Extreme E. Erste Offroad-Serie mit Elektro-SUV startet am Wochenende in der Wüste Saudi-Arabiens. Neun Teams, neun Autos, 18 Fahrer. Hehre Ziele: Klimaschutz, Förderung der Elektromobilität und Gleichberechtigung.
Am 3. und 4. April startet mit Extreme E eine neue Elektro-Off-Road-Rennserie in Al-Ula (Saudi-Arabien) in ihre erste Saison. Nach der Formel E ist es bereits die zweite von Alejandro Agag ins Leben gerufene Motorsport-Serie. Auch hier ist das Rennkonzept völlig neu: Neun Teams treten mit je zwei Piloten im selben Auto an – eine Besonderheit ist, dass die Teams aus einer Frau und einem Mann bestehen, die je eine Rennrunde hinter dem Steuer sitzen. Frauen und Männer treten also nicht nur mit-, sondern auch gegeneinander an. „Wir haben unglaubliche Teams, die von einigen der größten Namen des Motorsports unterstützt werden – mehrere Weltmeister aus den Bereichen Rallye, Straße und Langstrecke – und fünf beeindruckende Schauplätze, die alle entweder unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden oder von ihnen bedroht sind“, sagt Extreme-E-Gründer Agag vor dem Start der Serie.
Die Extreme-E-Rennwochenenden bestehen aus zwei Qualifyings, in denen sich die besten drei Teams für das Semifinale qualifizieren, die Teams auf den Plätzen vier bis sechs treten im Crazy Race gegeneinander an, die letzten drei Qualifying-Plätze starten im Shoot Out. Im Finale am Sonntag starten drei Teams — die besten zwei Semifinal-Teams und die Sieger des Crazy Race. Die Rennen bestehen jeweils aus zwei Runden und circa 16 Offroad-Kilometern, nach der ersten Runde wechseln die Fahrer das Steuer. In welcher Reigenfolge die beiden Fahrer die Start- und die Schlussrunde bestreiten, bleibt den Teams überlassen. „Extreme E unterstützt unsere Philosophie der Gleichberechtigung von Frauen im Motorsport, für die wir seit Jahren kämpfen“, sagt die FIA-Women-in-Motorsport-Präsidentin Michèle Mouton. „Wir unterstützen es sehr, dass Frauen die Möglichkeit haben in einem gemischten Feld anzutreten und wir sind sehr zufrieden mit dieser großartigen Gelegenheit.“
Gleichberechtigung ist ein Ziel von Extreme E. Ein weiteres Ziel ist die Förderung von Elektromobilität. In der Debutsaison starten die neun Teams in Einheitsfahrzeugen von Sport Racing Technology. 550 PS treiben den 4,4 Meter langen und 1650 Kilogramm schweren Elektro-SUV Odyssey 21 an und ermöglichen eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Die 400 Kilogramm schwere im Heck sitzende 800-Volt-Batterie beschleunigt den Offroad-Rennwagen in 4,5 Sekunden von Null auf 100 km/h. Ab Saison drei sollen die Teams die Möglichkeit haben, ihren eigenen Antriebsstrang zu entwickeln. Diese Regel, die der Kostenreduktion dient, ist von der Formel E adaptiert — für Spannung ist dank der identischen Technik also voraussichtlich gesorgt.
Der Klimawandel ist das Hauptziel von Extreme E. „Wir wollen den Motorsport als Plattform nutzen, um das Klima-Bewusstsein zu maximieren“, sagte Extreme-E-Gründer Agag beim Launch der Elektro-Offroad-Rennserie. Deshalb finden die fünf Rennen an Orten statt, die bereits vom Klimawandel gezeichnet sind: Al Ula (Saudi Arabien), Lac Rose (Senegal), Kangerulussusaq (Grönland), Para (Brasilien) und Patagonien (Argentinien).
Der Materialtransport soll vor diesem Hintergrund so umweltfreundlich wie möglich organisiert werden. Die Extreme-E-Macher haben das Frachtschiff St. Helena umgebaut, um das Equipment von Rennen zu Rennen, von Kontinent zu Kontinent zu befördern.
