Formel E in Berlin: Meisterschaft völlig offen

Zehntes Saisonrennen auf dem Tempelhofer Feld. Titelkampf spitzt sich zu. Modifiziertes Programm am Freitag und Samstag. 

Die fünfte Formel-E-Saison nähert sich dem Ende. Am kommenden Samstag (25. Mai) starten die 22 Fahrer ihr zehntes Saisonrennen auf dem stillgelegten Tempelhofer Flughafen in Berlin. Die deutsche Hauptstadt steht als einzige Stadt seit der ersten Formel-E-Saison 2014/15 jedes Jahr im Rennkalender – 2017 fanden sogar zwei Rennen an einem Wochenende statt. Bisherige Sieger: Jérôme D’Ambrosio (2015), Sebastien Buemi (2016 und 2017), Felix Rosenqvist (2017) und Daniel Abt (2018).

Vergne vor Lotterer und Frijns

Das Rennen um die aktuelle Meisterschaft ist eng wie nie zuvor, Jean-Éric Vergne (DS TECHEETAH) reist als Führender der Fahrerwertung nach Berlin. 87 Punkte sammelte der Franzose in der bisherigen Saison und liegt damit gerade mal einen Punkt vor seinem Teamkollegen Andre Lotterer (86 Punkte). Robin Frijns (Envision Virgn Racing) folgt mit 81 Punkten auf Platz drei. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison führte Vergne mit 147 Punkten und 31 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Sam Bird nach ebenfalls neun Rennen vor dem Berlin-Rennen. „Die gute Nachricht ist: Noch immer ist in der Meisterschaft alles offen“, sagt Audi-Teamchef Allan McNish. „Mit einem starken Ergebnis in Berlin wollen wir den Titelkampf vor den dann verbleibenden drei Rennen wie im vergangenen Jahr so richtig spannend machen.“

Neun Rennen, acht Sieger

Acht Sieger aus neun Rennen lautet die Bilanz der aktuellen Formel-E-Saison. Einzig der Gesamtklassement-Führende Vergne stand bei seinem Sieg vor zwei Wochen in Monaco das zweite Mal ganz oben auf dem Podium. Das Fahrerfeld ist auch dank der vielen Gleichteile, die in der vollelektrischen Rennserie verwendet werden, konkurrenzfähig. Alle Teams starten mit identischer technischer Basis: Batterie, Bremsen, Reifen, Kohlefaserchassis, aerodynamische Anbauteile. Einzig den Antriebsstrang können die Teams selbst entwickeln, also Motor, Inverter, Getriebe, Hinterachse, Software.

Gen2: ein Rennen, ein Auto

Der Formel-E-Bolide Gen2, der seit dieser Saison zum Einsatz kommt, verfügt über eine 374 Kilogramm schwere Batterie von McLaren, die mit einer Kapazität von 52 kWh die Energie für ein gesamtes Rennen liefert und somit den Autowechsel nach der ersten Rennhälfte überflüssig macht. Ein großer Schritt in der Formel-E-Geschichte. Der neue Formel-E-Bolide wurde beim letztjährigen E-Prix in Berlin von Formel-1-Weltmeister und Formel-E-Investor Nico Rosberg erstmals dem Publikum vorgestellt. Zehn Minuten fuhr der Deutsche vor heimischem Publikum auf der 2,375 Kilometer langen Strecke.

Das Energiemanagement ist in der fünften Saison noch weiter in den Vordergrund gerückt. Eindrücklichster Beweis: in Mexiko Stadt sichert sich Lucas di Grassi den Sieg auf der Zielgerade, da Pascal Wehrlein die Energie ausgeht. BMW-Motorsportchef Jens Marquardt bekennt sich bei der Vorstellung des BMW-Motorsportprogramms der Zukunft zur teilweise noch belächelten Formel E: „Unser Engagement in dieser Serie ist langfristig angelegt“, sagt Marquardt. „Wir begreifen die Formel E nicht nur als ein reines Motorsport-Thema, unser Engagement geht darüber hinaus. Sie ist für uns eine wichtige Bühne zur Demonstration unserer Kompetenz in den wesentlichen Innovationsfeldern der Automobilbranche.“

Heimspiel für Audi, BMW, HWA

Für BMW, Audi, HWA und die Fahrer Daniel Abt, Maximilian Günther, Andre Lotterer und Pascal Wehrlein ist der BMW i E-Prix ein Heimspiel. Audi sicherte sich im vergangenen Jahr die maximale Punktzahl mit den Plätzen eins und zwei, der Poleposition und der schnellsten Rennrunde. „Die ganzen positiven Gedanken aus der vergangenen Saison sind noch immer präsent. Natürlich fangen wir am Freitag wieder alle bei null an, aber trotzdem: Wir wissen, wie man in Berlin Pokale holt und gewinnt“, sagt Vorjahressieger Abt.

