Logbuch Jaguar I-Pace

Unterwegs mit dem Pacemaker für die vollelektrische Zukunft der britischen Traditionsmarke.

Jaguar, das ist eine Geschichte für sich. „Autos für Männer, die Pfeife rauchen“, schwärmte der Zeitgeist der 60er-Jahre, als Männer noch rauchten und Vollgas gaben. Einen Jaguar musste man sich leisten können, finanziell und mental. Mann bekam für sein Geld Leistung und Show und Status, Frau fuhr lieber Mercedes. Sicherheit statt Draufgängertum.

Zweimal 147 kW, 696 Nm Drehmoment

Ein Auto wie der I-Pace hätte die coolen Typen von damals aus ihren stets auf Hochglanz polierten Schuhen gehauen. Power ohne Ende: zwei Elektromotoren mit jeweils 147 kW. Das waren damals zwei mal 200 gleich 400 PS. Dazu das Drehmoment einer Elektrolok vor einem Güterzug: 696 Nm aus dem Stand. Gute Güte. Bis vor wenigen Jahren praktisch unvorstellbar in einem Automobil. Und die mächtige Antwort auf die bange Frage, ob mit dem Verbrennungsmotor auch die Faszination des Fahrens verschwindet.

Der I-Pace ist beim Blick auf Drehmoment und Datenblatt der potenteste Jaguar, den es je für Geld zu kaufen gab. Der Allradantrieb – ein E-Motor an der Vorder-, einer an der Hinterachse – ist vor diesem Hintergrund der Garant für die Bändigung der Urgewalt. Aber auch ein leichter, kundiger Fuß auf dem Stromregler aka Gaspedal ist eine Grundvoraussetzung, um mit dem sprunggewaltigen Jaguar glücklich zu werden. Man könnte, wenn man wollte – das 2,2-Tonnen-Tier sprintet in 4,8 Sekunden zur 100-km/h-Marke. Aber es genügt, dass man das weiß.

Wer den Power-I-Pace gleiten lässt, erfährt die ganze Gelassenheit im Strom der neuen Zeit. Der summende Antrieb wie aus einer höheren Sphäre. Dazu die neuen physikalischen Möglichkeiten: Fuß vom Regler oder Fuß auf der Bremse speist kinetische Energie zurück in den 90 kWh-Akku für den Vortrieb. Man bekommt also zurück, was man eigentlich schon ausgegeben hat. Das Display im Cockpit meldet Rekuperation mit der Farbe grün, dann lacht das Energiesparer-Herz.

Und: Der I-Pace ist ein Jaguar. Direkte Lenkung, sportliches Fahrwerk, straffe Sitze, Lederbezüge für Nase und Auge.

Ja, das leidige Thema Ladeinfrastruktur könnte auch die I-Pace-Freude trüben. Jaguar gibt einen theoretische Reichweite von 470 Kilometern an, aber wer möchte das schon ausprobieren. An 100-kW-Ladesäulen gibt es Strom für 127 Kilometer in 15 Minuten, das Navi plant auf großer Reise die Stopover-Stationen mit den Steckdosen.

Ab 2025 vollelektrisch

Alles nur eine Frage der Zeit, sagen sie bei Jaguar. Bis 2025 will die Marke vollelektrisch fahren. Das heißt: neues Portfolio, neue Modellpalette, keine Kompromisse. Jaguar stellt die elektrische Wiederbelebung der Modellikone XJ in Aussicht, das Management um den Konzernchef Thierry Bolloré apostrophiert einen neuen Wertschöpfungsansatz: „Gewinn vor Umsatz.“ Das ist zunächst einmal eine kaufmännisches Definition, aber das Ziel Exklusivität führt natürlich direkt zu den Wurzeln der Marke.

Technische Daten und Preise im KATALOG e

Jaguar I-Pace

 

Fotos: JLR

Oskar Weber