„Das Wichtigste ist das Probesitzen“

5 Fragen an Lixi Laufer. Die Gründerin und Geschäftsführerin der IMOT über die Zukunft klassischer Messen in digitalen Zeiten.

Lixi Laufer ist Journalistin, Verlegerin, Reise- und Messeveranstalterin. Und wahrscheinlich Deutschlands bekannteste Motorradfahrerin. Ihre Münchner Motorradmesse IMOT geht am kommenden Wochenende (16. – 18. Februar) zum 25. Mal an den Start.

 

Lixi, die IMOT feiert in diesem Jahr ihr 25jähriges Jubiläum. Ist eine klassische Messe im Zeitalter des Internets und der Social Media überhaupt noch zeitgemäß?
Nur auf einer klassischen Messe, wo alle wichtigen Motorrad- und Rollermarken ihre gesamte Produktpallette samt den Neuheiten für die kommenden Saison präsentieren, hat der Motorradfan die Möglichkeit sich persönlich umfassend zu informieren und beraten zu lassen. Und das Wichtigste ist das Probesitzen. Nehmen wir mal an, der IMOT-Besucher interessiert sich für eine Reise-Enduro. Dann kann er nacheinander auf dem entsprechenden Modell bei vielen verschiedenen Herstellern Platz nehmen und hat den direkten Vergleich. Dazu kommt das riesige Angebot aus den Segmenten Tuning, Zubehör, Bekleidung, Motorradveranstaltungen- und Reisen. Socializing spielt auf Motorradmessen ebenfalls eine wichtige Rolle. Motorradfreunde verabreden sich gezielt auf der IMOT in München und nehmen die Veranstaltung zum Anlass sich auszutauschen. Da sieht man Motorradfans aus Ljubljana, Wien oder dem Allgäu, die ein ganzes Wochenende in München verbringen. Tagsüber auf der IMOT und abends wird in der bayerischen Landeshauptstadt gefeiert. Das alles kann weder das Internet noch Social Media bieten.

 

Gut, Motorräder sind etwas zum Anfassen und Motorradfahrer sind gesellige Leute. Sind Biker inzwischen auch wieder ein jüngeres Publikum?
Wir machen seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen mit unserem Jugendprogramm. Kinder bis zwölf Jahre dürfen kostenlos auf die IMOT, Jugendliche bis einschließlich 18 Jahre bezahlen nur vier Euro Eintritt und wenn sie einen Gutschein bei Händlern, Fahrschulen oder Berufsschulen bekommen, ist der Eintritt ebenfalls kostenlos. Unsere Motorrad-Schnupperfahrten, bei denen jugendliche Motorradfans auch ohne Führerschein unter Anleitung professioneller Instruktoren fahren dürfen, sind der Renner. Das gibt eine gute Mischung. Das Besucherspektrum reicht vom Teenager bis zum jung gebliebenen Siebziger.

 

Welche Produkte ziehen auf der IMOT besonders gut?
Es sind vor allem die neuen Bikes und Roller für die kommende Motorradsaison, über die sich die Besucher ausführlich informieren wollen. Da die IMOT eine Verkaufsmesse ist, kommen viele Motorradfahrer auch gezielt, um sich neu auszustatten – mit Bekleidung, Helm oder Motorradzubehör. Seit Jahren wächst auch unser Touristik-Bereich. Sowohl die Anzahl der Aussteller als auch das Besucherinteresse steigt stetig. Das Angebot reicht vom familiengeführten Motorradhotel in Südtirol bis zur organisierten Abenteuerreise in Tibet. Weiterer Besuchermagnet sind die jährlich wechselnden Sonderausstellungen zu Themen wie Customizing, klassische BMW Zwei-Ventil-Boxer, Oldtimer oder Rennmaschinen.

 

Die Elektrifizierung hat es beim Motorrad noch schwerer als beim Auto. Was ist das größere Problem: Das fehlende Angebot oder die fehlende Nachfrage?
Auf der 25. IMOT präsentiert BMW den Elektro-Großroller C evolution und ein sehr engagierter Aussteller hat das weltweit leistungsstärkste Elektromotorrad Energica Ego mit 145 PS mitgebracht .Made in Italy. Das sind echte Highlights, die sicher auf großes Interesse beim Publikum stoßen werden. Natürlich gibt es noch mehr Anbieter von Elektro-Motorrädern, die allerdings die Präsenz auf Motorradmessen noch zu scheuen scheinen und eher auf Freizeitmessen zu finden sind. Die Piaggio-Gruppe, die ebenfalls sehr groß auf der IMOT vertreten ist, hat im Herbst 2017 auf der EICMA in Mailand die sehr interessante Vespa Elettrica präsentiert. Es ist aber leider noch nicht vorgesehen, diesen elektrifizierten Kultroller auf deutschen Motorradmessen zeigen. Ich bin aber überzeugt davon, dass Motorradmessen den Herstellern von Elektro-Motorrädern und -Rollern ein optimales Podium bieten und hoffe sehr, dass diese Firmen in naher Zukunft auf diesen Zug auch aufspringen werden.

 

Wird es die IMOT als klassische Motorradmesse auch in 25 Jahren noch geben?
Selbstverständlich! Und zwar mit einem riesigen Angebot an Elektro- und Solar-Fahrzeugen vom Roller über die Enduro bis zur Sportmaschine. Publikumsmagnet auf der 50. IMOT wird 2043 die große Oldtimer-Show mit den benzinbetriebenen Bikes sein, die dieses Jahr als Neuheiten auf der 25. IMOT zu sehen sind. Und statt Rockmusik werden auf der IMOT-Bühne zum Jubiläum Motorrad-Sounds zu hören sein. Vom Zweiventil-Boxer über V2 bis hin zum Reihenvierzylinder. Natürlich aus offenen Auspuff-Anlagen.

 

Messen und Märkte im Februar

 

Redaktion