Spektakuläre Szenen in Kangerlussuaq

Andretti siegt vor JBXE und Acciona I Sainz XE Team. Kurs verlangt Fahrern und Autos alles ab. Zweikämpfe, Defekte und Ausfälle prägen erstes Motorsport-Wochenende in Grönland.

An diesem Wochenende starteten die neun Extreme-E-Teams in Kangerlussuaq ihr drittes Saisonrennen. Das Rennen war Grönlands erstes Motorsport-Event. Und die junge Elektro-Offroad-Serie bot am Rande des Russell-Gletschers spannenden Rennsport.

In den Qualifikationsläufen am Samstag zeigt sich bereits, dass der 6,68 Kilometer lange Kurs aus Steinen, Schotter und Sand den 18 Fahrerinnen und Fahrern und auch deren Autos alles abverlangt. Die Teams JBXE, Chip Ganassi, Abt und RXR hatten mindestens bei einem Qualifying technische Probleme und profitierten vom neuen Reglement, das in den beiden Qualifyingläufen Punkte anstelle der gefahrenen Zeit addiert. Die spektakulärsten Bilder lieferte hier RXR-Pilotin Molly Taylor, die ihren Lauf direkt nach einem Überschlag mit ihrem Odyssee 21 fortsetzen und das Qualifying zusammen mit ihrem Teamkollegen Johan Kristoffersson noch auf Rang drei beenden kann.

Halbfinals, Crazy Race: spektakulärer Rennsport

Der heutige Sonntag beginnt mit den beiden Halbfinals und dem Crazy Race, in dem sich fünf Teams (die beiden bestplatzierten Teams der Halbfinale eins und zwei und der Crazy-Race-Sieger) für das Finale qualifizieren. Die Läufe sind spannend, die Teams kämpfen hart um die Positionen. Im Halbfinale überholt X44-Fahrer Sébastien Loeb aus scheinbar unmöglicher Position Stéphane Sarrazin und setzt seinen Lauf danach vor dem Veloce-Pilot auf Position zwei fort. Weil sich die Piloten bereits in der zweiten und somit letzten Runde befinden, wählt Sarrazin den kürzesten, aber auch steinigsten Weg über die Steinpiste. Sein Plan geht kurzfristig auf und der erfahrene Rallye-Pilot kann sich kurz vor dem Ziel an die Spitze des Feldes setzen, allerdings kann er das Rennen wegen einer defekten Hinterachse nicht beenden. X44 und Acciona I Sainz XE Team qualifizieren sich für das Finale.

Im zweiten Halbfinale setzten sich nach kürzester Zeit die Teams RXR und Andretti an der Spitze ab. Das Abt-Cupra-Team muss sich wegen eines Defekts früh mit Platz drei zufrieden geben. „Leider haben wir heute wieder ein unglückliches Halbfinale erlebt, weil schon nach ein paar Sekunden die Antriebswelle ihren Geist aufgegeben hat. So haben wir mit stumpfen Waffen gegen die Konkurrenz gekämpft und hatten keine Chance auf einen Platz im Finale“, sagt Abt-Pilot Mattias Ekström. Andretti und RXR kämpfen hart um die Führung und ziehen ins Finale ein.

Das Crazy Race macht seinem Namen heute alle Ehre. JBXE startet bereits mit einer 30-Sekunden-Strafe, weil das Team sieben anstelle der sechs erlaubten Reifen genutzt hat. Das Rennen von Jenson Buttons Team scheint deshalb schon auf den ersten Metern verloren. Allerdings muss Sara Price ihren Lauf wegen eines Aufhängungsschadens beenden — es ist Chip Ganassis zweiter Aufhängungsschaden an diesem Wochenende. Durch die Strafe verlängert sich die Fahrer-Wechsel-Standzeit von JBXE von 45 auf 75 Sekunden und Kevin Hansen hat bei seinem Start bereits über 20 Sekunden Rückstand auf Oliver Bennett. Hansen verkürzt den Abstand allerdings auf dem 6,68 Kilometer langen Kurs kontinuierlich und als auch Bennett mit einem technischen Defekt auf der Strecke stehen bleibt, qualifiziert sich JBXE als fünftes Team für das Finale.

Finale mit fünf Teams: Reifenschaden, Elektronik-Reset

Im ersten Extreme-E-Finale mit fünf Teams starten X44, Acciona I Sainz XE Team, Andretti, RXR und JBXE. Nach einem guten und engen Start kann sich Sébastien Loeb an der Spitze absetzten und erreicht auch die Wechselzone als erstes Auto. Allerdings mit einem platten Hinterreifen. Der Reifenwechsel, den Loeb mit nur einem Mechaniker machen muss, kostet Lewis Hamiltons Team die Führung. RXR, Andretti und JBXE starten gleichzeitig in die zweite Runde und kämpfen hart um die Führung. Johan Kristoffersson muss seinen RXR-Boliden nach einem extrem weiten Sprung resetten, verliert viel Zeit und beendet das Rennen auf dem fünften und damit letzten Platz.

Andretti mit Munnings und Hansen vorn

Timmy Hansen setzt sich an die Spitze des Feldes und feiert zusammen mit seiner Teamkollegin Catie Munnings den ersten Extreme-E-Sieg für Andretti „Ich kann es nicht glauben“, sagt Munnings nach dem Sieg. „Das Team hat einen fantastischen Job gemacht.“

Auf den Plätzen zwei und drei beenden JBXE und Sainz das Rennen in Grönland. Hamiltons Team X44 beendet das Rennen nach dem dritten Qualifying-Sieg auf Rang vier. Nach drei Saisonrennen führt Rosbergs Team RXR die Teamwertung weiterhin mit 93 Punkten an. Auf den Plätzen zwei und drei folgen X44 (84 Punkte) und die Arctic-X-Prix-Sieger Andretti (76 Punkte).

