Logbuch Polestar 4

Polestar baut seine Produktpalette aus. Wir waren mit dem SUV-Coupé mit der Modellnummer 4 unterwegs. Fahrbericht.

Seit 2017 ist Polestar nicht mehr die Performance-Abteilung von Volvo, sondern eine eigenständige Elektroauto-Marke. Das erste Fahrzeug der Marke war der limitierte Polestar 1, 2020 folgte mit dem Polestar 2 das erste Serienmodell und seit diesem Sommer starten mit dem Polestar 3 und 4 die nächsten beiden Serienmodelle in Europa. Die junge E-Automarke verdreifacht ihr Produktportfolio so auf einen Schlag und strebt auch deshalb im kommenden Jahr weltweit Verkaufszahlen von 155.000 Fahrzeugen an – ein ambitioniertes Ziel. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2024 verkaufte die Marke mit dem Polarstern im Emblem 20.317 Autos in aktuell 27 Märkten.

Sieben neue Märkte, neue Führungskräfte und neue Modelle sollen Polestar im kommenden Jahr also auf den Erfolgskurs bringen.

Übrigens: Polestar nummeriert seine Modelle chronologisch. Wir waren mit dem Polestar 4 mit Dual Motor unterwegs.

Das Auto. Der Polestar 4 ist wie alle Autos der Marke ein reines Elektrofahrzeug und wird aktuell im Geely-Werk in Hangzhou Bay (China) gebaut. Ab 2025 wird der 4 zusätzlich in Südkorea produziert – um die Produktionskapazität zu erhöhen und, aktuell ein wichtiger Pluspunkt, um mögliche China-Importzölle zu umgehen.

Den Polestar 4 gibt es in zwei Motorvarianten mit Heck- (Single Motor) oder Allradantrieb (Dual Motor). Im Gegensatz zum Polestar 2 steht bei Nummer 4 nur noch ein Batteriegröße zur Verfügung: eine 100 kWh große Lithium-Ionen-Batterie, die aus 110 Zellen besteht. Optisch fällt beim SUV-Coupé vor allem die fehlende Heckscheibe auf, die den Insassen im Fond durch die nach hinten verschobene C-Säule mehr Komfort bieten soll. „Mit dem Polestar 4 haben wir einen grundlegend neuen Ansatz für das Design von SUV-Coupés gewählt“, sagt der scheidende Polestar-Chef Thomas Ingenlath: „Statt einen bestehenden SUV lediglich zu modifizieren und ihm eine kürzere Dachlinie zu geben, was zu Kompromissen bei der Kopffreiheit und dem Komfort im Fond führt, wurde der Polestar 4 von Grund auf als eine neue Art von SUV-Coupé konzipiert. Der Komfort und das Erlebnis der hinteren Fahrgäste werden dabei klar priorisiert.“

Eine Rückfahrkamera, die auf dem Dach platziert ist, liefert das Bild für den virtueller Rückspiegel, der während der Fahrt den sicheren Blick nach hinten gewährleistet. Beim Einparken helfen insgesamt zwölf Kameras, die ein 360-Grad-Bild auf den vertikalen Infoscreen projizieren. Zu Beginn der Fahrt ist die fehlende Heckscheibe und der virtuelle Rückspiegel eine Umstellung – besonders für Brillenträger, weil der Rückspiegel je nach Blickwinkel nicht direkt ein scharfes Bild liefert. Doch schon nach kurzer Eingewöhnung ist das kein Thema mehr.

Akku und Verbrauch. Wir waren mit dem Allrad-Topmodell unterwegs: 440 kW (544 PS) und 686 Nm Drehmoment treiben den 4,84 Meter langen und 2,01 Meter breiten Polestar 4 an. Alternativ seht ein Heckantrieb mit 200 kW (272 PS) und 343 Nm zur Auswahl. Die Variante mit dem Dual Motor ist der bislang leistungsstärkste Polestar im Produktportfolio. Die Werte lassen es vermuten: Die Beschleunigung ist elektroautotypisch direkt, der Sprint von null auf Hundert dauert laut Datenblatt 3,8 Sekunden.

Die 100-kWh-Traktionsbatterie sorgt laut Hersteller bei einem Verbrauch von 18,7 bis 21,7 kWh/100 km für Reichweiten von bis zu 590 Kilometern (Dual Range). Die allseits bekannte Reichweitenangst sollte so langsam aber sicher der Vergangenheit angehören. Legt man längere Strecken zurück, kann dank der 400-Volt-Architektur an Schnellladesäulen mit eine maximalen Ladegeschwindigkeit von 200 kW innerhalb von 30 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden. Steht keine Schnellladesäule zur Verfügung, ist Geduld gefragt: Serienmäßig lädt der Polestar 4 dann mit einer maximale Ladeleistung von 11 kW, das Pluspaket bringt 22 kW an den Wechselstrom-Anschluss.

Der Fahrer hat die Wahl zwischen den beiden Fahrmodi Reichweite und Performance. Nomen est omen: Mehr Reichweite gibt es im Reichweiten-Modus, mehr Performance und Fahrdynamik im Performance-Modus. 

Das Raumangebot. Die fehlende Heckscheibe und der lange Radstand von 2,99 Metern sorgen für einen großzügigen Innenraum. Fahrer und Beifahrer sitzen bequem auf individuell einstellbaren und bequemen Sitzen und auch die Passagiere im Heck kommen bequem ans Ziel.

Der Kofferraum fasst 526 Liter, legt man die Rückbank um, entsteht ein flacher Laderaum mit 1.536 Litern. Praktisch ist der zusätzliche Frunk, in dem zum Beispiel das Ladekabel Platz findet.

Das Cockpit. Nachhaltigkeit steht bei Polestar hoch in der Unternehmensphilosophie, das sieht man auch im Innenraum des SUV-Coupés. Im Fahrzeug werden unter anderem Monomaterialen verwendet, die einfacher recycelt werden können. Und im Innenraum setzt Polestar zudem auf ein neu entwickeltes Textil, das aus recycelten PET besteht.

Der Innenraum ist insgesamt clean gehalten, das wichtigste Instrument ist der horizontale Touchscreen in der Mittelkonsole. Hier lassen sich sowohl Fahrassistenzsysteme wie auch das Infotainment steuern – einzig die Lautstärke lässt sich über einen klassischen runden Knopf regeln. Das System ist im Stand einfach zu bedienen und der Splitscreen zeigt individuell angeordnete Menüpunkte an. Ein kleines Manko in der Bedienung: Auch die Rückspiegel müssen etwas umständlich über das System eingestellt werden – die Steuerung erfolgt über am Lenkrad angebrachte Touchpads. Ebenfalls über die Knöpfe am Lenkrad können die Positionen des Lenkrads und des Head-up-Displays eingestellt werden.

Die Preise. Der Polestar 4 startet in Deutschland bei 61.900 Euro (Single Motor), die Allradversion kostet 69.900 Euro. Bis zum 15. November 2024 profitieren Polestar-Kunden von den Launch Weeks – 4.000 Euro Rabatt. Das Batterie-Garantieversprechen ist großzügig: acht Jahre oder 160.000 Kilometer.

 

 

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Franziska Weber