Für den Transport der spektakulären Idee soll nicht zuletzt die Motorsport-Prominenz im Serien-Boot sorgen. „Ich wollte schon immer mein eigenes Team haben“, erklärt der siebenfache Formel-1-Weltmeister Hamilton: „Extreme E gibt mir die Möglichkeit, meine Liebe zum Motorsport und zu unserem Planeten zu verbinden.“ Neben Hamilton haben auch Nico Rosberg und Jensen Button ein eigenes Team am Start der vollelektrischen Off-Road-Serie. Button sitzt sogar selbst am Steuer seines Elektro-SUV.
In Deutschland wird das erste Rennen am Sonntag, 4. April, ab 12 Uhr live auf ProSieben MAXX aus Saudi-Arabien übertragen.
Saisonkalender 2021
3..-4. April 2021 | Desert X Prix | Al Ula, Saudi Arabien |
29.-30. Mai 2021 | Ocean X Prix | Lac Rose, Senegal |
28.-29. August 2021 | Arctic X Prix | Kangerulussusaq, Grönland |
23.-24. Oktober 2021 | Amazon X Prix | Para, Brasilien |
11.-12. Dezember 2021 | Glacier X Prix | Patagonien, Argentinien |
Die Teams
ABT CUPRA XE
Das deutsche Tuning- und Motorsportunternehmen Abt kann seit fünf Jahrzehnten auf zahlreiche Meisterschaftserfolge in den unterschiedlichen Motorsport-Disziplinen zurückblicken. Abt geht zusammen mit Seat an den Start. Claudia Hürtgen und Mattias Ekström wechseln sich im Cockpit des 550 PS starken e-CUPRA ABT XE1 ab. Die Deutsche Hürtgen gehört mit Erfolgen in verschiedenen Touren- und Sportwagen-Championaten sowie mehreren Langstreckenrennen zu den erfolgreichsten Rennfahrerinnen in Europa. Und auch ihr Teamkollege Ekström blickt auf eine erfolgreiche Karriere in DTM, Rallycross und Rallye Dakar zurück.
Acciona I Sainz XE Team
Acciona war das erste Team, das die Rallye Dakar 2017 mit einem vollelektrischen Fahrzeug beendet hat. Jetzt kehrt das Team zusammen mit der Rallye-Legende Carlos Sainz und dem technischen Partner QEV Technologies in den Motorsport zurück. Das Cockpit teilen sich Laia Sanz und Carlos Sainz. Die 13-fache Trail- und fünffache Enduro-Weltmeisterin Sanz hat die Rallye Dakar zwischen 2010 und 2020 zehn Mal als Siegerin der Motorradfahrerinnen beendet. Der Wechsel ins Extreme-E-Cockpit ist für die Spanierin ebenfalls der Wechsel vom Motorrad- zum Sportwagen-Rennsport. Carlos Sainz ist Rallye-Spezialist und hat die Rallye-Weltmeisterschaft zwei Mal (1990 und 1992) und die Rally-Dakar drei Mal (2010, 2018, 2020) gewonnen.
Andretti United Extreme E
Andretti United Extreme E setzt sich aus zwei Kraftpaketen des Motorsports zusammen – Andretti Autosport und United Autosports. Im Cockpit sitzen Katie Munnings und Timmy Hansen. Munnings ist eine aufstrebende britische Rallyefahrerin, die im Jahr 2016 im Alter von 18 Jahren die European Rally Championship Ladies‘ Trophy gewonnen hat. Im vergangenen Jahr gab Munnings ihr Debüt in der Rallye-Weltmeisterschaft. Ihr Teamkollege ist Timmy Hansen, der 28-jährige schwedische Rallycross-Champion von 2019. „Der Einstieg in Extreme E ist ein neues Kapitel in meiner Karriere, auf das ich mich sehr freue“, sagt Hansen. „Es ist etwas ganz Neues, nicht nur für mich, sondern für den gesamten Motorsport.“
Hispano Suiza Xite Energy Team
100 Jahre nach seinem ersten Rennsieg kehrt HISPANO SUIZA in Kooperation mit der Energy-Drink-Marke XITE ENERGY mit dem Hispano Suiza Xite Energy Team in den Motorsport zurück. Im Cockpit sitzen Christine Giampaoli Zonca und Oliver Bennett. Christine Giampaoli Zonca, besser bekannt als Christine GZ, ist eine 27-jährige italienisch-kanarische Rallye- und Off-Road-Fahrerin, die erstmals 2016 in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) startete. Ihr Teamkollege ist der 28-jährige Bennett, der seit 2016 Rallycross-Wettbewerbe fährt.
