Formel E: Saisonbilanz 2023/24

Pascal Wehrlein gewinnt am Finalwochenende in London Formel-E-Weltmeisterschaft. Jaguar holt Team- und Hersteller-Titel. Serie startet am 7. Dezember 2024 mit neuen Gen3-Evo-Boilden in die elfte Saison.

Formel-E-Weltmeister Pascal Wehrlein

Am vergangenen Wochenende hat die Formel E ihre zehnte Saison mit einem Doubleheader in London beendet. 16 Rennen in zehn Metropolen standen in der Jubiläumssaison im Rennkalender. Und wie in den vergangenen Jahren haben die 22 Fahrer aus elf Teams das Rennen um die Weltmeisterschaft bis zum letzten Saisonrennen spannend gemacht.

Fahrer-Weltmeister Wehrlein

Pascal Wehrlein sicherte sich mit einem Sieg und einem zweiten Platz die Fahrer-Weltmeisterschaft. „Wir haben es geschafft! Wir sind Weltmeister“, sagt Wehrlein. „Als wir nach London kamen, wussten wir, dass wir nicht die Favoriten sind, weil wir auf dieser Strecke noch nie besonders gut waren. Doch wir haben immer daran geglaubt, dass wir es schaffen können. Wir hatten super Tage hier in London, haben keine Fehler gemacht und uns von Session zu Session verbessert.“

Team-Weltmeister Jaguar

Die beiden Jaguar-Piloten Nick Cassidy und Mitch Evans reisten als Titelfavoriten nach London, belegten im Fahrer-Klassement schlussendlich die Plätze zwei (Evans) und drei (Cassidy) hinter Wehrlein und feierten ihren Team- und Hersteller-Titel am Sonntagabend deshalb sehr verhalten. „Ich möchte mich für das Team freuen, weil es die Team-Weltmeisterschaft gewonnen hat, aber ich habe das Gefühl, dass wir an diesem Wochenende nicht ganz auf der Höhe waren, und ich bin auch etwas überrascht über einige Entscheidungen, die heute gegen mich getroffen wurden. Es gibt eine Menge zu besprechen“, sagt Mitch Evans nach dem Rennen. 

Im Gegensatz zu Evans feiert Jaguar-Teamchef James Barclay die erfolgreiche Saison, die das Team mit dem ersten Jaguar-Weltmeistertitel seit 1991 gekrönt hat: „Dies ist ein wahrhaft historischer Moment für Jaguar TCS Racing, die Marke Jaguar und alle, die zu diesem Erfolg beigetragen haben“, sagt Barclay. „Es tut mir leid für Mitch und Nick – so nah an der Fahrerkrone dran zu sein, ist für beide hart. Aber sie sind das ganze Jahr über unglaublich gut gefahren und ich weiß, dass sie nächstes Jahr wieder um den Titel kämpfen werden.“

Formel-E-Team-Weltmeister Jaguar

Acht Saisonsieger

Der enge Titelkampf ist keine Besonderheit der zehnten Saison, neun verschiedene Fahrer haben die Meisterschaft in den vergangenen zehn Jahren gewonnen —  einzig Jean-Éric Vergne siegte zwei Mal. Und auch in diesem Jahr war quasi das gesamte 22-köpfige Fahrerfeld wettbewerbsfähig, acht verschiedene Piloten siegten in der zehnten Saison: Pascal Wehrlein (Mexiko-Stadt, Misano und London), Jake Dennis (Diriyah), Nick Cassidy (Diriyah und Berlin), Sam Bird (Sao Paulo), Maximilian Günther (Tokio), Oliver Rowland (Misano und London), Mitch Evans (Monaco und Shanghai) und António Félix da Costa (Berlin, Shanghai und zwei Mal in Portland). „Die Formel E bleibt eine extrem unberechenbare Serie und das Niveau der Konkurrenz wird immer höher“, sagt DS-Performance-Direktor Eugenio Franzetti. „Einmal mehr war die Saison sehr intensiv, und wir mussten bei jedem einzelnen Rennen um jede einzelne Sekunde kämpfen, um an der Spitze zu bleiben.“ DS hat die zehnte Saison in der Team-Weltmeisterschaft hinter Jaguar und Porsche auf dem dritten Platz beendet.

