Bosch: Coup mit Roller-Sharing

Fahrzeugsharing ist ein interessanter Blick in die Zukunft individueller Mobilität. Die ersten aktiv in Szene gesetzten Geschäftsmodelle (Daimler/Car2go und BMW/Drivenow) setzen auf das klassische Blechdach über dem Kundenkopf. Bosch versucht es nun eine Nummer smarter und steigt nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zweirad ein. Und natürlich hat der Elektroriese nicht irgendein Moped am Start, sondern einen E-Scooter. Erstes Testgelände für die kleinen Mietroller ist die große Stadt Berlin – dort allerdings nur die Citybezirke Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg, wo die besonders coolen Berliner unterwegs sind oder die, die sich dafür halten.

Die Bosch-Manager halten ihre Neubewertung der Fahrzeugsharing-Idee für so gelungen, dass sie ihren Dienst unter der Marke Coup ins Rennen schicken. Und in der Tat hat die Coup-Interpretation ja ihren Charme: Ein schmales kleines Zweirad ist im dichten Großstadtverkehr unschlagbar wendig und kennt nebenbei praktisch keine Parkplatzsorgen. Der Bosch-Coup verteilt in der jetzt anlaufenden Startphase 200 Elektroroller der taiwanesischen Marke Gogoro an sämtlichen Ecken und Enden der Berliner Kultkieze. Die Ausstattung ist mehrheitsfähig für potenzielle Kunden (Tempodrosselung auf 45 km/h für alle Autoführerscheine, trockener Helm unter der Sitzbank) und gut zur Berliner Luft: Weil die Coup-Leute die Bosch-Akkus selbstverständlich nur mit Strom aus regenerativen Quellen laden, sind die Gogoro-Roller eine saubere Sache.

Digital standesgemäß ist last not least der Ortungs- und Mietvorgang via Smartphone-App. Ein Fall für wenige Klicks: suchen, buchen, starten, die Coup-Flotte ist voll vernetzt. Und auch die Aufgabenteilung ist klar verteilt: Die Kunden fahren, das Flotten-Management garantiert stets gut gefüllte Akkus. Drei Euro für 30 Minuten Mietdauer oder 20 Euro für den ganzen Tag sind attraktiv kalkulierte Flatrate-Tarife.

Bleibt bloß die Frage, ob das Wetter unter dem Himmel von Berlin immer Lust aufs Rollerfahren macht. Und ob die Coup-Kunden als Gelegenheitsfahrer sicher genug auf dem Roller sind, um nicht schmerzhaft häufig unter die Räder zu kommen.

Redaktion