Formel E, 13. Saisonrennen in London: Alex Lynn siegt bei chaotischem Heimrennen und verbessert sich in Fahrerwertung um zehn Plätze. Rennen ist geprägt von aggressivem Racing, vielen Kontakten und Unfällen. Schwarze Flagge für di Grassi in letzter Rennrunde.
In London haben die 24 Formel-E-Piloten heute mit harten Bandagen um die Plätze und Punkte gekämpft – fair ging es dabei nicht immer zu. Die Zweikämpfe waren hart, manchmal zu unüberlegt und endeten oft in Kollisionen. Nur 19 Fahrer sahen das Ziel.
Geknallt hat es nur auf der Strecke
Heute morgen schien das größte Problem der angesagte Regen im Osten Londons zu sein. Das Freie Training und das Qualifying fanden auf trockener Strecke statt, die Wettervoraussage und die aufziehenden dunklen Wolken kündigten Regen für das 13. Saisonrennen am Nachmittag an. Der Regen blieb aus, geknallt hat es heute nur auf der Strecke.
Nach einem ruhigen Start kann sich Polesetter Stoffel Vandoorne an der Spitze absetzten, weil Oliver Rowland das restliche Feld etwas ausbremst. Große Teile des 24-köpfigen Felds aktivieren den Attack Modus, der wie gestern zwei Mal Extrapower für je acht Minuten liefert, recht früh. René Rast muss sein Rennen nach knapp 18 Minuten beenden, nachdem Sébastien Buemi ihn nach einem Verbremser in die Mauer schiebt. 2014/15-Formel-E-Champion Buemi verliert durch eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe viele Plätze und setzt seinen Negativtrend der aktuellen Saison fort.
Kurz nach der ersten Safety-Car-Phase führt Mercedes das Feld souverän mit einer Doppelführung an. Die folgende Safety-Car-Phase ist der Startschuss für eine chaotische zweite Rennhälfte. António Félix da Costa will seinen Attack Mode nutzen, um André Lotterer zu überholen, wird bei dem Versuch aber vom Porsche-Pilot in die Wand geschoben. „Heute war ein harter Tag. Wir waren aus altbekannten Gründen nicht gut im Qualifying, aber im Rennen waren wir fast zurück in den Top 10 als ich von der Strecke gedrückt wurde“, sagt da Costa. „Das schmerzt, wir hätten heute wertvolle Punkte sammeln können.“
Audi, die Lücke im Reglement und die schwarze Flagge
In der zweiten Safety-Car-Phase des Rennens versucht Audi eine Lücke im Reglement zu nutzen. Lucas di Grassi kürzt durch die Boxengasse ab und reiht sich als Führender hinter dem Safety Car ein. Die Rennleitung untersucht die Vorgehensweise und verhängt eine Durchfahrtsstrafe, weil di Grassi laut Telemetriedaten in der Box nicht gestoppt hat, wie es das Reglement vorschreibt. Weil der Audi-Pilot seine Strafe nicht antritt sieht er in der letzten Rennrunde, immer noch auf Position eins liegend, die schwarze Flagge. „Wir haben mit Lucas einen strategischen Schachzug versucht, der vom Reglement erlaubt war und den auch schon andere Teams angewendet haben. Er ist leider nicht hundertprozentig aufgegangen und wir akzeptieren die Entscheidungen der FIA-Kommissare“, sagt Audi-Teamchef Allan McNish.
Rowland und Vandoorne
In der Zeit zwischen der zweiten Safety-Car-Phase und dem Zieleinlauf gibt es viele weitere Kontakte, Zweikämpfe und Positionswechsel. Nissan-Pilot Rowland fährt bei einem überambitionierten Überholmanöver in den bis dahin Zweitplatzierten Vandoorne, der deshalb auf Rang 15 zurückfällt und das Rennen auf Rang elf beendet. „Ich bin natürlich unheimlich enttäuscht. Das war heute ein harter Nachmittag für mich“, sagt der Mercedes-Pilot nach dem Rennen. „Ich bin von der Pole Position gestartet, habe das Rennen lange angeführt und hatte alles unter Kontrolle. Jetzt dann ohne Punkte dazustehen, ist sehr frustrierend für mich. Ich habe mit Oliver gesprochen und er übernimmt die volle Verantwortung für den Zwischenfall.“ Von der Rennleitung bekommt Rowland eine 5-Sekunden-Zeitstrafe – warum die Rennleitung bei gleichem Vergehen eine mildere Strafe als für Buemi verhängt, ist unklar.