Die Formel-E-Macher haben bei der Gründung der vollelektrischen Rennserie ein neues Konzept entwickelt: Rennen auf temporären, engen Stadtkursen mit Boliden aus vielen Gleichteilen sowie begrenzte Testtage. Die vielen Gleichteile führen nicht nur zur Kostenreduktion, sondern auch zu Chancengleichheit — Spark Racing Technology baut das Einheits-Chassis, Williams Advanced Engineering liefert die Batterie, Hankook ist Reifenlieferant der Formel E. Die Teams entwickeln den Antriebsstrang und die Software, die ein, wenn nicht sogar der Schlüssel zum Erfolg ist.

Gen3 Evo, Gen4

Das Saisonfinale in London war auch das letzte Rennen für die Formel-E-Boliden der dritten Generation, beim Saisonrennen in Monaco wurde bereits die Weiterentwicklung der aktuellen Autos vorgestellt, die ab der kommenden Saison an den Start geht: der Gen3 Evo.

Und um einen Blick in die fernere Zukunft zu werfen: Ab der 13. Saison starten die Teams in Formel-E-Autos der 4. Generation. Bisher haben mit Nissan, Jaguar und Porsche bereits drei aktuelle Teams ihr Engagement in der Formel E verlängert – bis zum Ende der Gen4-Ära im Jahr 2030. „Unsere Teilnahme an der Serie bringt unseren Fans nicht nur Spannung und ein Spektakel auf der Strecke, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zu unseren Elektrifizierungszielen, die wir in unseren Ambition 2030 Plänen festgelegt haben“, sagt Nissan-Chef Makoto Uchida. „Die technologischen Durchbrüche, die wir auf der Rennstrecke erzielen, werden uns wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung unserer zukünftigen Produkte liefern. Wir freuen uns darauf, die Zukunft des elektrischen Rennsports zu sehen und weiter an einer nachhaltigen Welt für alle zu arbeiten.“

Lola mit Yamaha

Zusätzlich zu den frühzeitigen Bekenntnissen dreier Hersteller zur vollelektrischen Rennserie kehrt in der kommenden Saison ein traditionelles Team in den Motorsport zurück: Lola Cars startet zusammen mit Technologiepartner Yamaha in der Formel E — und bereits vor dem ersten Start in der vollelektrischen Rennserie hat das Team sein Engagement bis zum Ende der Gen4-Boliden bestätigt. „Die Formel E ist eine ideale Plattform für die Antriebsstrang- und Softwareentwicklung, die wir für breitere Motorsport- und Automobilanwendungen nutzen können“, sagt Lola-Motorsport-Chef Mark Preston. „Wir sind der Meinung, dass die Möglichkeiten für Innovationen in dieser Serie nur zunehmen werden, wenn sich die Leistung der Autos und die Technologie weiterentwickeln, was mehr Spielraum für die Entwicklung innovativer Technologien im globalen Motorsport und im breiteren Bereich des emissionsfreien Transports bietet.“

Lola geht gemeinsam mit Abt an den Start. Abt trennt sich von seinem aktuellen Technologie-Partner Mahindra und setzt in der elften Saison auf den Antriebsstrang des Rookie-Teams. „Für die Marke Abt beginnt damit eine neue spannende Ära in unserer Formel-E-Geschichte“, sagt Abt-Chef Hans-Jürgen Abt. „2014 sind wir als Privatteam eingestiegen, waren dann Werksteam von Audi, seit dem Comeback Kundenteam und wollen jetzt mit der neuen Partnerschaft das nächste, hoffentlich von Erfolg gekrönte Kapitel schreiben.“

Abt ist ebenfalls eines der beiden Teams, bei denen jetzt schon feststeht, dass sie in der kommenden Saison mit einem neuen Fahrerduo an den Start gehen werden. Nico Müller verlässt das Team aus dem Allgäu und auch der ehemalige Formel-E-Weltmeister Stoffel Vandoorne hat seinen Abschied von DS Penske bestätigt. 

Neue Saison: Start in Sao Paulo, Berlin im Juli mit Doubleheader

Die elfte Formel-E-Saison startet am 7. Dezember 2024 in Sao Paulo (Brasilien) und endet nach 17 Läufen erneut mit einem Doubleheader in London. Gute Nachricht für alle deutschen Formel-E-Fans: Auch in der elften Saison gastiert die vollelektrische Rennserie in Berlin. Und, auch in der kommenden Saison überträgt DF1 die Rennen im Free TV – DF1 und Servus TV waren vor der zehnten Saison kurzfristig als Übertragungspartner in Deutschland und Österreich eingesprungen. 

