Formel E startet in elfte Saison: neue Boliden, neue Teams, neue Fahrer und neuer Austragungsort.
Am Samstag (7.12.) startet die Formel E in São Paulo (Brasilien) in die neue Saison. Auch in der elften Saison setzt das Team rund um Gründer Alejandro Agag auf das extra für die vollelektrische Rennserie entwickelte Konzept: Tagesevents in Großstädten mit Einheitschassis und vielen Gleichteilen. Bei der Formel E finden Training, Qualifying und Rennen an einem Tag auf temporären Stadtkursen statt. Möglich ist das aufgrund der vollelektrischen Boliden, die keine Emissionen und nur wenig Lärm erzeugen. Das Einheitschassis und die vielen Gleichteile dienen zum einen der Chancengleichheit und zum anderen der Kostenreduktion: Spark Racing Technology baut das Einheits-Chassis, Williams Advanced Engineering liefert die Batterie, Hankook ist Reifenlieferant der Formel E.
Bei den Vorsaison-Testfahrten in Madrid – wegen der starken Unwetter wurden die Testfahren von Valencia in die spanische Hauptstadt verlegt – starteten die 22 Piloten erstmals in den neuen Gen3 Evo Boliden. Bei den sechs Testsessions setzten sechs verschiedene Fahrer die Bestzeit. „Generell hat sich die Formel E stark weiterentwickelt. Die Autos sind technisch schneller und besser geworden. Die Austragungsorte und die Qualität der Rennen, Fahrer und Teams haben sich über die Jahre weiter verbessert“, sagt Lola-Yamaha-Abt-Pilot Lucias di Grassi, der seit der ersten Saison 2014/15 in der Formel E startet. „Die Rennen sind hart umkämpft.“
Gen3 Evo
Ab dieser Saison starten die 22 Piloten in den neuen Gen3 Evo Boliden. Die größte Änderung ist der temporäre Allradantrieb: In den Qualifying-Duellen, bei den Rennstarts sowie während des Attack Mode darf ab sofort der Vorderradantrieb zugeschaltet werden. Damit verfügen die Fahrzeuge über einen temporären Allradantrieb mit einer Leistung von 350 kW (476 PS). Die Fahrzeuge können so in rund zwei Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Im normalen Rennbetrieb stehen den Fahrern 300 kW (408 PS) zur Verfügung. Optisch ist das Evolutionsmodell vor allem am modifizierten Frontflügel erkennbar. Die neue Form soll den Frontflügel stabiler machen, sodass er bei Berührungen besser standhält. Weitere Anpassungen der Verkleidung erfolgten hinter dem Überrollbügel und vor den Hinterrädern. „Die größte Entwicklungsaufgabe bestand und besteht in der Implementierung des temporären Allradantriebs“, sagt Porsche-Formel-E-Projektleiter Florian Modlinger. „Weil die Hardware bereits beim GEN3 vorhanden war, fließt besonders viel Arbeit in die Abstimmung der Software. Einerseits wollen wir mit dem Allrad die Beschleunigung und die Kurvengeschwindigkeiten maximieren. Andererseits gilt es, dabei nicht zu viel Energie zu verbrauchen und die Fahrzeugbalance im Sinne der Piloten zu gestalten.“
11 Teams, 22 Fahrer, Cupra Kiro, Lola Yamaha Abt
Vorhersagen für den Ausgang dieser Saison sind schwer zu treffen, alle 22 Fahrer starten mit großen Ambitionen. „Unser Ziel ist klar“, sagt der Porsche-Pilot und amtierende Weltmeister Pascal Wehrlein. „Wir wollen den Fahrer-Weltmeistertitel verteidigen. Hinzu kommt noch der Team- und Hersteller-Titel. Alle drei Titel sind wichtig für uns.“
Mit Envision Jaguar, Mahindra und Porsche gehen vier Teams mit ihrem bewährten Fahrerduo an den Start, fünf Teams starten mit einem bekannten und einem neuen Fahrer in die Saison und Maserati und das neue Team Cupra Kiro setzen auf ein komplett neues Fahrerduo.