JBXE
Das von Formel-1-Weltmeister Jenson Button gegründete Team gibt sein Debüt in der Welt des elektrischen Off-Road-Rennsports. Als Teambesitzer und Fahrer wird Button auf und neben der Strecke das Herzstück des Teams sein. Mikaela Åhlin-Kottulinsky sitzt neben Button im Cockpit. Die Schwedin war als Continental-Testfahrerin an der Reifen-Entwicklung der Elektro-SUVs beteiligt.
Rosberg X Racing
Angeführt von Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg ist das Team eine Weiterentwicklung des Team Rosberg, das 1994 von Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg gegründet wurde. RXR baut auf den Erfolgen des Teams in der DTM-Serie (Deutschen Tourenwagen Masters) sowie auf Nico Rosbergs Karriere als Unternehmer im Bereich der nachhaltigen Mobilität auf. Im Cockpit sitzen Molly Taylor und Johan Kristoffersson. Taylor ist australische Rallye-Meisterin – die bisher einzige weibliche Gewinnerin der Serie – mit Siegen im nationalen, regionalen und internationalen Rallyesport. Ihr Teamkollege Kristoffersson ist der amtierende dreifache Rallycross-Weltmeister.
Segi TV Chip Ganassi Racing
Chip Ganassi ist seit über 30 Jahren eine feste Größe in der Motorsportbranche und gilt als einer der erfolgreichsten sowie innovativsten Teambesitzer weltweit. Segi TV Chip Ganassi Racing arbeitet mit GMC HUMMER EV zusammen. Das Einsatzauto von CGR ist optisch vom ersten vollelektrischen Supertruck der Welt inspiriert, dem GMC HUMMER EV. Im Cockpit sitzen Sara Price und Kyle LeDuc. Price war Kawasakis erste werksunterstützte Motocross-Fahrerin in der Geschichte. Bevor sie 2012 auf vier Räder wechselte, gewann die US-Amerikanerin eine Medaille bei den X Games in der Kategorie Women’s Super X. Auch ihr Teamkollege LeDuc startete seine Karriere auf zwei Rädern bevor er in die Fußstapfen seines Vaters trat und seine eigenen Off-Road-Autos baute. Der 38-jährige US-Amerikaner ist ein echter Champion mit einer erstaunlichen Bilanz von 101 Siegen und sechs Pro-4-Meisterschaftsgewinnen.
Veloce Racing
Das Veloce-Racing-Team ist ein Schwesterprojekt der branchenführenden E-Sports-Organisation Veloce. Treibende Kräfte sind der zweifache Formel-E-Champion und ehemalige Formel-1-Pilot Jean-Éric Vergne sowie Formel-1-Designer Adrian Newey. Hinterm Steuer des Elektro-SUV sitzen Jamie Chadwick und Stéphane Sarrazin. Chadwick ist eines der größten Nachwuchstalente Großbritanniens. 2015 gelang der 22-jährigen mit dem Sieg der Britischen GT-Meisterschaft in der GT4-Klasse ihr Durchbruch, sie ist außerdem die erste Meisterin der W-Serie. Ihr Teamkollege ist Stéphane Sarrazin, der auf eine lange und vielfältige Karriere im Langstreckensport, der Formel 1, der Formel E und der Rallye-Weltmeisterschaft zurückblickt.
X44
Das Team des siebenfache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton heißt in Anlehnung an seine eigene Startnummer X44. Anstatt selbst hinter das Steuer zu steigen, nutzt Hamilton seine Rolle als Gründer, um seine Erfahrungen in die Praxis umzusetzen und ein engagiertes und wettbewerbsfähiges Team aufzubauen. Im Cockpit sitzen Cristina Gutiérrez und Sébastien Loeb. Gutiérrez hat 2017 Geschichte geschrieben, als sie als erste Spanierin die Rallye Dakar beendet hat. Seitdem hat sie die härteste Rallye der Welt drei weitere Male beendet. Ihr Teamkollege ist der neunfache Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb aus Frankreich.