 

Formel-E-Saisonkalender 2024/25
Rennen Datum Austragungsort
1 7. Dezember 2024 São Paulo, Brasilien
2 11. Januar 2025 Mexiko-Stadt, Mexiko
3 + 4 14. & 15. Februar 2025 Diriyah, Saudi-Arabien
5 08. März 2025 tbc
6 12. April 2025 Miami, USA
7 & 8 03. & 04. Mai 2025 Monaco, Monaco
9 & 10 17. & 18. Mai 2025 Tokio, Japan
11 & 12 31. Mai & 1. Juni 2025 Shanghai, China
13 21. Juni 2025 Jakarta, Indonesien
14 & 15 12. & 13. Juli 2025 Berlin, Deutschland
16 & 17 26. & 27. Juli 2025 London, Großbritannien

 

Formel E Saison 2023/24
Fahrer-Weltmeisterschaft
1. Pascal Wehrlein, TAG Heuer Porsche Formula E Team
198 Punkte
2. Mitch Evans, Jaguar TCS Racing
192 Punkte
3. Nick Cassidy, Jaguar TCS Racing
176 Punkte
4. Oliver Rowland, Nissan Formula E Team 156 Punkte
5. Jean-Éric Vergne, DS Penske 139 Punkte
6. António Félix da Costa, TAG Heuer Porsche Formula E Team 134 Punkte
7. Jake Dennis, Andretti Formula E 122 Punkte
8. Maximilian Günther, Maserati MSG Racing 73 Punkte
9. Robin Frijns, Envision Racing 66 Punkte
10. Stoffel Vandoor, DS Penske 61 Punkte
11. Sébastien Buemi, Envision Racing 53 Punkte
12. Nico Müller, Abt Cupar Formula E Team 52 Punkte
13. Sam Bird, NEOM McLaren Formula E 48 Punkte
14. Jake Hughes, NEOM McLaren Formula E 48 Punkte
15. Norman Nato, Andretti Formula E 47 Punkte
16. Edoardo Mortara, Mahindra Racing 29 Punkte
17. Sacha Fenestraz, Nissan Formula E Team 26 Punkte
18. Nick de Vries, Mahindra Racing 18 Punkte
19. Dan Ticktum, ERT Formula E Team 12 Punkte
20. Sérgio Sette Câmara, ERT Formula E Team 11 Punkte
21. Jean Daruvala, Mahindra Racing 8 Punkte
22. Taylor Barnard, NEOM McLaren Formula E 5 Punkte
23. Lucas di Grassi, Abt Cupra Formula E Team 4 Punkte
24. Joel Ericsson, Envision Racing 2 Punkte
25. Kelvin van der Linde, Abt Cupra Formula E Team 0 Punkte
26. Jordan King, Mahindra Racing 0 Punkte
27. Paul Aron, Envision Racing 0 Punkte
28. Caio Collet, Nissan Formula E Team 0 Punkte

 

Team-Weltmeisterschaft 
1. Jaguar TCS Racing
368 Punkte
2. TAG Heuer Porsche Formula E Team 332 Punkte
3. DS Penske
200 Punkte
4. Nissan Formula E Team 182 Punkte
5. Andretti Formula E 169 Punkte
6. Envision Racing
121 Punkte
7. NEOM McLaren Formula E Team 101 Punkte
8. Maserati MSG Racing 81 Punkte
9. Abt Cupra Formula E Team 56 Punkte
10. Mahindra Racing 47 Punkte
11. ERT Formula E Team 23 Punkte

 

Hersteller-Wertung
1. Jaguar
455 Punkte
2. Porsche 451 Punkte
3. Nissan 273 Punkte
4. Stellantis 263 Punkte
5. Mahindra 95 Punkte
6. ERT 23 Punkte

 

*Punkteschlüssel Plätze 1 bis 10: 25 P. / 18 P. / 15 P. / 12 P. / 10 P. / 8 P. / 6 P. / 4 P. / 2 P. / 1 P. 3 Zusatzpunkte gibt es für die Pole Position, 1 Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde.

Artikel am 30. Juli 2024 aktualisiert.

Franziska Weber