Cupra Kiro hat den Startplatz vom ERT Formula E Team übernommen und startet mit Porsche-Technik in ihrer ersten Saison. Kurz vor Saisonstart hat das US-amerikanische Team seinen neuen Partner Cupra vorgestellt, der spanische Hersteller war die vergangenen beiden Saisons Abts Formel-E-Partner. Ebenfalls in dieser Woche hat Cupra Kiro sein Fahrerduo bekanntgegeben: Dan Ticktum und David Beckmann. Ticktum blickt auf drei Formel-E-Saisons zurück (Nio und ERT), der Deutsche Beckmann hat Erfahrungen als Reserve- und Testfahrer für Porsche und erste Formel-E-Einsätze für Andretti gesammelt. „Saison Nummer elf ist nur das erste Kapitel in unserer Formel-E-Geschichte“, sagt Kiro-Teamchef Alex Hui. „Es wird Höhen und Tiefen geben und wir wissen, dass der Erfolg nicht über Nacht kommt. Wir stehen erst am Anfang eines langen Weges, aber wir haben uns dieser Reise verschrieben und sind gespannt, was die kommende Saison für uns bereithält.“
Ebenfalls unter neuem Namen und neuer Besetzung startet das Lola Yamaha Abt Formula E Team – Abt hat mit den traditionsreichen Herstellern Lola und Yamaha zwei neue Partner an der Seite und setzt in der kommenden Saison auf einen eigenen Antriebsstrang. Und, als einziges Team, auf einen Rookie: Zane Maloney (Barbados). Maloney startet erstmals in der Formel E, der 21-Jährige sammelte beim diesjährigen Berlin-Rookie-Test erste Formel-E-Erfahrungen. „Zane ist ein äußerst talentierter junger Fahrer mit viel Speed und Potenzial, und zusammen mit Lucas haben wir eine ideale Kombination aus Jugend und Erfahrung“, sagt Lola-Eigentümer Till Bechtolsheimer.
16 Rennen, Jeddah neu im Kalender
Nach dem Saisonstart in São Paulo folgen 15 weitere Rennen bis zum Saisonfinale am 26. und 27. Juli 2025 in London. Der elfte Formel-E-Kalender umfasst wie in den vergangenen drei Saisons insgesamt 16 Rennen: sechs Doubleheader und vier Einzelrennen in insgesamt zehn Städten. Neu im Kalender sind die Rennen in Jeddah (Saudi-Arabien). In Tokio und Monaco finden erstmals Doubleheader-Events statt.
Sao Pãulo: Saisonstart am 7. Dezember
In São Paulo (Brasilien) findet zum dritte Mal ein Formel-E-Rennen statt, bisher jeweils im März, das heißt, die Bedingungen sind beim Saisonauftakt am Samstag anders. Der 2,933 Kilometer lange Kurs mit langen Geraden und technischen Schikanen verspricht erneut ein spannendes Rennen. Im vergangenen Jahr sahen die Zuschauer über 200 Überholmanöver in São Paulo mit der Rennentscheidung in der letzten Runde. Mit Mitch Evans und Sam Bird sind die beide bisherigen Sao-Paulo-Sieger auch in diesem Jahr am Start. „Das Ziel besteht darin, das in diesem Jahr zu wiederholen, aber da es das erste Rennen des Jahres ist, würden wir uns sehr über eine solide Punkteausbeute beider Autos freuen“, sagt Vorjahressieger Sam Bird. „Die Konkurrenz wird dieses Jahr hart sein, aber wir gehen mit einer positiven Einstellung und einer Verbesserung unserer Hardware ins Rennen. Ich kann es kaum erwarten loszulegen.“
Das erste Formel-E-Rennen der elften Saison startet am 7. Dezember um 14:03 Uhr Ortszeit (18:03 Uhr MEZ) auf dem Rundkurs Anhembi Sambadrome in São Paulo und wird in Deutschland von DF1 übertragen.