„Mit Berlin steht das erste Heimrennen für uns an – entsprechend groß ist die Vorfreude.“, sagt HWA-Teamchef Ulrich Fritz. „Da der Startschuss zum Rennen am Samstag allerdings einige Stunden früher fällt als gewohnt und die beiden Trainingssessions bereits am Freitag stattfinden, erwartet uns ein anderer Ablauf und dadurch eine weitere Herausforderung.“

Rennstart am Samstag um 13 Uhr

Der Ablauf des Wochenendes ist leicht modifiziert: Im Gegensatz zu den bisherigen Rennen geht es in Berlin bereits am Freitag zu den Freien Trainings (15:30 Uhr und 18:00 Uhr) auf die Strecke. Aufgrund des ebenfalls am Samstag in Berlin stattfindenden DFB-Pokalfinales erfolgt der Rennstart bereits um 13 Uhr.

Eine weitere Umstellung für die Fahrer ist der Straßenbelag. Der Untergrund der 2,375 Kilometer langen Strecke auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof ist Beton und nicht wie auf den klassischen Formel-E-Straßenkursen Asphalt. Die Reifen werden am Wochenende stark beansprucht.

Eurosport und ARD übertragen live

Das Formel-E-Rennen dauert wie immer 45 Minuten plus eine Runde und wird auf Eurosport und ARD übertragen. „In Monaco zu gewinnen war ein Saisonhighlight, aber das ist jetzt vorbei und wir müssen uns auf die restleiche Saison konzentrieren“, sagt Vergne. „Berlin kann tückisch sein und wir müssen unser Bestes geben, um dort erfolgreich zu sein.“

Formel E Saison 2019/20
Der aktuelle Stand nach neun Rennen

Fahrerwertung

1 – Jean-Éric Vergne, DS TECHEETAH – 87 Punkte
2 – Andre Lotterer, DS TECHEETAH – 86 Punkte
3 – Robin Frijns, Envision Virgn Racing – 81 Punkte

4 – António Félix da Costa, BMW i Andretti Motorsport  – 70 Punkte
4 – Lucas di Grassi, Audi Sport ABT Schaeffler – 70 Punkte
6 – Mitch Evans, Panasonic Jaguar Racing – 69 Punkte
7 – Jérôme D’Ambrosio, Mahindra Racing – 65 Punkte
8 – Daniel Abt, Audi Sport ABT Schaeffler – 59 Punkte
8 – Oliver Rowland, Nissan e.dams – 59 Punkte
10 – Sam Bird, Envision Virgin Racing – 54 Punkte
11 – Edoardo Mortara, Venturi Formula E Team – 52 Punkte
12 – Pascal Wehrlein, Mahindra Racing – 51 Punkte
13 – Sébastien Buemi, Nissan e.dams – 40 Punkte
14 – Felipe Massa, Venturi Formula E Team – 32 Punkte
15 – Stoffel Vandoorne, HWA Racelab – 20 Punkte
15 – Alexander Sims, BMW i Andretti Motorsport – 18 Punkte
17 – Maximilian Günther, GEOX Dragon – 10 Punkte
18 – Gary Paffett, HWA Racelab – 8 Punkte
19 – Oliver Turvey, NIO Formula E Team – 6 Punkte
20 – Jose Maria Lopez, GEOX Dragon – 3 Punkte
21 – Nelson Piquet Jr., Panasonic Jaguar Racing – 1 Punkt

 

Teamwertung

1 – DS TECHEETAH – 169 Punkte 
2 – Envision Virgin Racing  – 135 Punkte
3 – Audi Sport ABT Schaeffler – 129 Punkte

4 – Mahindra Racing – 116 Punkte
5 – Nissan e.dams  – 99 Punkte
6 – BMW i Andretti Motorsport – 88 Punkte
7 – Venturi Formula E Team – 84 Punkte
8 – Panasonic Jaguar Racing – 74 Punkte
9 – HWA Racelab – 28 Punkte
10 – GEOX Dragon – 13 Punkte
11 – NIO Formula E Team – 6 Punkte

 

*Punkteschlüssel Plätze 1 bis 10: 25 P. / 18 P. / 15 P. / 12 P. / 10 P. / 8 P. / 6 P. / 4 P. / 2 P. / 1 P.3 Zusatzpunkt gibt es für die Pole Position und 1 Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde.

Franziska Weber