Rally-e

ADAC Opel e-Rally Cup startet in die zweite Saison. Ein Überblick über die vollelektrischen Rennserien.

In der Automobilbranche werden neue Technologien stets im Motorsport auf Leib und Seele getestet, um dann später abgewandelt in der Serienproduktion eingesetzt zu werden. Mit den neuen (voll-)elektrischen Antrieben hat sich auch die Motorsport-Landschaft verändert, seit 2014 gibt es mit der Formel E die erste vollelektrische Rennserie. Auch hier geht es für die Hersteller um den Technologietransfer, aber die von Alejandro Agag gegründete Serie ist auch ein Marketinginstrument, das dem Publikum und potentiellen Autokäufern die Scheu vor der Elektromobilität nehmen und zeigen soll, wie viel Spaß und Leistung E-Antriebe bieten. Nachdem die Formel E den Startschuss für den Elektro-Motorsport gab, folgten weitere Serien: die Jaguar I-Pace eTrophy im Rahmenprogramm der Formel E und Agags zweite Rennserie, die Extreme E, die in diesem Jahr in ihre zweite Saison gestartet ist. Genau wie der ADAC Opel e-Rally Cup.

„Mit dem ADAC Opel e-Rally Cup haben die langjährigen Partner ADAC und Opel einen Meilenstein im internationalen Motorsport erschaffen“, sagt Opel-Motorsport-Direktor Jörg Schrott. „Wir haben bewiesen, dass elektrischer Rallyesport funktioniert und begeistert. Und in diesem Jahr wird der Cup dank eines höchst attraktiven Terminkalenders und Feinschliff an der Technik noch besser.“ Sieben Läufe stehen im diesjährigen Kalender des Opel-Rally-Markenpokals, der im Rahmen der Deutschen Rallye-Meisterschaft und Rally-Events in Niederlande, Österreich und Frankreich stattfindet.

Sportgerät der Teams ist der 136 PS starke Opel Corsa e-Rally, der Technologien des Serienmmodells und des Corsa Rally4 kombiniert und durch rennspezifische Sicherheitselemente, wie den im Unterboden verbauten Rahmen, der die 18 Batteriemodule schützt, erweitert. Im Vergleich zum Vorjahr soll eine überarbeitete Differenzialsperre dafür sorgen, dass die Piloten die 260 Newtonmeter Drehmoment des 100 Kilowatt starken Corsa möglichst schlupffrei auf die Piste bekommen. Das überarbeitete Soundsystem als Teil des umfassenden Sicherheitskonzepts erhöht die Wahrnehmbarkeit der Elektro-Renner ebenso wie deren akustische Attraktivität.

Für Nachwuchsfahrer ist die elektrische Rally-Rennserie einerseits wegen der 100.000 Euro Preisgeld und andererseits wegen der Chance auf den Aufstieg ins ADAC Opel Rally Junior Team attraktiv. Im vergangenen Jahr dominierte der Franzose Laurent Pellier mit sechs Siegen das Feld. „Es war ein großartiges Gefühl, die erste Veranstaltung in Stemwede zu gewinnen, und es ist ein ebenso großartiges Gefühl, mich nun erster Champion des ADAC Opel e-Rally Cups nennen zu dürfen“, sagt Pellier. „Ich war gespannt, was in dieser so komplett neuen Rennserie auf uns alle zukommen würde, aber meine Erwartungen wurden übertroffen. Elektrischer Rallyesport ist nicht weniger faszinierend als der mit Verbrennungsmotoren.“

Termine ADAC Opel e-Rally Cup 2022

06./07.05.2022 ADAC Actronics Rallye Sulingen DRM
20./21.05.2022 ELE Rally, Eindhoven Niederlande
10./11.06.2022 ADAC Rallye Stemweder Berg, Lübbecke DRM
14.-16.07.2022 Rallye Weiz Österreich
19./20.08.2022 ADAC Saarland-Pfalz Rallye, St. Wendel DRM
08.-10.09.2022 Rallye Mont-Blanc Morzine Frankreich
14./15.10.2022 ADAC 3-Städte Rallye, Niederbayern DRM

   

E-Motorsport im Überblick

Die Formel E, die im Januar in ihre achte Saison gestartet ist, ist die älteste vollelektrische Rennserie und hat neben dem Antrieb auch das Rennformat im Vergleich zu klassischem Motorsport geändert: Die Rennen finden auf temporären Stadtkursen statt, die Serie kommt zu den Zuschauern und nicht umgekehrt. Das ist dank der quasi lautlosen E-Motoren der emissionsfreien Boliden möglich. Das Konzept funktioniert, seit der vergangenen Saison hat die vollelektrische Serie den Status der FIA Weltmeisterschaft. Nyck de Vries und sein Team Mercedes haben in der siebten Saison sowohl den ersten Formel-E-Fahrer- als auch Team-Weltmeistertitel gewonnen.

Zwei Jahre fand im Rahmenprogramm der Formel E die Jaguar I-Pace eTrophy statt. Im Jaguar-Markenpokal starteten die Fahrer in optimierten Versionen des Serienmodells Jaguar I-Pace. Corona hat die Formel-E-Support-Serie laut Jaguar frühzeitig beendet: „Die Serie hat viele der Ziele verwirklicht, die wir uns vorgenommen hatten“, sagte Jaguar-Motorsport-Chef James Barclay im Mai 2020. „In diesen noch nie da gewesene Zeiten der Coronavirus-Pandemie haben wir jedoch unsere Strategie überprüft und die Entscheidung getroffen, die Jaguar I-Pace eTrophy-Serie nach zwei erfolgreichen Saisons einzustellen.

Im Gegensatz dazu startete mit der Extreme E die zweite von Alejandro Agag ins Leben gerufene Rennserie im vergangenen Jahr mitten in der Corona-Pandemie in die erste Saison. Die erste elektrische Offroad-Rennserie übernimmt Grundsätze der Formel E — in den ersten beiden Saisons starten die Teams in Einheitsfahrzeugen, das dient der Kostenreduktion. Neben dem Ausbau der Elektromobilität rückt die Extreme E noch zwei weitere Ziele in den Vordergrund: die Gleichberechtigung und den Klimawandel. Männer und Frauen teilen sich je ein Cockpit und fahren damit mit- und gegeneinander. Und die abgelegenen Austragungsorte weisen stets auf ein spezielles Klimaproblem hin.

Audi ist in diesem Jahr erstmals mit drei vollelektrischen RS Q e-tron bei der Rallye Dakar gestartet. Die Bilanz: vier Etappensiege. „Nach dieser Performance bereits im ersten Jahr ist der Gesamtsieg bei der nächsten Dakar ganz klar unser Ziel“, sagt Audi-Sport-Chef Julius Seebach. Im März haben Stéphane Peterhansel und Edouard Boulanger den ersten Gesamtsieg  bei der FIA World Rally-Raid Championship in Abu Dhabi gefeiert.

Franziska Weber