Was die Globalisierung mit Schnauzbart-Rassisten und der Autobahn-Privatisierung zu tun hat.
Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis, sagt der Volksmund. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Manchen Eseln geht es so gut, dass sie den komfortablen Status quo rund um ihren Stall für gottgegeben halten. Womit wir beim Menschen wären. Wer sagt eigentlich, dass die Zivilisation eine Errungenschaft für alle Zeiten ist? Die Geschichtsschreibung jedenfalls nicht. Die Hochkulturen sind irgendwann alle untergegangen: erstickt an der eigenen Hybris und Ermattung.
Die westliche Zivilisation der Neuzeit zeigt leider ähnliche Symptome. Das Großkapital zum Beispiel will alles haben, aber wenig dafür geben. Die amerikanischen Arbeiter sollen Autos, Fernseher und Waschmaschinen kaufen, die sie nicht mehr bauen dürfen. Das macht sie erst ratlos, dann mittellos und irgendwann zornig. Und wenn sie schließlich den vermeintlich falschen Mann wählen, werden sie auch noch als dämlich beschimpft.
Oder die Grünen – laden Leute zu ihren Festen ein, um sie auf offener Bühne zu verhöhnen. Daimler-Chef Dieter Zetsche wurde am vergangenen Wochenende auf dem Parteitag in Münster mit vorgehaltenen Pappbärten ausgelacht. Das, liebe GrünInnen, ist Schnauzbart-Rassismus. Zetsche hätte wissen müssen, worauf er sich einlässt: Wer mit Erwachsenen diskutieren will, sollte nicht in den Kindergarten gehen. Die Grünen buhten, als der Mann mit dem haarigen Markenzeichen aus seiner fremden Welt berichtete, die knapp 300.000 Menschen Lohn und Brot gibt. Zetsche ist der Böse, weil er Autos verkauft. Die Grünen sind die Guten, weil sie alle immer mit dem Radl da sind. Natürlich auch in Münster. Dort schrieben sie, die Finger noch klamm vom kalten November-Fahrtwind, das Verbot von Verbrennungsmotoren in ihr Parteiprogramm. 2030 soll es soweit sein. Bis dahin haben die alten Industrien und ihre Knechte also noch Zeit, die Gehalts- und Pensionskassen des öffentlichen Dienstes zu füllen.
Apropos Steuern. Wer am Lenkrad drehen will, muss kräftig dafür zahlen. 20.000 Euro Kaufpreis für ein Automobil zum Beispiel bringen 3.200 Euro Mehrwertsteuer in die Staatskasse. Und wenn der Käufer mit der teuren Anschaffung auch noch fahren will, berechnet der Fiskus pro Liter Benzin 86 Cent Abgaben – Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer, Erdölbevorratungssteuer. 100 Kilometer bringen dem Staat bei einem Verbrauch von sieben Litern also sechs Euro. Steuern gegen Straßen – auch so eine Rechnung, die der Bürger ohne den Wirt gemacht hat. Die Autobahnen, überlegt der Finanzminister, könnte man eigentlich auch privatisieren. Die Rechnung sähe dann so aus: Die Bürger zahlen Steuern, der Staat verscherbelt unterdessen seine Infrastruktur (also den Besitz der Bürger), die neuen Besitzer verlangen vom Bürger Gebühren für die Nutzung von Anlagen, die er als Steuerzahler zuvor noch finanziert hat… So oder so ähnlich.
Muss das so sein, oder ist das schon postfaktisch? Der Zeitgeist empfiehlt in solchen Fällen: Haltung bewahren.