Von Visionen, Mut, Geschäftemachern

World Wide Wheels: Namen und Nachrichten aus dem richtigen Leben. Heute: Dacia, Toyota, Diesel und natürlich Tesla.

Wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. Dieser Satz wird Helmut Schmidt nachgesagt, dem fünften Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Die Älteren unter uns erinnern sich. Schmidt war ein Macher, der nicht alles mit sich machen ließ. Der große Weltökonom, zu dem ihn ergebene Medienjünger in erinnerungsoptimistischer Nachbetrachtung machen woll(t)en, war er nicht. Unter Schmidts Ägide begann die Ära der zügellosen Schuldenpolitik, Visionen für das abklingende Wirtschaftswunderland hatte der gelernte Nationalökonom nicht.

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Trotzdem wünscht man sich einen wie Schmidt zurück. Einen (r)echten Sozialdemokraten. Einen, der klare Gedanken fassen und dann in präzisen Worten ansagen konnte. Ein Mann aus Eisen, der in den 60er-Jahren mit Frau und Tochter im privaten Opel Rekord die Sowjetunion bereiste. Völkerverständigung zum Anfassen. Heute hocken in den vollklimatisierten Berliner Regierungsbüros Politiker, die sich von Öko-Geschäftemachern am Nasenring durch die Manege ziehen lassen. Aus Angst vor skrupellosen Nichtregierungsorganisationen, deren Aggressivität und Kompromisslosigkeit verstörend sind. Dabei sind diese Leute nichts anderes als

  • Scheindemokraten, die von niemanden gewählt sind;
  • Winkeladvokaten mit dem Geschäftsmodell Abmahnunwesen;
  • Prozesshansel, die eine ganze Gesellschaft in Geiselhaft nehmen, die geltendes Recht der Lächerlichkeit preisgeben, die der Volkswirtschaft enormen Schaden zufügen.

Niemand stoppt sie. Der Diesel, ein ökonomisch und ökologisch vorbildlicher Antrieb, wird mutwillig zerstört. Aberwitzige Luftgrenzwerte und Messmethoden werden akzeptiert. Besitzstand zählt nicht mehr in diesem Land. Deutsche Diesel-Besitzer werden enteignet, ihre Autos fahren im Ausland weiter. Vielleicht, weil es dort keine Umwelt gibt. 

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Apropos Diesel: Wer vor 15 Jahren in sogenannten Fachkreisen das Wort Hybrid in den Mund nahm, erntete höhnisches Gelächter. Die Japaner, diese Spinner. Der Diesel kann doch alles besser. Die Amerikaner, diese Ignoranten. Deutsche Diesel werden ihnen Beine machen. Ganz genau. Hybris statt Hybrid: Deutsche Manager stehen auf Fahndungslisten, sitzen in Gefängnissen, haben Milliarden verbrannt. Und Toyotas Hybrid-Idee läuft und läuft und läuft. In Japan, in Amerika und jetzt auch in Europa.

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Ja, die Experten. Ebenfalls 15 Jahre zurück war in Deutschland jeder ein Depp, der Dacia einen Chance gab. Billigautos? Will kein Mensch. Bloß: Dacia ist nicht billig, sondern Discount. Abgeschriebene Technik, preiswerte Entwicklung, günstige Produktion. Dacia-Kunden sind nicht doof, sondern gute Rechner. Im vergangenen Jahr hat die Renault-Tochter aus Rumänien 700.000 Autos produziert und verkauft. Ganz schön viel Blech.

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Ja, ja, die Träumer von Toyota, die Resterampenverwerter von Renault. Ideen für die Zukunft, Mut zur Lücke, Visionen, die wirken. Es ist kein Wunder, dass beide Unternehmen auch bei der Elektromobilität den Schalter umgelegt haben. Toyota (Hybrid, Brennstoffzelle/Wasserstoff) plant den BEV-Einstieg (battery electric vehicle) für das kommende Jahr, der Renault-Nissan-Verbund ist bei den Batterievollelektrikern mit Autos wie dem Renault Zoe und dem Nissan Leaf Mut- und Marktführer.

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Was uns last not least zu Tesla bringt und zu Elon Musk. Der Investoren-Flüsterer will seine Autos billiger und damit massenkompatibler machen, er will in der Produktion Geld sparen. Und muss deshalb 3000 Leute entlassen, „weil der Weg vor uns sehr schwierig ist“. 3000 Beschäftigte, das entspricht sieben Prozent der Belegschaft. Keine Kleinigkeit und klar, dass es zunächst einmal wieder die Kleinen trifft. Andererseits zeigen die Zahlen auch – Mannschaftsstärke momentan rund 45.000 Mitarbeiter -, dass Tesla mittlerweile ein gewaltiges Unternehmen ist. Man kann viel erzählen über Musk, aber der Mann hat Mut. Mut, Power, Durchhaltewillen.

Oskar Weber