Zwei Seelen wohnen ach in seiner Brust

Der neue Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid boostet sich mit einer Systemleistung von 680 PS an die Baureihenspitze. Fahrbericht.

Lautlos rollt der neue Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid nach dem Drehen des Startschalters an. Der knapp 2,5 Tonnen schwere Plug-in-Hybrid-SUV startet im Elektromodus „E-Power“ und gleitet bei der Testfahrt rund 35 Kilometer emissionsfrei über die Straße. Porsche gibt eine elektrische Reichweite von 40 Kilometern an. Geschwindigkeiten bis 135 km/h sind im Elektromodus möglich. Allerdings zu Lasten der Reichweite.

680 PS, 900 Nm

Durch aktives oder passives Zuschalten des 550 PS starken Vierliter-V8-Biturbo zum 136 PS starken Elektromotor schöpft der Cayenne Turbo S E-Hybrid aus 680 PS Gesamtleistung und 900 Nm Drehmoment und beschleunigt laut Hersteller in 3,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Plug-In-Hybrid mit 680 PS? Zwei Seelen wohnen ach in seiner Brust. Schnell ist der Gedanke an ein sparsames Auto vergessen. Aber Porsche will mit seinen Plug-in-Hybriden auch keine sparsamen Baureihen-Derivate bauen. Porsches Ziel ist die Performance-Verbesserung der Verbrenner durch den Elektromotor. „Erstmals krönt ein Plug-in-Hybrid die Cayenne-Baureihe“, sagt Porsche-Manager Rico Löscher. „Die Boost-Strategie wurde vom Supersportwagen Porsche 918 Spyder adaptiert.“ Der neue Cayenne Turbo S E-Hybrid bietet 130 PS mehr als der bisher stärkste Cayenne Turbo, und Porsche krönt nach der Panamera-Baureihe jetzt auch die Cayenne-Baureihe mit einem Plug-in-Hybrid als Topmodel.

Sportwagen im XL-Format

Porsche setzt also auf Elektromobilität, ohne das Ziel, Sportwagen zu bauen, aus den Augen zu verlieren. Denn auch der SUV-Plug-in-Hybrid ist ein Sportwagen: Die Lenkung ist direkt, der Wagen ist steif, die Beschleunigung atemberaubend. Hinter dem Lenkrad vergisst man schnell, dass man in einem knapp fünf Meter langen, zwei Meter breiten und zweieinhalb Tonnen schweren Apparat sitzt. Und klar, dass das Porsche-Fahrwerk auch absurd hohe Geschwindigkeitsbereiche erlaubt. Dank der Zusatzpower aus der 130 Kilogramm schweren 14,1-kWh-Lithium-Ionen-Batterie sind im neuen Cayenne S E-Hybrid Geschwindigkeiten bis zu 295 km/h möglich.

Strom für den Stadtverkehr

Innerhalb von 2,4 Stunden ist die Hochvolt-Batterie, die unterhalb des Ladebodens platziert ist, mit dem serienmäßigen 7,2-kW-On-Board-AC-Lader über einen 400-Volt-Anschluss mit 16-Ampere-Absicherung vollständig geladen. An einer herkömmlichen Haushaltssteckdose mit 230 Volt und 10 Ampere dauert der Ladevorgang sechs Stunden.

Der Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid ist im Prinzip das richtige Auto für Leute, die emissionsfrei in der Stadt und hochmotorisiert auf der Langstrecke unterwegs sein wollen. Der potentielle Kunde muss allerdings bereit und in der Lage sein, 172.604 Euro (Cayenne Turbo S E-Hybrid) oder 176.293 Euro (Cayenne Turbo S E-Hybrid Coupé) in ein neues Auto zu investieren. 

Unser Bild Die Karosserievariante Coupé ist Geschmacksache, aber Porsche sagt, vor allem die aufstrebenden Märkte im nahen und fernen Osten goutieren die Crossover-Mode. Foto: Porsche

Franziska Weber