Volvo EX40: Praxistest

Unterwegs mit dem Volvo EX40 Twin Motor Performance AWD. Logbuch TEST.

Volvo war schon immer ein Spezialfall für die Freunde gepflegter Motorisierung. Dem Fokus auf Sicherheit und Langlebigkeit folgt seit einiger Zeit die Konzentration auf Nachhaltigkeit und Elektromobilität. Das klingt wie aus dem Handbuch für alternatives Marketing, ist aber ein jahrzehntealtes Erfolgsrezept. Die schwedische Marke ist ein Synonym für individuelle Motorisierung auf eigenständiger qualitativer Basis. Die Branche nennt es Premium. Volvo textet in der Selbstbeschreibung: „Made by Sweden“.

Kompakte Außenmaße, großzügiges Raumangebot: Volvo EX40

Das Auto

Der Volvo XC40 ist ein zeitgenössischer SUV, konzeptionell also absoluter Mainstream. An dieser Stelle können sich auch die schwedischen Eigenbrötler nicht vom Kundengeschmack und vom Marktgeschehen in den wichtigen Absatzregionen abkoppeln. Der XC40 beweist aber, dass ein SUV nicht automatisch aus dem Leim gehen muss. Die mittlere Elektrobaureihe der Marke – darüber rangiert der EX90, darunter der EX30 – bietet vielmehr mit vergleichsweise kompakten Außenmaßen Alltagstauglichkeit auch in der Stadt und im Parkhaus: 4,44 Meter in der Länge und 1,86 Meter in der Breite. Umso erfreulicher, dass das Interieur des jungen Schweden gute Platzverhältnisse bietet. Das gilt für die Vorderleute ebenso wie für die Hinterbänkler, und auch in den Gepäckfächern ist ordentlich Platz da: 410 bis 1.286 Liter hinter der großen Klappe im Heck, 31 Liter im Frunk unter der Vorderhaube.

Die Vordersitze sind bequem, Federung und Dämpfung sind straff. Einen guten Eindruck hinterlässt auch die Lenkung: direkt, nicht zu leichtgängig, im Wortsinne zielsicher – ein klarer Fortschritt im Vergleich zum EC40, der den motorfuture Praxistest vor gut zwei Jahren absolviert hat.

Vorn, hinten, ganz vorn: ordentlich Platz da. Die Rücksitzlehnen sind geteilt klappbar

Antrieb und Verbrauch

Für den aktuellen motorfuture Praxistest brachte Volvo den EX40 mit dem maximalen Powerpaket an den Start. Twin Motor Performance AWD klingt in der Modellbezeichnung zwar ein wenig länglich, meint unter dem Strich aber das volle Programm: ein Elektromotor an der Vorderachse (135 kW/184 PS, 250 Nm Drehmoment), ein zweiter an der Hinterachse (190 kW/258 PS, 420 Nm), selbstverständlich Allradantrieb. Das sorgt für mächtig Vortrieb und damit Fahrspaß, denn die Elektrotechnik liefert das volle Drehmoment aus dem Stand. 0 auf 100 km/h in 4,6 s, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h abgeregelt.

EX40-Fahrer, die sich an die alte Volvo-Tugend der Gemächlichkeit erinnern, gleiten hingegen auf dem stets üppig gepolsterten Leistungsteppich durch die Gegend, der Wagen vermittelt auf dem straffen Fahrwerk Geschmeidigkeit und Gelassenheit. Die energische aber unaufdringliche Rekuperation tut ein übriges, die Fortbewegung ohne mechanische Bremse erinnert permanent an das Versprechen, bereits verbrauchte Energie wieder ins System zurückzubringen.

Die Traktionsbatterie im Fahrzeugboden kann 82 kWh (netto 79 kWh) Strom speichern. Das reicht in der Praxis für rund 400 Kilometer, der Testwagen nahm sich auf der motorfuture Verbrauchsrunde (150 Kilometer, 70 Prozent Landstraße, 20 Prozent Autobahn, 10 Prozent Stadt) 19,5 kWh/100 km. Das ist bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ein sehr guter Wert und entspricht einem Diesel-Verbrauch von 2 l/100 km. Wird der EX40 vorwiegend auf der Autobahn bewegt, ist der übliche Expresszuschlag fällig: 25,6 kWh/100 km.

Die Ladeleistungswerte sind handelsüblicher Stand der Technik. An der Wechselstromstation zuhause oder an der Straße zapft der EX40 mit 11 kW. Für 35 kWh hängt der EC40 drei Stunden und 20 Minuten am Kabel. Wenn es auf großer Fahrt schneller gehen soll und muss, nimmt sich der Akku die 10- auf 80-Prozent-Portion am 150-kW-Schnellader in einer knappen halben Stunde.

Gleichstrom, Wechselstrom: Steckdosen hinten links

Assistenten und Infotainment

Die Liste der Fahrassistenten ist lang: adaptiver Tempomat mit Abstandsassistent, autonomer Notbremsassistent, Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung, Frontkollisionswarner, Kreuzungsbremsassistent, Totwinkel-Assistent, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte-Assistent, Stau-Assistent, 360-Grad-Rundumsichtmonitor.

Hinzu kommen die Infotainment-Features Audiosystem, Bluetooth, Navi, 12,3-Zoll-Touchscreen, Spracherkennung, Touchscreen. Last not least schlüsselloser Zugang, Abgang, Start und Stopp, Sitzheizung, Lenkradheizung, Standheizung.

  

EX40-Cockpit: Assistenzsystem, Infotainment, das volle Menü. Es gibt auch ein Lenkrad

Stärken, Schwächen, Preis

Volvo baut seit knapp 100 Jahren Automobile. Der Volvo EX40 belegt die Expertise und die Routine der schwedischen Fahrzeugspezialisten mit geschmeidiger Selbstverständlichkeit: souveränes Fahrwerk, überzeugendes Finish. Der Elektroantrieb – Stichworte Leistungsentfaltung und Effizienz – tut ein Übriges.

Traditionalisten, die sich nicht auf die elektronischen Sehhilfen verlassen wollen, stören sich an der breiten C-Säule. Der klassische Blick zurück ist keine gute Option im EX40. Und natürlich ist der Preis ein Thema: Volvo verlangt für den EX40 im vollen Ornat (Twin Motor Performance AWD Ultra Black Edition) 70.160 Euro. Für die Weniger-ist-mehr-Kundschaft gibt es am anderen Ende der Preisskala den EX40 mit Singlemotor (175 kW/238 PS) und Hinterradantrieb: 49.990 Euro.

 

Der Volvo EX40 ist eine Empfehlung 

für Freunde des kompakten Autos

    für Detailverliebte

für Individualisten

 

Fotos: motorfuture

 

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Oskar Weber