Unterwegs mit dem ersten Vollelektriker der Seat-Marke Cupra. Praxistest.
- 170 kW (231 PS), 310 Nm
- 77 kWh Lithium-Ionen-Batterie, 170 kW Ladeleistung (DC)
- Reichweite laut WLTP: 496 – 552 km
Cupra hat im vergangenen Jahr in Deutschland 61.158 Fahrzeuge verkauft und damit seinen Marktanteil von 1,1 Prozent (2021) auf 2,3 Prozent gesteigert. Deutschland ist der stärkste Markt der jungen spanische Marke mit dem kupferfarbenen Emblem. „Wir haben das Produkt Cupra sehr gut adressiert, bieten Fahrspaß und ansprechendes Design. Ich bin davon überzeugt, wir treffen mit unseren Fahrzeugen den Zeitgeist“, sagt Werner Tietz, Forschungs- und Entwicklungsvorstand von Seat und Cupra.
Cup Racer, Cupra, Performance
Cupra ist die Seat-Performance-Marke, der Name wurde vom Seat-Markenpokal-Rennwagen „Cup Racer“ abgeleitet. Cupra war anfangs die Seat-Sportlinie und firmiert seit 2018 als eigenständige Marke. Alle Motorsportaktivitäten der spanischen Volkswagen-Tochter Seat laufen jetzt unter dem Markennamen Cupra. In den vergangenen beiden Jahren dominierte Cupra die erste vollelektrische Tourenwagen-Meisterschaft PURE ETCR, die Spanier starten außerdem zusammen mit Abt in den beiden von Alejandro Agag gegründeten vollelektrischen Rennserien Formel E und Extreme E. Logische Schlussfolgerung: Das erste spanische Serien-E-Auto trägt das Cupra-Emblem.
Spanier aus Zwickau
Der Cupra Born ist das erste vollelektrische Modell des in Martorell bei Barcelona ansässigen Automobilherstellers. Gebaut wird der 4,32 Meter lange Kompaktwagen allerdings im VW-Werk in Zwickau, das Auto teilt sich die Plattform mit dem baugleichen VW ID.3. Die unterschiedliche Karosserie unterscheidet die Fahrzeuge optisch, im Inneren sind die Unterschiede sehr viel geringer, die Technik ist identisch. Die Karosserieform des Born ist kantiger, spitzer und soll so das sportliche Cupar-Image vermitteln. Kleiner Nachteil: Das kantige Heck verschmutzt extrem schnell.
Das Cockpit des Born, der nach dem Stadtteil El Born in Barcelona benannt ist, ist übersichtlich. Über das mittig angebrachte zwölf Zoll große Display lassen sich alle Funktionen ansteuern – die Bedienung ist etwas verschachtelt und wegen der fehlenden haptischen Reaktion im Stand oder vom Beifahrersitz aus empfehlenswert.
Das funktioniert manchmal zu gut
Während der Fahrt hilft die Sprachsteuerung, die über einen Knopf am Lenkrad angesteuert werden kann. Ebenfalls am Lenkrad können alle Assistenzsysteme ein- und ausgeschaltet und die Lautstärke reguliert werden – die Fläche reagiert nicht auf Druck, sondern auf das Wischbewegungen. Das funktioniert gut, manchmal zu gut, wenn man zum Beispiel beim Lenken ungewollt auf die Touchfläche kommt und die Lautstärke verändert. Ebenfalls am Lenkrad befinden sich zwei Knöpfe, um den Fahrmodus zu wechseln.
Fünf verschiedene Fahrmodi können bei der 170-kWh-Topversion des E-Cupra angesteuert werden: Range, Comfort, Performance, Sport und Cupra Mode. Der Antritt ist dank des Drehmoments von 310 Nm durchweg gut, das Fahrwerk wird stufenweise straffer, die Lenkung direkter. Extrem einfach und direkt ist die Einstellung des One-Pedal-Drive-Modus über den Schalthebel, der rechts hinter dem Lenkrad angebracht ist. Durch die Rekuperation verbessert sich auch die Bremsleistung des Born. Insgesamt fühlt sich das knapp zwei Tonnen schwere Elektroauto recht leicht an, überzeugt aber durch grundsolide Fahreigenschaften. Das optional bestellbare Head-Up-Display projiziert alle wichtigen Fahrinformationen an die Windschutzscheibe, die Navigation überzeugt mit präziser Zielführung.
Ausreichend Platz, Sitze aus dem Meer
Die Positionierung des Schalthebels hinter dem Lenkrad vergrößert das Raumgefühl auf den Vordersitzen, die Mittelkonsole bietet viel Stauraum. Die Sportsitze aus recyceltem Meeresplastik sind dank der vielen Verstellmöglichkeiten bequem (Bild links), die Rücksitze mit den kurzen Beinauflagen sind gut genug für Kinder und für kleinere Leute. Bei Bedarf finden jedenfalls bis zu fünf Personen Platz im 1,80 Meter breiten Born. Der Kofferraum bietet ein Ladevolumen von 385 Litern, klappt man die Rücksitze um, wächst das Ladevolumen auf bis zu 1267 Liter, die Ladekabel verschwinden unter dem doppeltem Ladeboden (Bild rechts).
Viel Autobahn, kaltes Winterwetter: 22,9 kWh/100 km
Der Cupra Born wird von einer im Heck sitzenden 170 kW (231 PS) starken permanenterregten Synchronmaschine angetrieben und startet mit der großen 77-kWh-Lithium-Ionen-Batterie (netto; brutto: 82 kWh). Laut Hersteller sind so Reichweiten (WLTP) bis zu 552 Kilometer möglich, das entspricht einem Verbrauch von knapp 14 kWh/100 km. Auf unseren 802 Testkilometern bei winterlichen Temperaturen mit circa 50 Prozent Autobahnanteil, 35 Prozent Landstraße und 15 Prozent Stadtfahrten lag der Verbrauch mit 22,9 kWh/100 km über den Herstellerangaben. Berücksichtigt man die Temperaturen um null Grad und den hohen Autobahnanteil ist das aber ein akzeptabler Wert. Cupra bietet auf der Homepage einen Reichweitenrechner an, der aus den angegebenen Parametern Fahrprofil, Reisebedingungen, Reifen, Motorisierung und Batteriegröße die zu erwartende Reichweite errechnet.
Momentan können Interessenten zwischen zwei Motorisierungen (150 kW und 170 kW) und zwei Batteriegrößen (58 kWh und 77 kWh) wählen. Der Einstieg in die vollelektrische Cupra-Welt beginnt bei 38.770 Euro. Das ist im Sommer 2023 aber nur die Theorie der Preisliste. Die Praxis spricht eine andere Sprache. Wer im Netz ein wenig recherchiert, findet für den Born Preisnachlässe, die das aktuelle staatliche Prämienpaket (6750 Euro) noch einmal deutlich aufhübschen.
Beitrag im Juli 2023 aktualisiert.
Fotos: motorfuture
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