Formel E testet in Valencia

Erstes Aufeinandertreffen aller zwölf Formel-E-Teams in Valencia. Fünf Testfahrten geben Ausblick auf siebte vollelektrische Saison. Neue Fahrer, neue Teamzusammensetzungen, neuer Saisonkalender.

Am 16. Januar 2021 startet die Formel E in ihre siebte Saison. Die am Anfang belächelte Rennserie nimmt Fahrt auf, nach der kommenden Saison gibt es erstmals einen FIA-Formel-E-Weltmeister. Vier der insgesamt fünf Formel-E-Champion sind noch am Start und fahren mit den restlichen 20 Piloten um den Titel. Die Serie ist sehr ausgeglichen, in der vergangenen Saison gab es acht Sieger in elf Rennen — nur Maximilian Günther und Formel-E-Champion António Félix da Costa siegten zwei (Günther) beziehungsweise drei Mal.

Formel E Test Valencia

Vom 28. November bis zum 1. Dezember haben sich die zwölf Teams erstmal mit neuem Material und Fahrerteams auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia mit- und gegeneinander gemessen. Bereits zum vierten Mal ist der spanische Rundkurs Austragungsort der Formel-E-Testtage. Bereits zum zweiten Mal in Folge ist BMW-Pilot Maximilian Günther im BMW iFE.21 mit 1:11,760 Minuten die schnellste Testzeit gefahren. „Es ist natürlich super, wie im Vorjahr erneut die Wochenbestzeit gefahren zu sein, auch wenn Rundenzeiten an den vergangenen Testtagen nicht im Mittelpunkt standen“, sagt Günther, der in der vergangenen Saison zwei Siege gefeiert hat. „Hier in Valencia haben wir die Gelegenheit genutzt, mit dem neuen Fahrzeug verschiedene Dinge auszuprobieren. Ich denke, wir haben einen sehr guten Job gemacht.“

In Valencia testen die zwölf Teams ihre Boliden, Fahrer, Arbeitsabläufe, Settings und Boxen-Teams. „Besonders geschaut haben wir auf Arbeiten an der Zuverlässigkeit, um alle Kinderkrankheiten am Auto zu beseitigen, und überprüften auch, wie es in Sachen Performance aussieht“, sagt Mercedes-Teamchef Ian James. „Es ist sehr schwierig, hier in Valencia ein Gefühl dafür zu bekommen, wo wir im Vergleich zu unserer Konkurrenz stehen. Alle Teams haben ihre eigenen Programme verfolgt, weshalb wir erst in Santiago erfahren werden, wo wir stehen. Aber alles in allem sind wir mit den hier erzielten Fortschritten zufrieden.“

Neue Teamzusammensetzung

Nur drei Teams (DS Techeetah, Mercedes-Benz und Nissan) starten mit dem selben Fahrerduo wie im Vorjahr, sieben Teams haben einen neuen Fahrer verpflichtet (Audi, BMW, Virgin, Nio, Jaguar, Porsche und Venturi) und Mahindra startet sogar mit zwei neuen Piloten in die siebte Saison. Dragon ist das einzige Team, das mit Sergio Sette Camara bisher erst einen Fahrer verpflichtet hat, bei den fünf Testfahrten in Spanien saß Nico Müller im zweiten Dragon-Boliden.

„Als Neuling im Team war dieser Test für mich sehr wichtig. Ich habe ein noch besseres Gefühl für das Auto bekommen und konnte verschiedene Dinge auszuprobieren“, sagt Pascal Wehrlein, der ab der kommenden Saison im Porsche-Cockpit sitzt. „Wir haben in Valencia ein umfangreiches Programm abgearbeitet, was mir sehr entgegenkam. Ich kenne die Formel E zwar schon, doch jedes Team arbeitet anders. Darauf muss ich mich als Fahrer einstellen.“

Porsche geht mit dem Fahrer-Duo André Lotterer (Bild) und Pascal Wehrlein in die neue Saison. Foto: Porsche

 

Drei Rookies saßen in Valencia erstmals offiziell für ihre Teams im Formel-E-Cockpit: Jake Dennis (BMW), Nick Cassidy (Virgin) und Norman Nato (Venturi). „Ich wollte schon länger in der Formel E fahren, denn die Rennserie hat in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Entwicklung genommen, die nun mit dem Status als FIA-Weltmeisterschaft noch einmal einen großen Schritt gemacht hat“, sagt BMW-Pilot Dennis. „Ich bin froh, dabei zu sein. Es macht großen Spaß, den BMW iFE.21 zu fahren, und ich kann die ersten Rennen in Santiago kaum erwarten.“

Saisonkalender 2020/21

Bereits am 19. Juni 2020 hat die Formel E einen provisorischen Saisonkalender für die siebte vollelektrische Saison veröffentlicht. 14 Rennen in 12 Metropolen waren geplant, einzig ein Austragungsort war noch offen. Knapp drei Monate vor dem Start in die Saison 2021, die erstmalig als FIA-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, gab es erste Anpassungen im Rennkalender.

Die 24 Fahrer starten wie geplant am 16. Januar 2021 in Santiago de Chile (Chile) in die siebte Formel-E-Saison. Neu ist, dass es sich um einen Doubleheader handelt, denn am 17. Januar findet bereits das zweite Saisonrennen in der chilenischen Hauptstadt statt – beide Rennen übrigens ohne Zuschauer.

Für die Rennen drei und vier kehrt die Formel E zum dritten Mal in Folge mit einem Doubleheader nach Diriyah (Saudi-Arabien) zurück. Es ist aber trotzdem eine Premiere für die Formel E: In Diriyah finden die ersten beiden Nachtrennen der vollelektrischen Rennserie statt. Die beiden Rennen sind aktuell mit Zuschauern geplant, allerdings liegt die Priorität laut Formel E bei allen Rennen auf der Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten. Soll heißen: Man behält sich  kurzfristige Änderungen vor.

Planung in Blöcken

So ist auch das Konzept der Vorstellung des Rennkalenders zu verstehen, den die Formel E in Blöcken kommuniziert. Block eins sind die ersten vier Saisonrennen, Block zwei wird Anfang 2021 kommuniziert. Fest steht allerdings schon, dass die Rennen in Mexiko-Stadt (Mexiko) und Sanya (China), die ursprünglich für den Februar und den März terminiert waren, erst im späteren Verlauf des Jahres stattfinden sollen. Insgesamt versucht die Formel E, den im Juni angekündigten Saisonkalender so gut wie möglich einzuhalten und in möglichst vielen Städten Rennen zu fahren. In der vergangenen Saison wurden wegen der Corona-Pandemie die Rennen in Sanya (China), Rom (Italien), Paris (Frankreich), Seoul (Südkorea), Jakarta (Indonesien), New York (USA) und London (Großbritannien) abgesagt. Mit dem Saisonfinale in Berlin mit sechs Rennen an neun Tagen beendete die Formel E die sechste Saison unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Franziska Weber