Das Wunder von Wolfsburg

594.300 weltweit verkaufte Neuwagen im November 2017. Volkswagen meldet den besten Auslieferungsmonat der Markengeschichte.

Volkswagen ist, glaubt man den Medien, am Boden. Arrogante Abgasmanipulationen, Kujonierung durch die US-Behörden, die Antriebszukunft verschlafen und Was-Sonst-Noch-Alles-So-Schief-Geht-In-Wolfsburg. Die gleichen Damen und Herren, die dem diabolischen Meister Piech und seinem strengen Knecht Winterkorn jahrelang jede Härte und jeden Spott von den Lippen gelesen und miilionenfach reproduziert haben, übertrumpfen sich jetzt mit apokalyptischen Abgesängen.

Keine Sorge, Volkswagen soll hier nicht verteidigt werden. Die Arroganz des Konzerns und seiner Anführer ist kein Ruhmesblatt. Aber sie wurde in manchen Fällen mit persönlichen Tragödien beglichen. Ein Eigner und Enkel, der seine Anteile der verhassten Verwandtschaft am Ende des Tages vor die Füße wirft. Ein selbstherrlicher General und Menschenschinder, der sich jetzt in seiner Villa in München verkriechen muss. Oder ein mittelhell leuchtendes Manager-Licht, das trotz einer Anklage durch US-Behörden die Chuzpe besitzt, seinen Weihnachtsurlaub ausgerechnet in Florida zu verbringen – und diese ungeheuerliche Ignoranz jetzt mit einer harten Gefängnisstrafe büßt.

Rechnungen werden im Leben auf die eine oder andere Weise bezahlt. Volkswagen selbst stellt sich der Vergangenheit und der Zukunft mehr oder weniger konsequent. Aber der Konzern ist erfolgreich. Und die Marke eine Macht. Mehr denn je. Schlichte Zahlen sind nicht selten harte Fakten. Volkswagen hat im Monat November 2017 weltweit 594.300 Neuwagen ausgeliefert. Das ist, meldet das Unternehmen, der stärkste Auslieferungsmonat seit Bestehen der Marke. Im Gesamtjahr 2017 (bis einschließlich November) wurden 5,64 Miilionen neue Volkswagen verkauft. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Plus von 4,0 Prozent. Alleine in China brachte VW im November 331.100 Neuwagen an den Mann und an die Frau.

Kennzeichnen diese Zahlen das Wunder von Wolfsburg? Nein, denn die Kundschaft will für ihr sauer verdientes Geld keine Wunder haben, sondern Qualität. Und VW baut gute Autos, richtig gute Autos. Experten wissen das. Es sind übrigens die gefallenen VW-Götter Piech und Winterkorn, die mit ihrer Besessenheit aus guten Autos sehr gute Autos gemacht haben. Auch diese Tragik ist Teil der VW-Wirklichkeit.

Oskar Weber