Kurz vor Rennende kommt es zu den letzten Ausfällen des Tages: Sam Bird und Norman Nato kollidieren. Erneut sieht es nicht nach fairem Rennsport aus. Beide Fahrer scheiden aus, der bis heute Führenden der Fahrerwertung Sam Bird beendet seine beiden Heimrennen ohne Punkte.
Mahindra und Lynn
An der Spitze des Feldes haben sich Lucas di Grassi, Alex Lynn und Nyck de Vries abgesetzt. Nach der Disqualifikation von di Grassi feiert Mahindra-Pilot Lynn bei seinem Heimrennen seinen ersten Formel-E-Sieg. „Es ist schwer in Worte zu fassen. Es ist etwas Besonderes, so etwas habe ich noch nie gefühlt“, sagt Lynn nach seinem Sieg. „Die Formel E war ein schwieriges Pflaster für mich, deshalb ist dieser Sieg so wertvoll.“ Mercedes-Pilot de Vries beendet auch das zweite London-Rennen auf dem zweiten Platz. „Ich muss zugeben, dass ich von Platz zwei ein bisschen enttäuscht bin. Wir hatten ein bisschen Pech mit dem Safety-Car, als wir gerade den Attack Mode aktiviert hatten. Das hat mich nach dem Re-Start verwundbar gemacht“, sagt de Vries. „Am Ende waren die Energievorgaben so hoch, dass ich nicht in der Lage war, an Alex Lynn vorbeizukommen.“ Jaguar-Pilot Mitch Evans komplettiert das Podium auf Rang drei.
Im Fahrerklassement hat sich der Zweitplatzierte der beiden London-Läufen mit 95 Punkten an die Spitze gesetzt, de Vries führt die Wertung in der aktuellen Saison bereits das fünfte Mal an. Robin Frijns folgt mit 89 Punkten auf Rang zwei vor den punktgleichen Drittplatzierten Sam Bird und Jake Dennis (81 Punkte). In der Fahrerwertung führt Frijns Team Virgin die Wertung mit 165 Punkten vor Mercedes (158 Punkte) und Jaguar (156 Punkte) an.
Finale in Berlin
Am 14. und 15. August findet das Formel-E-Saisonfinale in Berlin statt. Dort wird erstmals in der siebenjährigen vollelektrischen Renngeschichte ein Fahrer zum Weltmeister gekrönt.
Formel E Saison 2020/21
13. Rennen in London (Großbritannien), 25. Juli 2021
Ergebnis
1. | Alex Lynn, Mahindra Racing | |
2. | Nyck de Vries, Mercedes-Benz EQ Formula E Team | +0,599 s |
3. | Mitch Evans, Jaguar Racing | +6,257 s |
4. | Robin Frijns, Envision Virgin Racing | +6,682 s |
5. | Pascal Wehrlein, TAG Heuer Porsche Formula E Team | +9,212 s |
6. | Maximilian Günther, BMW i Andretti Motorsport | +10,637 s |
7. | Nick Cassidy, Envision Virgin Racing | +12,685 s |
8. | Sérgio Sette Câmara, DRAGON Penske Autosport | +19,237 s |
9. | Jake Dennis, BMW i Andretti Motorsport | +24,914 s |
10. | Joel Eriksson, DRAGON Penske Autosport | +27,920 s |
11. | Stoffel Vandoorne, Mercedes-Benz EQ Formula E Team | +28,623 s |
12. | Edoardo Mortara, ROKiT Venturi Racing | +29,083 s |
13. | Jean-Éric Vergne, DS TECHEETAH | +29,915 s |
14. | Sébastien Buemi, Nissan e.dams | +30,291 s |
15. | Oliver Turvey, NIO 333 FE Team | +31,364 s |
16. | Alexander Sims, Mahindra Racing | +34,336 s |
