Mit neuem Auto, neuen Teams und Fahrern sowie modifiziertem Rennmodus startet die Formel E in die Saison 2018/19.
Am 13. September 2014 fand das erste Formel-E-Rennen der Geschichte in Peking statt. Zehn Teams und 20 Fahrer kämpften in baugleichen Autos um die ersten Punkte der vollelektrischen Rennserie. Seitdem fanden 44 weitere Rennen in insgesamt 19 Städten und 16 Ländern statt. Seit der zweiten Saison dürfen die Teams die Antriebsstränge der Boliden selbst entwickeln. Chassis und Batterien sind weiterhin Einheitsteile. Das Fahrerfeld ist ausgeglichen – vier Champions in vier Saisons sprechen für sich: Nelson Piquet Jr., Sebastien Buemi, Lucas di Grassi und Jean-Éric Vergne. Den Teamtitel sicherte sich drei Mal Renault, einzig in deren letzter Saison (2017/18) gewann Audi die Teamtrophäe.
Die anfangs vom Motorsportpublikum belächelte Serie etabliert sich langsam aber sicher. In den vergangenen vier Jahren sind immer mehr Sponsoren auf die vollelektrische Rennserie aufmerksam geworden. Als Höhepunkt in Sachen Sponsoring ist sicherlich der 9. Januar 2018 zu nennen. Seitdem trägt die Formel E einen neuen Namen: ABB FIA Formula E. Das Schweizer Technologieunternehmen ABB ist seitdem Titelsponsor der Rennserie. „ABB und die Formel E passen perfekt zusammen. Beide sind Spitzenreiter, wenn es um die neuesten Technologien zur Elektrifizierung und Digitalisierung geht. Gemeinsam werden wir die nächste Phase dieser aufregenden Sportart gestalten und leistungsstarke Teams fördern“, sagt ABB-Chef Ulrich Spiesshofer: „Und wir werden gemeinsam die Zukunft gestalten – mit jedem spannenden Rennen ein wenig mehr.“
Und auch andere Unternehmen sehen das Potential der noch jungen Rennserie, die ganz andere, jüngere Zielgruppen erreicht und anspricht, als andere Motorsportveranstaltungen. Es läuft gut für die Serie. Grund genug für Formel-E-Chef Alejandro Agag, die Serie stetig weiter zu entwickeln. Die wohl größten bisherigen Veränderungen bringt die kommende Saison: neue Formel-E-Boliden, mehr Teams, neue Fahrer, neuer Rennmodus.
Am kommenden Samstag (15. Dezember) startet die fünfte vollelektrische Saison in Ad Diriyah vor den Toren der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. In den kommenden sieben Monaten stehen 13 Rennen in zwölf Metropolen an. Besonderheit der Formel E ist, dass die Rennen auf Stadtkursen stattfinden. Die Rennen passen sich an die Bedürfnisse der Zuschauer an, die immer weniger die Wege zu den Rennstrecken auf sich nehmen. Rennen in der Stadt sind dank der Elektromotoren möglich. Keine Abgase, kein Lärm, leises pfeifend steuern die Piloten ihre Elektroboliden nahe am Publikum durch die engen Stadtkurse. „Das ist das Großartige an der Formel E – wir fahren die Rennen auf den gleichen Straßen auf denen der Nissan Leaf tagtäglich von den Fans gefahren werden kann“, sagt Nissan-Motorsport-Direktor Michael Carcamo. Außerdem findet die gesamte Veranstaltung an einem Tag statt: Training, Qualifying, Rennen. Zuschauerfreundlicher geht es kaum.
Auch in der kommenden Saison halten die Veranstalter an diesen Erfolgsfaktoren fest. Und die Karten werden dank der Neuerungen in der Formel E neu gemischt. Es bleibt spannend in der Formel E. „Bei den gemeinsamen Testfahrten in Valencia haben wir einen ersten Eindruck von den Kräfteverhältnissen in der neuen Saison bekommen“, sagt Audi-Teamchef Allan McNish. „Aber es geht im Motorsport nichts über den Zauber des ersten Renntages mit dem ersten Qualifying und Rennen, wenn man wirklich weiß, wo man steht – vor allem nach den Monaten voller harter Arbeit, die in Neuburg geleistet wurde. Mein Gefühl lässt sich am besten mit angespannter Vorfreude beschreiben.“
Das sind die fünf Neuerungen in der fünften Formel-E-Saison:
Formel E Generation 2
Der neue Formel-E-Bolide wurde auf dem diesjährigen Genfer Autosalon vorgestellt und Nico Rosberg fuhr in Berlin die ersten Runden vor Publikum. Der Rennwagen hebt sich nicht nur optisch von seinem Vorgänger ab, sondern bietet auch technisch einige Neuerungen. Die Speicherkapazität der Batterie beträgt jetzt 54 kWh, also fast die doppelte Kapazität der Gen1-Batterie (28 kWh). Der bisher notwendige Autowechsel nach der ersten Rennhälfte fällt ab der kommenden Saison weg. Außerdem steigt die Leistung der Boliden von 180 auf 200 kW (245 auf 272 PS). „Was die Power angeht ist es ein großer Schritt, aber die größte Entwicklung finden wir in der Batterietechnologie. Wir werden das erste Mal in der Geschichte der Formel E ein ganzes Rennen mir einem einzigen Auto fahren können, das auch noch ein ähnliches Gewicht aufweist“, sagt Sebastien Buemi über seinen neuen Rennwagen. Für BMW war das neue Auto und der damit wegfallende Autowechsel nach der ersten Rennhälfte sogar Grundvoraussetzung für den Einstieg als Werksteam in die Formel E.
