Volvo EX30: Praxistest

Unterwegs mit der elektrotechnischen Basisversion des Volvo EX30. Logbuch TEST.

Volvo ist traditionell ein Synonym für Sicherheit auf vier Rädern. Später kam mit den Fünfzylindern und den Turboladern auch Tempotalent aus dem hohen Norden. Und mittlerweile ist Volvo ein vielbeschäftigter Elektromeister. 46 Prozent der Produktion wurden im vergangenen Rekord-Jahr – weltweit insgesamt 763.389 verkaufte Fahrzeuge, plus acht Prozent – mit einer Steckdose ausgeliefert: 175.194 Vollelektriker, 177.593 Plug-in-Hybride. Das belegt das Marktpotenzial des Elektroantriebs.

Dass ein Automobilhersteller auch mit Strom gegen den Strom wachsen kann, zeigt nicht zuletzt der schwächelnde deutsche Markt: 62.326 Neuzulassungen in 2024, plus 39,3 Prozent. Mit 2,2 Prozent Marktanteil meldet Volvo ein All Time High in Deutschland, der Elektroantrieb schiebt an: 22 Prozent Vollelektriker, 42 Prozent Plug-in-Hybride. 

Pfeilförmige Scheinwerfer, LED-Technik, geschlossene Front: Volvo EX30

Das Auto

Die elektrotechnische Basisversion des Volvo EX30 geht mit einem Singlemotor an der Hinterachse an den Start. Klassischer Heckantrieb, 200 kW (272 PS) Leistung, 343 Nm Drehmoment, 51-kWh-Traktionsbatterie. Kompakte Abmessungen – 4,23 Meter auf 1,84 Meter bei einer luftigen Höhe von 1,56 Meter – geben dem Auto Handlichkeit und Stadttauglichkeit.

An Bord und auf Tour

Das kompakte Format macht den Volvo EX30 zu einem angenehmen Begleiter auf mitteleuropäischen Landstraßen und in engen Parkhäusern. Weniger Blech ist weniger Stress auf Wegen und Stegen, die vor Jahrzehnten für viel kleinere Fahrzeugdimensionen geplant und gebaut worden sind.

Komfort und Fahrsicherheit bewegen sich auf hohem Niveau, nichts anderes darf man von einem Volvo erwarten. Für die Lenkung gibt es die Wahlmöglichkeiten „weich“, „mittel“ und „fest“, die beiden erstgenannten Optionen sind ähnlich wabbelig wie die Begriffsübersetzung in die deutsche Sprache. Wir haben die Freiheit, wir wählen „fest“. Dann lässt sich der 1,8-Tonner zielgerichtet steuern, und tönt das Fahrwerk auf den ersten Metern noch ein wenig polterig, kehrt bei Reisegeschwindigkeit Komfort und Konsequenz ein.

Die Sitze sind okay, aber großgewachsene Zeitgenossen beklagen auf dem Beifahrersitz die fehlende Höhenverstellung. Kofferraum? Gibt es hinten (318 Liter Volumen) wie vorn (sieben Liter), für die große Reise sind die Rücksitzlehnen klappbar – dann ist der Volvo XC30 ein Viersitzer, ein Dreisitzer, im Idealfall ein Zweisitzer.

Platz da? Wie man’s nimmt. Größeres Gepäck verlangt nach geklappten Sitzlehnen und geschrumpften Rücksitz-Kapazitäten

Antrieb und Verbrauch

Dass die Elektrotechnik  an den Antriebsrädern dem konventionellen Verbrenner haushoch überlegen ist, zeigt sich nicht zuletzt in der automobilen Mittelklasse. Der Volvo EX30 schöpft aus dem Stand aus 353 Nm Drehmoment, bei schwerem Stromfuß geht also jederzeit die Post ab. Hinzu kommen die betörende Laufruhe und der überlegene Wirkungsgrad.

Aber der Nachschub mit frischer Energie ist die Kehrseite der Elektroeuphorie. So absolviert der EX30 die 226 Kilometer von Frankfurt nach Stuttgart – 30 Prozent Stadt und Land, 70 Prozent Autobahn bei kühlen Temperaturen und permanent aktiver Heizung – zwar einerseits mit einem Durchschnittsverbrauch von 20,4 kWh/100 km. Zum Vergleich: 20,4 kWh Strom sind das Äquivalent von 2,0 Liter Diesel oder 2,5 Liter Benzin. Das bedeutet vor dem Hintergrund der verfügbaren Akku-Kapazität (51 kWh) andererseits einen Lade-Stopp nach 200 Kilometern. Sicher ist sicher.

Und unglücklicherweise ist die Elektrizität in Zeiten deutscher Energiewenden Ende Januar 2025 so teuer, dass der sagenhafte Effizienzvorteil des Elektromotors von den explodierenden Strompreisen buchstäblich aufgefressen wird. 84 Cent/kWh berechnet der Expresslader am Rande der Autobahn, 64 Cent/kWh will der lahme Lader (11 kW) an der Wohnstraße um die Ecke. Da lacht der Diesel-Fahrer an der Tanke.

Ziemlich sparsam. Aber der Fahrstrom ist teuer, sehr teuer

Assistenten und Infotainment

Der moderne Elektromeister ist ein Computer auf vier Rädern. Nähert sich der Schlüsselträger, erwacht der Wagen. Der Volvo EX30 stellt dann die Ohren, das sind die Außenspiegel. Das Auto ist jetzt fahrbereit, und nach der Fahrt läuft es umgekehrt. Das ist praktisch, keine Frage.

An Bord und hinterm Steuer überrascht die Abwesenheit des Tachometers an der gewohnten Stelle voraus. Stattdessen meldet sich der Geschwindigkeitsmesser oben links auf dem zentralen Display, was nach wenigen Kilometern kein Thema mehr ist, oder? Die einen sagen so, die anderen sagen so.

Mit Ausnahme der Fensterheber und des Scheibenwischers ist das Display im Stil eines hochkant gestellten Tablets die Schaltzentrale des Autos – übersichtlich, logisch, intuitiv. Wer zweimal mit dem EX30 fährt, hat das System im Kopf und in den Fingern.

Die Liste der Fahrassistenten ist lang: adaptiver Tempomat mit Abstandsassistent, autonomer Notbremsassistent, Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung, Frontkollisionswarner, Kreuzungsbremsassistent, Totwinkel-Assistent, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte-Assistent, Stau-Assistent, 360-Grad-Rundumsichtparksystem.

Hinzu kommen die Infotainment-Features Audiosystem, Bluetooth, Navi, Spracherkennung. Wärmepumpe und Standheizung sind serienmäßig, Sitz- und Lenkradheizung kosten 400 Extra-Euro. 

Preis und Leistung

Den Volvo EX30 gibt es für 38.490 Euro. Das ist ein Viel-Auto-fürs-Geld-Angebot. Der größere 69-kWh-Akku kostet 4.100 Euro Aufpreis. Der Allrad-EX30 mit dem zweiten Motor an der Vorderachse, Gesamtleistung 315 kW (428 PS), rangiert preislich eine Etage höher: 51.890 Euro.

Markante Heckleuchten, LED-Technik, solider Stoßfänger. Zentrales Display (oben) mit den meisten Bedienfunktionen (Scheibenwischer und Fensterheber mit klassischen Hebel und Schaltern an der Lenksäule und an der Mittelkonsole). Geschwindigkeitsanzeige im Display oben links

 

Volvo EX30:

 

 

 

 

kompaktes Auto

 

 

 

mit feinem Finish

 

Fotos: motorfuture

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