Logbuch Ford Mustang Mach-E

Unterwegs mit dem vollelektrischen Spross der Mustang-Zucht. Praxistest.

 

  • Vollelektriker mit großem Namen
  • Fahrspaß mit Komfort
  • Sehr gute Verbrauchswerte

 

Ford hat 1964 mit dem Mustang eine neue Fahrzeugklasse definiert und geprägt – die Pony Cars: Für US-Verhältnisse recht kleine zweitürige Coupés und Cabrios mit Sechs- oder Achtzylinder-Motoren, deren wesentliches Designmerkmale die lange Motorhaube und das kurze Heck sind.

Der Mustang ist das erfolgreichste Pony Car, das im Gegensatz zu vielen anderen Fahrzeugen der Klasse die Folgen der Ölkrise in den 1970er Jahren übersteht und weiterhin produziert wird. Im August 2018 verlässt der zehnmillionste Mustang die Produktion in Dearborn (Michigan, USA), dort wird das Pony Car bereits in siebter Generation gebaut.

Schon bei der Präsentation am 17. April 1964 zeichnet sich ab, dass Ford mit dem Mustang auf das richtige Pferd gesetzt hat – 22.000 Fahrzeuge werden noch am gleichen Tag verkauft. Alleine im ersten (allerdings überlangen) Modelljahr verkauft Ford insgesamt 680.992 Mustang. Das Rezept funktioniert: günstiger Einstiegspreis (2368 US-Dollar, nach heutigem Wert etwa 23.000 Dollar), ein speziell für ein junges Publikum konzipiertes Marketing und jede Menge Power.

Mustang: Das ist Power und Performance

Bei der Elektrifizierung setzt Ford zunächst ganz bewusst auf das Power- und Performanceerbe der Mustang-Idee. 198 kW (269 PS), 430 Nm Drehmoment und eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h stehen bei der Basisversion des Mustang Mach-E zur Verfügung. Die Kennzahlen der Topversion Mustang Mach-E GT lauten: 358 kW (487 PS), 860 Nm und 200 km/h. Zielsetzung der Marktstrategen: (Auch) ein Elektroauto soll in erster Linie Spaß machen.

Das Design des ersten vollelektrischen Fahrzeugs der US-Traditionsmarke zitiert vor diesem Hintergrund geschickt den Namensgeber, auch wenn der 4,71 Meter lange, 1,88 Meter breite und 1,62 Meter hohe Mustang Mach-E streng genommen ein SUV mit Coupédach ist. Dem Fahrspaß schadet das nicht. Drei Fahrmodi stehen zur Auswahl, Reiterin oder Reiter können das elektrische Pferdchen zahm gehen, aktiv traben oder temperamentvoll galoppieren lassen. Der Mach-E reagiert dabei stets direkt und zuverlässig auf Kommandos, Lenkung, Antritt und Fahrwerk werden mit aufsteigender Wahl noch direkter und straffer.

Die Mustang-Gemeinde grüßt auch den Mach-E

Der Mustang Mach-E macht Spaß. Und zieht die Blicke im Straßenverkehr auf sich. Ein Grund ist sicherlich das Mustang-Emblem, das Front und Heck des Elektro-Ford schmückt und auch im Innenraum  immer wieder als Easter Egg auftaucht. Das Ford-Logo sucht man vergeblich. Eine weitere Beobachtung im Straßenverkehr: Mustang-Fahrer grüßen sich mit einem kurzen Handzeichen. In dieses Ritual wird bei unseren Testfahrten auch der Mustang Mach-E einbezogen.

Gerade mal 18 kWh/100 km

Auf insgesamt gut 1300 Testkilometern – Autobahn, Landstraße, Stadtverkehr – punktet der Elektro-Mustang aber nicht zuletzt mit erstaunlich günstigen Verbrauchswerten: knapp 18 kWh Strom pro 100 Kilometer im Testmittel. Strecken von bis zu 360 Kilometer sind so ohne Ladestop möglich, an den Schnellladesäulen entlang der Autobahn lädt das System mit einer Ladeleistung von bis zu 150 kW.

Die 75,7 kWh (netto: 68 kWh) große Lithium-Ionen-Batterie sitzt im Fahrzeugboden, das schafft Platz für ein großzügiges Raumangebot. Dank der Karosserieform hat man im E-Mustang einen guten Überblick, sitzt bequem auf den Vordersitzen, und im Fond finden selbst großgewachsene Personen genügend Platz. Der Kofferraum bietet ein Ladevolumen von 402 Litern, klappt man die Rücksitze um, wächst das Ladevolumen auf bis zu 1420 Liter. Außerdem gibt es zusätzliche 100 Liter Stauraum im Frunk (Front-Kofferraum) unter der Fronthaube, zum Beispiel für verschmutzte Lauf- oder Wanderschuhe – das Frontabteil ist vollständig mit Kunststoff ausgekleidet und kann dank eines integrierten Wasserablaufs problemlos gereinigt werden. Und wie üblich für US-Fahrzeuge gibt es vorn und hinten große Flaschenhalter und viele Ablagefächer für Fahrer und alle Mitfahrer.

Die Bedienung ist im Prinzip einfach

Zentrales Element im Interieur ist der 15,5 Zoll große Touchscreen, der mittig am Armaturenbrett angebracht ist und über den das Infotainmentsystem, die Fahrmodi, die Klimatisierung und die Heizung angesteuert werden. Die Bedienung ist einfach, die Funktionen aufgrund der wenigen Ebenen leicht auffindbar. Allerdings ist die Bedienung im Stand empfehlenswert, weil haptischen Reaktionen fehlen. Das kann während der Fahrt ziemlich ablenken. Vor dem Fahrer liegt eine übersichtliche digitale 10,2-Zoll-Instrumententafel, auf der die wichtigsten Infos zu Fahrzeug und Fahrt angezeigt werden.

Am Ende der 14 Testtage steht dieses Sonderlob für den Mach-E: Der Elektro-Mustang ist ein Auto, das man eigentlich behalten möchte. Schade, dass er in den letzten Monaten doch recht teuer geworden ist. Daten und Preise im KATALOG e.

Cologne Electrification Center

In den vergangenen zwei Jahren hat Ford in Deutschland übrigens rund 6500, in Europa knapp 42.000 Mustang Mach-E verkauft. In Köln entsteht derzeit das Cologne Electrification Center. Dort soll im kommenden Jahr das erste vollelektrische Volumenmodell produziert werden – ein mittelgroßes SUV, Name noch unbekannt. Und ab Mitte 2024 soll ein weiterer E-Ford in Köln produziert werden. Die Umgestaltung zum E-Werk fordert allerdings auch prominente Opfer. Die Produktion des Ford Fiesta wird im Juli 2023 nach 47 Jahren eingestellt.

Fotos: motorfuture

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Franziska Weber