Formel-E-Saisonkalender 2024/25
7. Dezember 2024 | Rennen 1 | São Paulo, Brasilien |
11. Januar 2025 | Rennen 2 | Mexiko-Stadt, Mexiko |
14. & 15. Februar 2025 | Rennen 3 + 4 | Jeddah, Saudi-Arabien |
12. April 2025 | Rennen 5 | Miami, USA |
03. & 04. Mai 2025 | Rennen 6 & 7 | Monaco, Monaco |
17. & 18. Mai 2025 | Rennen 8 & 9 | Tokio, Japan |
31. Mai & 1. Juni 2025 | Rennen 10 & 11 | Shanghai, China |
21. Juni 2025 | Rennen 12 | Jakarta, Indonesien |
12. & 13. Juli 2025 | Rennen 13 & 14 | Berlin, Deutschland |
26. & 27. Juli 2025 | Rennen 15 & 16 | London, Großbritannien |
Teams und Fahrer
Andretti Formula E | Jake Dennis (Großbritannien) | Nico Müller (Schweiz) | Porsche 99X Electric Gen3 |
DS Penske | Jean-Éric Vergne (Frankreich) | Maximilian Günther (Deutschland) | DS E-TENSE FE25 |
Envision Racing | Robin Frijns (Niederlande) | Sébastien Buemi (Schweiz) | Jaguar I-Type 7 |
Jaguar TCS Racing | Mitch Evans (Neuseeland) | Nick Cassidy (Neuseeland) | Jaguar I-Type 7 |
Cupra Kiro | Dan Ticktum (Großbritannien) | David Beckmann (Deutschland) | Porsche 99X Electric WCG3 |
Lola Yamaha Abt Formula E Team | Lucas di Grassi (Brasilien) |
Zane
Maloney (Barbados)
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Lola T001 |
Mahindra Racing | Edoardo Mortara (Schweiz) | Nyck de Vries (Niederlande) | Mahindra M11Electro |
Maserati MSG Racing | Stoffel Vandoorne (Belgien) | Jake Hughes (Großbritannien) | Maserati Tipo Folgore |
NEOM McLaren Formula E Team | Sam Bird (Großbritannien) | Taylor Barnard (Großbritannien) | Nissan e-4ORCE 05 |
Nissan Formula E Team | Oliver Rowland (Großbritannien) | Norman Nato (Frankreich) | Nissan e-4ORCE 05 |
TAG Heuer Porsche Formula E Team | Pascal Wehrlein (Deutschland) | António Félix da Costa (Portugal) | Porsche 99X Electric Gen3 |
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Gen3 Evo: Daten und Fakten
Antriebsleistung | Normalbetrieb: 300 kW (408 PS) | Attack Mode, Qualifying-Duelle: 350 kW (476 PS) |
Kraftübertragung | Normalbetrieb: Heck | Attack Mode, Qualifying-Duelle, Rennstarts: Allrad |
Energierückgewinnung | Bis zu 600 kW Rekuperationsleistung | Ca. 50 Prozent der Antriebsenergie pro Rennen stammen aus der Bremsenergierückgewinnung |
Lithium-Ionen-Akkumulator | Nutzbare Speicherkapazität: 38,5 kWh | Gewicht: 285 kg |
Reifen | Profilierter Hankook iON Race für trockene und nasse Bedingungen | 2 Sätze pro Rennwochenende und pro Fahrzeug (3 bei Doubleheader) |
Gewicht und Abmessungen | Gewicht: 862 kg inkl. Fahrer | Länge/Breite/Höhe: 5016 mm, 1700 mm, 1023 mm |
Gen3 Evo: Norman Nato auf Nissan Foto: Nissan