583 pro 1000

Man kann über das Automobil sagen, was man will. Aber sein Standing im richtigen Leben ist besser als sein Ruf.  Die Leute wollen, warum auch immer, ein Auto haben.

583 pro 1000. Das ist eine erstaunliche Quote. Und die Zahl ist ja nicht erfunden. Auf 1000 Einwohner kommen in Deutschland 583 zugelassene Personenkraftwagen. Kein Fall für selbsternannte Fakten-Checker, die Zahl ist zertifiziert. Das Statistische Bundesamt führt sie in seiner offiziellen Statistik für das Jahr 2022. 

Zum Vergleich ein kurzer Blicke ins Archiv. Für das Jahr 2012 stehen in der Pkw-Dichte-Tabelle der Bundesstatistiker 534 Personenwagen pro 1000 Einwohner. Das bedeutet auf die letzten zehn Jahre gerechnet ein Plus von knapp zehn Prozent. Übrigens: Im ersten deutsch-deutschen Nachwendejahr kamen auf 1000 Wiedervereinigte 380 Personenkraftwagen – plus 53 Prozent seit 1991.

Absolute Zahlen gibt es auch. Am 1. Januar 2023 meldete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 48,8 Millionen zugelassene Personenwagen in Deutschland – binnen Jahresfrist auf hohem Niveau ein Plus von 0,6 Prozent.

Steigt und steigt und steigt

Die Zahl der offiziell zum Straßenverkehr zugelassenen Autos steigt und steigt und steigt also, das heißt, das Automobil läuft und läuft und läuft.

Die Gründe für den immer noch anhaltenden Siegeszug der vermeintlich in Verruf geratenen motorisierten Blechkameraden sind vielfältig und nachvollziehbar:

  • Die Leute wollen mobil sein;
  • sie wollen dabei unabhängig sein;
  • sie wollen frei entscheiden, wo sie wohnen und arbeiten;
  • sie wollen ihre Arbeits- und sonstigen Wege ohne Fahrplan planen;
  • sie müssen ihre Arbeits- und sonstigen Wege ohne Fahrplan planen, weil es keinen Fahrplan gibt;
  • sie würden gerne den gut ausgebauten Öffentlichen Personenverkehr in den Ballungsräumen nutzen, aber sie können sich dort keine Wohnung leisten;
  • sie würden gerne dort arbeiten, wo sie wohnen, aber es gibt dort keine Arbeitsplätze. 

Und schließlich das Motiv der Motive:

  • Individualverkehr ist Lebensqualität, das gilt übrigens nicht nur für die Mobilität.
Früher war gar nichts besser

Alte weiße Frauen und Männer erinnern sich noch an die Zeit, als ein Auto für Viele unerschwinglich war. Geringverdiener, Studenten, Wehrdienstleistende fuhren mit dem Zug, vorausgesetzt, es fuhr ein Zug.

Die Alten und die noch Älteren haben den Rundumwohlstand geschaffen, den Viele heute für selbstverständlich halten. Dazu gehört auch, sich für die Jungen und ihren Wohlstand zu freuen. Auch das ist selbstverständlich. Alles so schön bunt hier. Und gepflegt. Und vollversorgt. Und gut geheizt. Und zuverlässig. Womit wir wieder beim Automobil sind, für die Einen Lebenshilfe, für die Anderen Hassobjekt. Früher war eben gar nichts besser. Selbst neue Autos sprangen morgens nicht an, und schon nach vier oder fünf Jahren waren sie so verrostet, dass der TÜV mit dem Schrottplatz drohte.

Nur die Nummer acht

Wirklichkeit schlägt Ideologie. Die Geschichte beweist es immer und immer und immer wieder, während die Zeit läuft und läuft und läuft. Deutschland, an dessen Wesen die Welt noch nie genesen ist, ist übrigens nicht das Autoland Nummer eins, sondern die Nummer acht – bezüglich der Pkw-Dichte. Jedenfalls in der Europäischen Union. Die EU-Statistikbehörde Eurostat kennt und nennt die aktuellen Spitzenreiter: Polen 687 Personenwagen pro 1000 Einwohner, Luxemburg 681, Italien 675.

Foto: motorfuture 

Hugo von Bitz