Sono ohne Sion

Das Startup Sono Motors hat bei seinem Solarautoprojekt Sion den Stecker gezogen. Das Unternehmen will sich in Zukunft ausschließlich auf das Zulieferergeschäft konzentrieren.

Ohne Moos nix los im richtigen Leben. Das gilt für die private Existenz, und das gilt erst recht fürs Geschäftsleben. Die Sono Motors-Gründer können ein Lied davon singen, dass Unternehmergeist und eine an und für sich blendende Idee ohne solides Finanzierungskapital nicht den sprichwörtlichen Heller wert sind.

Perpetuum Automobile

Sono wollte mit Hilfe der Sonne gewissermaßen das Perpetuum Automobile auf die Räder stellen. Photovoltaik statt herkömmlichem Lack auf die Karosserie, Auto ans Licht – fertig ist der Selbstlader für die kurzen Strecken. Das klingt plausibel und es funktioniert nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Das Automobilbusiness ist ein großes Rad, ein sehr großes. Entwicklung, Erprobung und gesetzliche Typprüfungen verschlingen Unsummen von Geld, noch ehe das Marketing und der Vertrieb die ersten zarten Striche auf ihre Präsentationsfolien malen.

Die allermeisten Autogründer jenseits staatlicher Subventionsprogramme scheitern, Tesla ist die Ausnahme der Regel. Auch bei Sono hat es nicht gereicht. Der Sion, der seine Akkus mit Sonne und die Kasse des Münchner Startups mit frischem Geld fluten sollte, ist zunächst einmal Geschichte. Das Projekt wurde eingestellt.

Geld-zurück-Programm

Für bereits angezahlte Sion-Reservierungen hat das Unternehmen einen Rückzahlungsplan. Dieser sieht die Rückzahlung in mehreren Raten zuzüglich eines Bonus über die nächsten zwei Jahre vor, beginnend mit der ersten Rate im Mai 2023. Für das Solarauto gab es nach Unternehmensangaben „mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen“.

Sono Motors will jetzt versuchen, für das Sion-Programm einen Käufer zu finden. Der für das Auto zuständige Vorstand Thomas Hausch will das Unternehmen nach der Umstrukturierung verlassen. 300 Mitarbeitern droht die Kündigung. Haus: „Ich bin persönlich überzeugt, dass wir früher oder später viele SEVs auf der Straße sehen werden, auch ohne den Sion. Das Unternehmen und die Gründer werden die Vision einer Welt ohne fossile Brennstoffe weiter verfolgen, auch mit dem neuen Fokus.“

Der neue Fokus

Sono Motors will sich in Zukunft „ausschließlich auf das Solargeschäft für B2B-Kunden“ konzentrieren. Gemeint ist die Integration der Solartechnologie „in eine breite Palette von Fahrzeugen, einschließlich Bussen und Lastwagen“. Das Unternehmen habe „bereits 23 Partner im B2B-Geschäftsfeld“ , heißt es in einer Pressemitteilung. Die Firma arbeite derzeit als Entwicklungspartner und Zulieferer mit Unternehmen in zehn Märkten in Europa, Asien und den USA zusammen, unter anderem mit Mitsubishi Europe, dem Aufliegerspezialisten Chereau und den beiden Volkswagen-Tochterunternehmen Scania und MAN Truck & Bus. 

Unser Aufmacherbild: Sion-Prototypencockpit mit Mooseinlagen zur Luftreinigung im Armaturenbrett. Foto: motorfuture

 

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