Er läuft und läuft und läuft

Der Verbrenner hat noch eine lange Zukunft vor sich. Er ist ausgereift, er ist praktisch und er ist effizient wie nie zuvor. Im Opel Astra sind jetzt drei Benziner und zwei Diesel am Start, die die 100-Gramm-CO2-Marke unterbieten. Fahrbericht.

Er läuft und läuft und läuft. Das gilt für den Verbrennungsmotor im Automobil, und es gilt für den Opel Astra, formerly known as Kadett. Mittlerweile ist die neunte Modellgeneration auf dem Markt, der Vorkriegs-Ur-Kadett gar nicht mitgezählt. Er ist ein Väterchen aus einer anderen Zeit.

Opel hat 14 Millionen Kadetten und Astraner verkauft, seit man 1962 in Bochum sogar eine eigene Fabrik für den Käfer-Konkurrenten baute, und das Auto mit dem Blitz war, kein Witz, neben den Blut-und-Boden-Bauern und den K-Gruppen-Chaoten ein häufig gesehener Teilnehmer auf den ersten Grünen-Parteitagen zu Beginn der 80er-Jahre. Irgendwie musste man ja aufs Land in die kuriosen kleinen Turnhallen kommen, die jetzt plötzlich Kampfplätze für Politiker waren, die keine Politiker sein wollten. Fundis gegen Realos, Fundis gegen Fundis, Realos gegen Realos. Jeder gegen Jeden. Wer sich keinen VW Bus leisten konnte, kam gerne im Kadett B oder C, die rostigen Karosseriereste zusammengehalten von Plastikaufklebern mit Parolen und Spontisprüchen: „Atomkraft nein danke“, „Power to the Bauer“, „legal, illegal, scheißegal“.

Verbrennungsmotor im Auto: jünger als je zuvor

Warum diese kleine Vorgeschichte erzählt werden will? Weil die Grünen von damals heute alte Leute sind. Und weil der Verbrennungsmotor im Auto jünger ist als je zuvor.

Aus den kleinen Kadetten sind ausgewachsene Automobile geworden, und die Antriebe im jetzt modellgepflegten Astra, allesamt Dreizylinder, sind effizient wie nie zuvor. Unter 100 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer – das verspricht Opel gleich für fünf Antriebskombinationen im Kompakt-Bestseller, der vieles ist, nur nicht mehr kompakt. 4,37 Meter (Limousine) und 4,70 Meter (Kombi) in der Länge sowie 2,04 Meter in der Breite (mit Außenspiegeln) machen aus dem Astra fast so etwas wie einen schweren Wagen und so fühlt sich das Auto auch an. Sehr solide, sehr komfortabel, sehr geräumig. Die Phrase ist abgedroschen, aber auch hier trifft sie zu: Mehr Auto braucht kein Mensch.

Was uns zurück zu den Antrieben bringt. Hybrid- oder gar Plug-in-Hybrid-Technik gibt es nicht im aktuellen Astra, auch nicht in der jetzt überarbeiteten Version. Elektrotechnik für den Vortrieb ist der nächsten Astra-Generation vorbehalten, die Ende 2021 marktreif sein dürfte. Bis dahin fließt ausschließlich Benzin oder Diesel in den Astra-Motoren, weshalb sich Opel nachhaltig um die Effizienzverbesserung der Verbrenner bemüht hat. Gute Verbrauchswerte schonen schließlich nicht nur die Brieftaschen der Fahrer, sie sorgen zudem für eine Senkung des CO2-Ausstoßes. Zur Erinnerung: Von 2021 an darf der durchschnittliche Flottenverbrauch eines Herstellers den CO2-Wert von 95 Gramm pro Kilometer nicht mehr übersteigen.

Fünf Aggregate unter 100 Gramm

Fünf der Astra-Dreizylinder sind vor diesem Hintergrund so optimiert, dass sie die 100-Gramm-CO2-Grenze um 1 bis 6 Gramm unterbieten können. Das sind die 1,2-Liter-Ottos mit 81, 96 und 107 kW (110, 130, 145 PS) und die 1,-5-Liter Diesel mit 77 und 90 kW (105, 122 PS), jeweils kombiniert mit einem gelungenen Sechsgang-Handschaltgetriebe. Alle Aggregate haben ordentlich Drehmoment (196 bis 320 Nm), drehen knurrig hoch und gehen sorgsam mit dem Brennstoff um: 3,6 Liter auf 100 Kilometer nehmen sich die Diesel, 4,3 Liter die Benziner, gemessen auf der Rolle nach NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus). Kritiker mögen einwenden, das sei ja noch das alte praxisfremde Messverfahren, aber die Wahrheit ist auch im Auto auf dem Platz, sprich auf dem Gaspedal. Leichter Gasfuß, vorausschauende Fahrweise, moderate Geschwindigkeiten – und plötzlich stimmt auch die Bilanz an der Tankstelle.

Knapp 20.000 Euro

Was sich sonst noch über den überarbeiteten Astra sagen lässt? Gute Sitze, sauberes Finish, gepflegtes Design rund um Fahrer und Passagiere. Den Mehrpreis für die beiden Automatikgetriebe können sich Astra-Interessenten übrigens sparen: Das stufenlose CVT-Getriebe ist Bauart-typisch ein wenig jaulig, und der 9-Stufen-Automat ist ewig lang übersetzt – ganz gewiss ein Tribut ans Spardiktat im Lastenheft, das im Wesentlichen mit einer optimierten Aerodynamik beantwortet wurde.

Der Schrägheck-Astra startet mit knapp 20.000 Euro in der Preisliste, der Kombi Sports Tourer ist 1000 Euro teurer.

Astra Schrägheck

 

 

Astra-Cockpit

Kombi Astra Sports Tourer Fotos: Opel

Oskar Weber