Urban Rebel: E-Kleinwagen aus Spanien

Seat- und Cupra-Entwicklungsvorstand Werner Tietz über die Entwicklung des elektrischen Kleinwagenprojekts für den VW-Konzern.

Das elektrische Kleinwagenprojekt des VW-Konzerns in Martorell geht in die nächste Phase. Der Volkswagen Konzern und die Seat S.A. werden gemeinsam mit dem neu gegründeten Batterie-Unternehmen PowerCo sowie mehr als 60 Partnern des Projektes Future: Fast Forward zehn Milliarden Euro in Spanien investieren. Das Ziel ist, Spanien zu einem europäischen Hub für Elektromobilität zu machen. Die Seat-Marke Cupra übernimmt für den Volkswagen-Konzern die  Federführung bei der Entwicklung von Fahrzeugen auf der Small-BEV-Plattform

Seat/Cupra federführend

Um 2025 die ersten Fahrzeuge von Cupra, Skoda und VW auf der MEB Small Plattform auf den Markt zu bringen, arbeiten Vertreter der drei Marken  in einem Projekthaus eng zusammen. „Das Projekthaus beherbergt die unterschiedlichen Disziplinen: Beschaffung, Produktion und Entwicklung aller Marken“, sagt Seat- und Cupra-Entwicklungsvorstand Werner Tietz (Bild links). „Das heißt, dass wir als Team arbeiten und nicht als Marken oder Bereiche. Wir sehen das MEB-Small-Plattform-Projekt als eine gemeinschaftliche Aufgabe.“ Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut. „Ganz aktuell haben wir beschlossen, dass wir im Anlauf das Projekthaus in die Produktion verlagern. Das heißt, dass wir zusammen mit allen Fachabteilungen und mit allen Marken diesen Stil und diese Art der Zusammenarbeit weiterführen.“ Tietz weist darauf hin, dass die Plattform nach wie vor in Wolfsburg entwickelt werde, die Schnittstelle zu der Fachabteilung in Volkswagen daher extrem wichtig sei. „Deshalb haben wir hier Vertreter, die genau diese Schnittstelle abbilden, so dass wir in Martorell alles bestens abwickeln können.“

397 Millionen Euro Subventionen

Für Tietz war die Zusage der Staatshilfe eine entscheidende Voraussetzung, um die großen Ziele in Spanien überhaupt umsetzen zu können. Die spanische Regierung stellt im Zuge des PERTE-Programms (Strategic Project for Economic Recovery and Transformation) Subventionen in Höhe von 397 Millionen Euro zur Verfügung, die für unterschiedliche  Projekte der Initiative Future: Fast Forward eingesetzt werden.

Seat habe gerade auch mit dem Erfolg der Marke Cupra eine gute Basis geschaffen und damit Überzeugungsarbeit geleistet, sagt Tietz. Sowohl für Seat/Cupra als auch für Spanien sei PERTE ein wichtiger Schritt, die Elektrifizierung voranzubringen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Zulieferer und Entwicklungsdienstleistungen im Umfeld hier in Spanien involviert sind. Im Future: Fast Forward.Projekt sind mehr als 60 Firmen beteiligt. Diese Unternehmen und der Volkswagen-Konzern werden sieben der benötigten zehn Milliarden Euro Gesamtinvestitionen aufbringen.

Martorell, Pamplona, Valencia: 3000 neue Arbeitsplätze

Geplant sind unter anderem Investitionen für die Fertigung von E-Autos an den Seat-Standorten Martorell in der Nähe von Barcelona und Pamplona. In Sagunt am Stadtrand von Valencia soll eine Batteriezellen-Fabrik gebaut werden. Dort sollen mehr als 3000 neue Arbeitsplätze entstehen. Das Projekt – geplante Gesamtkapazität 40 Gigawattstunden – ist Spaniens erste Batteriezellen-Fabrik. Insgesamt plant der VW-Konzern in Europa sechs Batteriewerke. Sagunt soll die ersten Batteriezellen 2026 an die Werke Martorell und Pamplona liefern.

Urban Rebel: hoher Nutzwert, gute Reichweiten

Der erste Cupra, der auf der MEB Small Plattform stehen wird, ist derzeit noch unter dem Namen Urban Rebel unterwegs. Das Auto soll laut Tietz in der Einstiegsversion Reichweiten von 300 bis 440 Kilometern bieten. Avisierte Powerladezeit von zehn auf 80 Prozent: weniger als 20 Minuten. Für das Kofferraumvolumen des Fronttrieblers stehen 410 Liter im Lastenheft. Tietz: „Wir wollen unseren Kunden einen hohen Nutzwert bieten.“ Während Volkswagen zwei Modelle auf dieser Plattform plant – außer dem ID.2 auch einen kleinen SUV – ist die zweite Alternative für den Seat-Vorstand kein Thema: „Wenn überhaupt eine zweite Cupra-Modellvariante, dann eine mit Alleinstellungsmerkmal.“ Preislich, sagt Tietz, werde der Urban Rebel – über den Namen wird noch diskutiert – leicht über dem des VW-Vertreters liegen. Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer hatte in diesem Zusammenhang als erste Hausnummer eine Marke „deutlich unter 25.000 Euro“ genannt.

Tavascan: Die E-Nummer zwei von Cupra

2024 wird Cupra mit dem Tavascan nach dem Born (Bild unten) das zweite E-Fahrzeug auf den Markt bringen. Der auf der bekannten MEB-Plattform des Konzerns stehende Kompaktwagen ist technisch auf dem neuesten Stand und soll vor allem auch mit seiner Optik die Kunden begeistern.

Das Design ist laut Tietz einer der wichtigsten Gründe für den Erfolg der Marke Cupra, die erst vor vier Jahren gegründet wurde. In Deutschland, dem stärksten Cupra-Markt, wurden im vergangenen Jahr rund 60.000 Fahrzeuge der Marke verkauft. Tietz: „Wir haben das Produkt Cupra sehr gut adressiert, bieten Fahrspaß und ansprechendes Design. Wir treffen mit unseren Fahrzeugen den Zeitgeist.“

Einen Praxistest des Cupra Born gibt es morgen (Mittwoch, 8. Februar) bei motorfuture.

Fotos: motorfuture, Seat

 

Wolfgang Schaeffer