Ein Beispiel für die Unberechenbarkeit in der Formel E ist André Lotterers Saisonverlauf. Der Porsche-Pilot, der vor der Saison zum erweiterten Favoritenkreis gehörte, blieb die ersten fünf Rennen ohne Punkte. Mit Platz zwei beim zweiten Valencia-Lauf punktet er erstmals in der Saison und rückt vom letzten Platz der Fahrerwertung auf Rang 16. Noch besser verlief das letzte Rennwochenende für den Rookie Jake Dennis, der wie Lotterer ohne Punkte nach Valencia reiste. Mit dem achten Platz am Samstag und seinem ersten Formel-E-Sieg am Sonntag inklusive Poleposition und bester Qualifying-Zeit steht der junge BMW-Pilot jetzt auf Platz acht der Fahrerwertung.

Die Formel E bleibt für die Zuschauer spannend, weil quasi jeder Fahrer an einem guten Tag um den Sieg fahren kann. Das liegt an den vielen Gleichteilen, die in der vollelektrischen Serie verwendet werden und so die Chancengleichheit der Teams herstellt, aber auch am Qualifyingformat, das die besten Fahrer auf den schlechtesten Streckenverhältnissen um ihre Startplätze fahren lässt.

Energiechaos in Valencia

Trotzdem ist nicht alles Gold was glänzt. Das vergangene Rennwochenende in Valencia hat auch einige Fragen aufgeworfen. Beim fünften Saisonlauf erreichten nur neun Piloten das Ziel und das auch nur mit angezogener Handbremse, weil die Energie nach einer Reduktion durch die Rennleitung knapp wurde – für praktisch das halbe Feld zu knapp. Bisher haben sich die Verantwortlichen noch nicht dazu geäußert, ob oder was sie aus dem Chaos-Rennende für Schlüsse ziehen. Es bleibt also spannend in der Formel E.

Das Monaco-Rennen startet am Samstag um 16:04 Uhr, die beiden Trainings (8:00 Uhr und 10:15 Uhr) und das Qualifying (12:00 Uhr) finden ebenfalls am Samstag statt. 

Franziska Weber