Neuer Rennmodus
45 Minuten plus eine Runde dauern die Formel-E-Rennen der fünften Saison. Bisher wurden pro Rennen jeweils eine bestimmte Rundenzahl festgelegt. Das Energiemanagement rückt so weiter in den Fokus. Innovativ ist auch der neue Attack-Modus. Der Fahrer durchfährt die sogenannte Attack-Zone, die außerhalb der Ideallinie liegt, um sich 25 kW (34 PS) mehr Leistung zu sichern, die er dann auf der Strecke einsetzen kann. Mindestens ein Mal pro Rennen müssen die Fahrer den Attack-Modus nutzen. Die FIA legt spätestens eine Stunde vor Rennbeginn die Anzahl der Aktivierungen und deren Dauer fest – eine neue Herausforderung für die Team-Strategen. Sobald ein Fahrer die Zusatzleistung abruft, leuchtet sein Halo blau. Auch die Zusatzleistung durch den Fan-Boost, den ab der neuen Saison fünf Fahrer erhalten, wird durch das Leuchten des Halos angezeigt – in der Farbe magenta. Beim Fan-Boost stehen dem Fahrer kurzzeitig 50 kW (68 PS) mehr zur Verfügung.
Neue Teams
Das Starterfeld wird um ein Team auf elf Teams mit 22 Fahrern erweitert.
HWA startet erstmals in der Formel E, Nissan übernimmt den Startplatz und den Teampartner e.dams der Konzernschwester Renault, BMW geht jetzt als Werksteam an den Start, DS und Techeetah arbeiten zusammen, Envision findet als Mehrheitseigner Virgins jetzt auch im Teamnamen statt und Dragon arbeitet mit Geox zusammen. Unverändert starten Audi, Mahindra, NIO, Jaguar und Venturi in die fünfte vollelektrische Saison.
Neue Fahrer
In der neuen Saison greifen sechs Neuzugänge ins Formel-E-Lenkrad. Prominentester Rookie ist Felipe Massa, der nach seiner 15-jährigen Formel-1-Karriere ins Venturi-Cockpit wechselt. Mit Gary Paffett (HWA Racelab) und Pascal Wehrlein (Mahindra Racing) kämpfen gleich zwei DTM-Champions um die Punkte. Wehrlein wird aus vertragstechnischen Gründen erst beim zweiten E-Prix in Marrakesch in die Formel-E-Saison starten, beim ersten Saisonrennen wird Felix Rosenqvist hinterm Mahindra-Steuer sitzen. Alexander Sims (BMW i Andretti Motorsport), Stoffel Vandoorne (HWA Racelab) und der jüngste Formel-E-Fahrer der Geschichte Maximilian Günther (GEOX DRAGON) komplettieren das Starterfeld. Weiterhin dabei: Daniel Abt (Audi Sport Abt Schaeffler), Sam Bird (Envision Vrigin Racing), Sebastien Buemi (Nissan e.dams), Tom Dillmann ( NIO Formula E Team), Jérôme D’Ambrosio (Mahindra Racing), Lucas di Grassi (Audi Sport Abt Schaeffler), Mitch Evans (Panasonic Jaguar Racing), António Félix da Costa (BMW i Andretti Motorsport), Robin Frijns (Envision Vrigin Racing), Andre Lotterer (DS Techeetah), Jose María López (GEOX DRAGON), Edoardo Mortara (Venturi Formula E Team), Nelson Piquet Jr. (Panasonic Jaguar Racing), Oliver Rowland (Nissan e.dams), Oliver Turvey (NIO Formula E Team) und der Fahrerchampion der vergangenen Saison, Jean-Éric Vergne (DS Techeetah).
Neue Strecken
Die Saison startet am Samstag (15. Dezember) in Ad Diriyah vor den Toren der saudi-arabischen Hauptstadt Riad und endet mit einem Doubleheader am 14. Juli 2019 in New York City. Dazwischen gastiert die vollelektrische Rennserie in zehn weiteren Metropolen: Marrakesch, Santiago de Chile, Mexiko-Stadt, Hong Kong, Sanya (China), Rom, Paris, Monaco, Berlin und Bern. Drei der Austragungsorte sind neu im Formel-E-Rennkalender: Ad Diriyah (Saudi-Arabien), Sanya (China) und Bern (Schweiz). In Santiago de Chile findet das Rennen auf einer neuen Strecke statt. Die restlichen Austragungsorte und -strecken standen bereits in wenigstens einer der vergangenen vier Saisons im Rennkalender. Berlin ist der einzige Austragungsort, der seit der ersten Saison jährlich im Formel-E-Kalender steht.