17. | André Lotterer, TAG Heuer Porsche Formula E Team | +35,204 s |
18. | Oliver Rowland, Nissan e.dams | +42,269 s |
19. | Tom Blomqvist, NIO 333 FE Team | +1 Runde |
Rennen nicht beendet
Norman Nato, ROKiT Venturi Racing |
Sam Bird, Jaguar Racing |
António Félix da Costa, DS TECHEETAH |
René Rast, Audi Sport ABT Schaeffler |
disqualifiziert
Lucas di Grassi, Audi Sport ABT Schaeffler |
Pole Position
Stoffel Vandoorne, Mercedes-Benz EQ Formula E Team, 1:20,181 min
Schnellste Qualifyingrunde
Alex Lynn, Mahindra Racing, 1:20,319 min
Schnellste Rennrunde
Robin Frijns, Envision Virgin Racing, 1:21,635 min
Fahrerwertung nach 13. Rennen
1. | Nyck de Vries, Mercedes-Benz EQ Formula E Team | 95 Punkte* |
2. | Robin Frijns, Envision Virgin Racing | 89 Punkte |
3. | Sam Bird, Jaguar Racing | 81 Punkte |
4. | Jake Dennis, BMW i Andretti Motorsport | 81 Punkte |
5. | António Félix da Costa, DS TECHEETAH | 80 Punkte |
6. | Alex Lynn, Mahindra Racing | 78 Punkte |
7. | Nick Cassidy, Envision Virgin Racing | 76 Punkte |
8. | Mitch Evans, Jaguar Racing | 75 Punkte |
9. | Edoardo Mortara, ROKiT Venturi Racing | 74 Punkte |
10. | René Rast, Audi Sport ABT Schaeffler | 72 Punkte |
11. | Pascal Wehrlein, TAG Heuer Porsche Formula E Team | 71 Punkte |
12. | Jean-Éric Vergne, DS TECHEETAH | 68 Punkte |
13. | Stoffel Vandoorne, Mercedes-Benz EQ Formula E Team | 63 Punkte |
14. | Lucas di Grassi, Audi Sport ABT Schaeffler | 62 Punkte |
15. | Maximilian Günther, BMW i Andretti Motorsport | 62 Punkte |
16. | Oliver Rowland, Nissan e.dams | 59 Punkte |
17. | André Lotterer, TAG Heuer Porsche Formula E Team | 45 Punkte |
18. | Alexander Sims, Mahindra Racing | 44 Punkte |
19. | Nico Müller, DRAGON Penske Autosport | 30 Punkte |
20. | Sébastien Buemi, Nissan e.dams | 20 Punkte |
21. | Norman Nato, ROKiT Venturi Racing | 17 Punkte |
22. | Sérgio Sette Câmara, DRAGON Penske Autosport | 16 Punkte |
23. | Oliver Turvey, NIO 333 FE Team | 13 Punkte |
24. | Tom Blomqvist, NIO 333 FE Team | 5 Punkte |
25. | Joel Eriksson, DRAGON Penske Autosport | 1 Punkt |
Teamwertung nach 13. Rennen
1. | Envision Virgin Racing | 165 Punkte* |
2. | Mercedes-Benz EQ Formula E Team | 158 Punkte |
3. | Jaguar Racing | 156 Punkte |
4. | DS TECHEETAH | 148 Punkte |
5. | BMW i Andretti Motorsport | 143 Punkte |
6. | Audi Sport ABT Schaeffler | 134 Punkte |
7. | Mahindra Racing | 122 Punkte |
8. | TAG Heuer Porsche Formula E Team | 116 Punkte |
9. | ROKiT Venturi Racing | 91 Punkte |
10. | Nissan e.dams | 79 Punkte |
11. | DRAGON Penske Autosport | 47 Punkte |
12. | NIO 333 FE Team | 18 Punkte |
*Punkteschlüssel Plätze 1 bis 10: 25 P. / 18 P. / 15 P. / 12 P. / 10 P. / 8 P. / 6 P. / 4 P. / 2 P. / 1 P.
3 Zusatzpunkte gibt es für die Pole Position, jeweils 1 Zusatzpunkt für die schnellste Qualifyingzeit und die schnellste Rennrunde.