Logbuch Polestar 2

Unterwegs mit dem ersten vollelektrischen Serienmodell des schwedischen Elektroautoherstellers. Praxistest.

Polestar ist ein junger E-Automobilhersteller, der 2017 von seiner Konzernschwester Volvo und der gemeinsamen chinesischen Muttergesellschaft Geely gegründet wurde. Als erstes Modell hat das schwedische Unternehmen zwischen 2019 und 2021 den Plug-in-Hybrid Polestar 1 in Kleinserie produziert. Seit Mitte 2020 ist mit dem vollelektrischen Polestar 2 das erste (Volumen-)Serienmodell des Unternehmens auf dem Markt. Im vergangenen Jahr haben 29.000 Fahrzeuge das von Volvo betriebene Geely-Werk im chinesischen Luqiao verlassen, wo der Crossover produziert wird. „Dank der Möglichkeit, in Luqiao zu produzieren, können wir von Anfang an auf hohe Verarbeitungs- und Qualitätsstandards für den Polestar 2 setzen“, sagt Polestar-Chef Thomas Ingenlath.

Design, Materialien, Bedienbarkeit: top

Und genau das ist den Designern und Ingenieuren gelungen, der Polestar überzeugt innen wie außen durch gutes Design, hochwertige Materialien und einfache und intuitive Bedienbarkeit. Interessenten haben die Wahl zwischen drei Varianten, basierend auf unterschiedlichen Batteriegrößen (69 kWh oder 78 kWh, 170 kW oder 300 kW Leistung) und Antriebsarten (ein E-Motor an der Vorderachse, zwei Motoren an beiden Achsen).

Kaufen kann man den Vollelektriker nur online, ausgewählte Volvo-Händler übernehmen den Service der Fahrzeuge.

Vor kurzem wurden der kleinere Akku samt Single-Antrieb leistungsmäßig übrigens einen kleinen Tick aufgewertet (plus 5 kWh Speicherkapazität, plus fünf kW Leistung), die neue Konfiguration kommt im Herbst zu den Kunden.

Erfreulich sparsam

Der Testwagen (Baujahr 2021) mit Vorderradantrieb und dem kleineren Elektromotor leistet 165 kW und 330 Nm Drehmoment, der Akku speichert 64 kWh Energie. 330 Kilometer Reichweite zeigt der 4,60 Meter lange Wagen bei der von Polestar empfohlenen Akkuladung von 90 Prozent an. Nach 178 Kilometern Stadtverkehr und Landstraße sind noch 42 Prozent der Energie übrig – der Polestar 2 ist im Stadtverkehr und auf der Landstraße mit einem Verbrauch von 17,2 kW/h im Test also sparsamer als angekündigt. Und auch auf der knapp 250 Kilometer langen Autobahnfahrt liegt der Verbrauch mit 19,5 kW/h sehr nahe an der Werksangabe. Reichweiten von 300 Kilometern sind mit dem maximal 160 km/h schnellen Vollelektriker kein Problem. Und falls der Akku Nachschub braucht, kann an Schnellladesäulen mit circa 100 kW zügig nachgeladen werden. Praktisches Detail: Die Ladekabel können im Frunk (Front-Trunk) verstaut werden, der zusätzlich zum großen Kofferraum (405 – 446 Liter) unter der Motorhaube sitzt.

Platz da für vier bis fünf und ordentlich Gepäck

Neben dem Kofferraum überzeugt auch das restliche Raumangebot: Vier Erwachsene haben ausreichend Platz und für kurze Fahrten gibt es auch einen fünften Sitz im Fond. In den Türen, der Mittelkonsole und im Handschuhfach gibt es außerdem zahlreiche Ablagen inklusive vier Getränkehaltern.

Die Übersicht im Wagen ist nach hinten etwas eingeschränkt, beim Einparken hilft das 360-Grad-Kamerabild, das das Auto, dank der vier eingebauten Kameras (vorn, hinten und an beiden Seitenspiegeln) wie von einer Drohne gefilmt von oben zeigt. Das Adlerauge kostet allerdings 2500 Euro Aufpreis, der im Paket mit einer ganzen Reihe sehr nützlicher Assistenzsysteme – unter anderem adaptiver Abstandstempomat – aber ein freundliches Angebot ist.

Steht er schon oder läuft er noch?

Insgesamt ist der Polestar 2 technisch auf dem neuesten Stand: Infotainmentsystem und unterschiedlichste Fahrassistenzsysteme machen die Fahrer die Fahrt so angenehm wie möglich. Gewöhnungsbedürftig ist dabei nur, dass es keinen Start-/Stoppknopf gibt. Sobald sich der Schlüssel im Innenraum befindet und der Schalthebel auf D/R gestellt wird, ist der Wagen fahrbereit. Das größere „Problem“ ist das Ausschalten. Sobald der Schalthebel auf „P“ gestellt ist, ist das Auto aus. Hier fehlt erstmals der Verbrenner-Sound, um die Parksituation direkt zu erkennen. 

Ansonsten zeigen sich auch beim Polestar 2 alle Vorteile eines Elektrofahrzeugs: kraftvoller Antritt, summende Akustik, drei Rekuperationsmodi (normal/One-Pedal-Driving, wenig und aus).

Läuft alles nach Plan, wird das Produktportfolio des schwedischen Unternehmens in den kommenden Jahren kontinuierlich wachsen. Von 2022 bis 2024 Jahr plant Polestar pro Jahr die Markteinführung eines neuen Modells. Was alle geplanten Autos eint, ist der Elektroantrieb. Und auch bei der Namensgebung bleibt sich die junge Marke treu und nummeriert die Vollelektriker der Reihe nach durch: In diesem Jahr soll mit der Ziffer 3 der erste Polestar-SUV an den Start gehen.

Technische Daten und Preis im KATALOG e

 

Fotos: motorfuture, Polestar

motorfuture KATALOG e

Franziska Weber