Prinz und Kunz

World Wide Wheels. Kleine Randgeschichten aus dem richtigen Leben. Heute: Matthias Reim, Prinz Charles, Anton Hofreiter, Peter Altmeier.

Wenn der ewige König ohne Krone der alte Prinz ist, dann ist der alte Schlagersänger ohne Brille der blinde Kunz. Oder ist Kunz, mit bürgerlichem Künstlernamen Matthias Reim, vielleicht doch nur zu bequem, ein paar zusätzliche Schritte zu Fuß zu gehen. Jedenfalls parkt der Herr Reim seine Mercedes S-Klasse – S 500 4matic – der Einfachheit halber auf einem Behindertenparkplatz. Man kann über die künstlerischen Qualitäten des Sängers denken wie man will, aber einen Behindertenausweis gibt es nicht dafür. Ertappt wurde Reim unterm Stuttgarter Fernsehturm. Das ist ein Areal mit gefühlt 800 Parkplätzen, die in aller Regel wochentags auch frei sind, weil es am Fernsehturm außer dem Fernsehturm nur noch das Waldau-Stadion gibt, wo die ruhmreichen Kickers meistens am Wochenende kicken. In der Amateur-Oberliga. Aber das ist eine andere Geschichte. Der Barde hat sich entschuldigt, er ist ein höflicher Mensch. Er habe das Schild nicht gesehen. Ist klar. Hätte er es gesehen, hätte er da ja nicht geparkt.

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„Verdammt, sie liebt mich nicht.“ Oder will Her Majesty, Mummy, gerade deshalb ewig leben? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass der ewige Prince of Wales dieser Tage 70 geworden ist und noch immer mitten im Volontariat steckt. Das ist einerseits kurios, andererseits sitzt dem ältesten Lehrling der Welt der Schalk im Nacken. Vielleicht treiben er und die mütterliche Chefin nur Schabernack mit uns. Egal. Charles, der Prinz, pendelt seit frühester Jugend wahlweise mit Achtzylindern von Aston Martin und Rolls-Royce oder Hubschraubern zwischen den großzügigen und durchzugigen königlichen Schlössern, die jeder ehrbare Energieberater am liebsten ruck zuck abreißen ließe. Dem König im Wartestand ist das egal. Mit den Preisen von Benzin, Gas, Öl und Holz steigen automatisch auch seine Apanagen, und CO2 wird über Britannien vom Winde verweht. Dass es Hochwohlgeboren in all den Jahrzehnten dennoch geschafft hat, von einer tief beeindruckten internationalen Öffentlichkeit als Öko-Aktivist gepriesen zu werden, ist eine Empfehlung für allerhöchste Weihen: Charles ist bislang zwar nur Prinz, aber seine PR-Arbeit ist schon lange königlich.

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Öko ist übrigens kein Synonym für freundlich. Oder umweltfreundlich. Von Claudia Roth ist bekannt, dass sie vor Jahren einmal mit der TV-Dame Sabine Christiansen von Leipzig nach Berlin geflogen ist. Entfernung 170 Kilometer. Wahrscheinlich nur ein Gerücht. Von Anton Hofreiter – der mit der Frisur – erzählt man sich, dass er ganz aktuell ein vollbesetztes Flugzeug mit lautstarken Pöbeleien unterhalten haben soll. Opfer war das Bordpersonal. Anlass war eine einstündige Verspätung auf der Strecke München – Berlin. Aber vermutlich ist auch das nur ein Gerücht. Denn zwischen Hauptstadt Zentrum (Bayern) und Hauptstadt Zentrum (Preußen) verkehrt doch jetzt dieser super schnelle, super saubere Super-ICE und zwar super pünktlich. Ein echter Grüner setzt sich doch nicht in ein Flugzeug, wenn er Bahn fahren kann.

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Ein echter Grüner ist der Peter Altmeier zwar nicht, aber ein richtig Schlauer ist er trotzdem schon. Die Batteriezellenproduktion für Elektroautos muss nach Deutschland und Europa, findet der Merkel-Minister, denn sonst machen ja die Chinesen und die Koreaner das Geschäft. Und weil das nicht sein darf, wird die notleidende Batteriezellen-Industrie (Autohersteller, Zulieferer etc.) jetzt mit einer kleinen Anschubfinanzierung (eine Milliarde Euro) fit gespritzt. Damit können die Damen und Herren Topmanager die Kapazitäten wieder aufbauen, die sie vor kurzem noch abgebaut haben. Man könnte das die Dialektik von Big Business nennen – obwohl: Der Peter Altmeier ist doch von der CDU.

 

 

Oskar Weber