Motorsport 2.0

Die Formel E spricht ein neues, junges Publikum an. Sponsoren sehen das Potenzial der Zielgruppe.

Das Jahr 2018 hat gut angefangen für die Formel E: Seit dem 9. Januar hat die erste elektrische Rennserie einen neuen Namen, sie heißt jetzt ABB FIA Formula E. Das Schweizer Technologieunternehmen ABB hat sich die Namensrechte der Elektrorennserie für sieben Jahre gesichert. Die Formel E, von vielen klassischen Motorsportfans belächelt, ist nicht nur die jüngste FIA-Rennserie, sondern auch die erste mit einem Namenssponsor.

Die Formel E ist innovativ. Die Zuschauerzahlen bei Motorsportveranstaltungen gehen zurück, die Zuschauertribünen sind oft halb leer. Die Macher der Elektrorennserie wenden das Blatt: Wenn keine Zuschauer mehr an die Rennstrecken kommen, dann kommen die Rennstrecken eben zu den Zuschauern. Und da wir in einer schnelllebigen Zeit leben, wird das ganze Event auf einen Tag komprimiert: Training, Qualifying und Rennen. Und das alles direkt vor der Haustür auf Stadtkursen in Metropolen. Vorteil der Formel-E-Boliden ist, dass sie weder laute Motorengeräusche noch Abgase produzieren, die die Stadtbevölkerung verschrecken könnten.

Das ist Fluch und Segen zugleich, denn klassische Motorsportfans vermissen genau das: laute Motoren und Benzingeruch. Und aus dem gleichen Grund spricht die Formel E ein neues Publikum an. Problem der restlichen FIA-Serien, allen voran der Königsklasse Formel 1, ist das fehlende Zuschauerinteresse bei der jüngeren Generation. Die Zeiten, in denen man sich über die PS-Zahl seines Autos verglich, sind lange vorbei, die Interessen gehen hin zu neuen Technologien. Bei der Formel E ist zuschauertechnisch zwar auch viel Luft nach oben, aber viele Sponsoren sehen viel Potenzial in der Zielgruppe der Rennserie. Zuletzt sind die Modemarke Hugo Boss und der Versicherungskonzern Allianz von der Formel 1 zur Formel E gewechselt. So unterschiedlich die beiden Unternehmen sind, die Gründe waren die gleichen: Beide Firmen wollen ein neues, junges Publikum ansprechen. Und die Tatsache, dass in den kommenden Jahren BMW, Mercedes-Benz und Porsche in die elektrische Serie einsteigen werden, ist sicherlich auch ein weiterer wichtiger Hinweis für Sponsoren, dass die Formel E die Zukunft des Motorsports sein könnte. Die Hersteller sehen den elektrischen Rennsport als Teststrecke für ihre Entwicklung.

Trotzdem: Auch bei der Formel E ist nicht alles Gold, was glänzt. Die laufende Saison wurde erst jetzt von 14 auf zwölf Rennen in zehn Städten gekürzt, nachdem Montreals neue Bürgermeisterin Valerie Plante das geplante Saisonfinale in der kanadischen Metropole abgesagt hat. Die Serie steckt in ihrer vierten Saison noch in den Kinderschuhen. Auch das geplante Rennen in Sao Paulo wurde abgesagt, allerdings wurde rasch ein Ersatzveranstalter gefunden, das Rennen findet jetzt in Punta del Este (Uruguay) statt. Die Organisatoren haben also noch viel zu tun. Die rund zwölf Millionen Euro pro Saison, die der Namenssponsor ABB in die Kassen spült, sind sicherlich ein guter Treibstoff für die Formel E.

Formel E 2017/18:

Strecken und Termine

Teams und Fahrer

Franziska Weber