Das vierte Extreme-E-Saisonrennen findet am 23. und 24. Oktober in Sardinien (Italien) statt. 

 

Unser Aufmacherbild: Mikaela Åhlin-Kottulinsky, Kevin Hansen (JBXE) und Timmy Hansen, Catie Munnings (Andretti United Extreme E). Foto: Extreme E

 

Extreme E Saison 2021

3. Rennen: Arctic X Prix in Kangerlussuaq (Grönland), 28.-29. August 2021

Kurs: 6,68 km

Qualifying
Qualifying 1 Qualifying 2 Gesamt
1. Cristina Gutiérrez/Sébastien Loeb, X44 9 Punkte 8 Punkte 17 Punkte
2. Jutta Kleinschmidt/Mattias Ekström, Abt Cupra XE 8 Punkte 3 Punkte 11 Punkte
3. Molly Taylor/Johan Kristoffersson, Rosberg X Racing 2 Punkte 9 Punkte 11 Punkte
4. Catie Munnings/Timmy Hansen, Andretti United Extreme E 3 Punkte 7 Punkte 10 Punkte
5. Emma Gilmore/Stéphane Sarrazin, Veloce Racing 6 Punkte 4 Punkte 10 Punkte
6. Laia Sanz/Carlos Sainz, Acciona I Sainz XE Team 4 Punkte 5 Punkte 9 Punkte
7. Sara Price/Kyle LeDuc, Segi TV Chip Ganassi Racing 7 Punkte 1 Punkt 8 Punkte
8. Mikaela Åhlin-Kottulinsky/Kevin Hansen, JBXE 1 Punkt 6 Punkte 7 Punkte
9. Christine Giampaoli Zonca/Oliver Bennett, Hispano Suiza Xite Energy Team 5 Punkte 2 Punkte 7 Punkte

Die Extreme-E-Rennwochenenden bestehen aus zwei Qualifyings, in denen sich die Plätze 1, 5 und 6 für das Halbfinale 1 qualifizieren. Die zwei besten Teams aus dem Halbfinale 1 qualifizieren sich fürs Finale.

Die Teams auf den Plätzen 2, 3 und 4 des Qualifyings treten im Halbfinale 2 gegeneinander an. Die zwei besten Teams aus dem Halbfinale 2 qualifizieren sich fürs Finale.

Die letzten drei Qualifying-Plätze starten im Crazy Race. Das Sieger-Team qualifiziert sich fürs Finale.

Meisterschafts-Punkte werden bereits im Qualifying vergeben.

Halbfinale 1
1. Cristina Gutiérrez/Sébastien Loeb, X44 13:18,923 min
2. Laia Sanz/Carlos Sainz, Acciona I Sainz XE Team +0,729 s
3. Emma Gilmore/Stéphane Sarrazin, Veloce Racing +3,175 s
Halbfinale 2
1. Catie Munnings/Timmy Hansen, Andretti United Extreme E 13:24,577 min
2. Molly Taylor/Johan Kristoffersson, Rosberg X Racing +11,190 s
3. Jutta Kleinschmidt/Mattias Ekström, Abt Cupra XE +54,166 s
Crazy Race
1. Mikaela Åhlin-Kottulinsky/Kevin Hansen, JBXE 13:42,608 min
2. Christine Giampaoli Zonca/Oliver Bennett, Hispano Suiza Xite Energy Team +1 Runde
3. Sara Price/Kyle LeDuc, Segi TV Chip Ganassi Racing +2 Runden

 

Finale
1. Catie Munnings/Timmy Hansen, Andretti United Extreme E 13:13,000 min
2. Mikaela Åhlin-Kottulinsky/Kevin Hansen, JBXE +4,15 s
3. Laia Sanz/Carlos Sainz, Acciona I Sainz XE Team +22,86 s
4. Cristina Gutiérrez/Sébastien Loeb, X44 +27,91 s
5. Molly Taylor/Johan Kristoffersson, Rosberg X Racing +1:01,00 min

 

Teamwertung nach 3. Rennen

1. Molly Taylor/Johan Kristoffersson, Rosberg X Racing 93 Punkte
2. Cristina Gutiérrez/Sébastien Loeb, X44 84 Punkte
3. Catie Munnings/Timmy Hansen, Andretti United Extreme E 76 Punkte
4. Mikaela Åhlin-Kottulinsky/Kevin Hansen, JBXE 68 Punkte
5. Laia Sanz/Carlos Sainz, Acciona I Sainz XE Team 61 Punkte
6. Jutta Kleinschmidt/Mattias Ekström, Abt Cupra XE 54 Punkte
7. Jamie Chadwick/Stéphane Sarrazin, Veloce Racing 49 Punkte
8. Christine Giampaoli Zonca/Oliver Bennett, Hispano Suiza Xite Energy Team 47 Punkte
9. Sara Price/Kyle LeDuc, Segi TV Chip Ganassi Racing 40 Punkte

 

Punkteschlüssel: Qualifying Plätze 1 bis 10 : 12 P. /11 P. /10 P. /9 P. /8 P. /7 P. /6 P. /5 P. /4 P.

Finalrennen Plätze 1 bis 10: 25 P. / 19 P. / 18 P. / 15 P. / 12 P. / 10 P. / 8 P. / 6 P. / 4 P.

Schnellster Sektor: 5 Punkte

Redaktion