Getrennt marschieren…

…vereint schlagen. Der Wettbewerb ist knallhart. Aber die besten Erfindungen werden nur einmal gemacht. In der Automobilindustrie wächst deshalb die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Drei aktuelle Beispiele mit Beteiligung des Volkswagen-Konzerns.

Brennstoffzelle: Hyundai mit Audi

Hyundai Motor und Audi arbeiten in Zukunft gemeinsam an der Entwicklung der Brennstoffzellentechnik. Der Korea-Konzern und die deutsche VW-Tochter haben ein Abkommen zur Kreuzlizenzierung von Patenten für eine große Zahl von Komponenten und Technologien für Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (FCEV) geschlossen. 

Die Vereinbarung zur Kreuzlizenzierung wurde zwar zwischen der Hyundai Motor Company – dem führenden Automobilhersteller der Gruppe – und Audi unterzeichnet, gilt aber auch für weitere Unternehmen beider Partner, darunter die Kia Motors Corporation und die Audi-Muttergesellschaft Volkswagen AG. Hyundai und Audi sowie die weiteren beteiligten Firmen teilen sich die Patentlizenzen in den kommenden Jahren zu gleichen Teilen. 

Die Partnerschaft zwischen der Hyundai Motor Group und der Audi AG wird die gemeinsamen Kapazitäten in der Forschung und der Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie stärken, um die Präsenz der beteiligten Unternehmen auf dem FCEV-Markt zu erhöhen. Das Abkommen umfasst nach Unternehmensangaben daher auch den gegenseitigen Zugang zu Brennstoffzellenkomponenten. In einem ersten Schritt wird die Hyundai Motor Group seinem Vertragspartner Zugang zu Komponenten gewähren. Dabei handelt es sich um Teile, die auf dem Hyundai Know-how aus der Entwicklung der Brennstoffzellen-Serienfahrzeuge ix35 Fuel Cell und Nexo basieren.

Audi – verantwortlich für die Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie innerhalb der Volkswagengruppe – wird auch die Vorteile der Hyundai Lieferkette für FCEV-Teile in vollem Umfang nutzen können. Die Hyundai Motor Company, der weltweit erste Serienhersteller von Brennstoffzellenfahrzeugen, bietet bereits seit 2013 FCEVs an und vertreibt sie derzeit in 18 Ländern weltweit.

Große Reichweiten und kurze Betankungszeiten machen Wasserstoff zu einem attraktiven Energieträger für die Elektromobilität. Dies gilt insbesondere für größere Fahrzeuge, bei denen die konstruktiv bedingten Gewichtsvorteile eines Brennstoffzellenfahrzeugs besonders ausgeprägt sind. Wesentliche Aspekte für den zukünftigen Markterfolg sind die regenerative Erzeugung von Wasserstoff und der Aufbau einer ausreichenden Infrastruktur.

E-Sportwagen: Porsche mit Rimac

Die VW-Konzernmarke Porsche hat unterdessen zehn Prozent der Technologie- und Sportwagenfirma Rimac Automobili übernommen. Das kroatische Unternehmen entwickelt und produziert Komponenten für die Elektromobilität. Auf dem Genfer Salon im März 2018 präsentierte Rimac seinen Elektro-Supersportwagen C Two. Der Zweisitzer leistet knapp 2.000 PS, hat eine Reichweite von 650 Kilometern (NEFZ) und kann durch ein 250 kW-Schnellladesystem innerhalb einer halben Stunde auf 80 Prozent der Akkuladung geladen werden.

Darüber hinaus entwickelt und produziert Rimac elektrische Hochleistungsantriebe und Batteriesysteme. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Zagreb und beschäftigt momentan knapp 400 Mitarbeiter. Die Schwerpunkte von Rimac liegen auf der Batterietechnologie im Hochspannungsbereich, dem Elektroantrieb sowie der Entwicklung von digitalen Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine (HMI). Außerdem ist Rimac in der Entwicklung und Produktion von E-Bikes aktiv. Dieses Geschäft wurde 2013 in der Tochterfirma Greyp Bikes ausgegründet.

Porsche strebt vor dem Hintergrund seiner Elektro-Offensive eine Entwicklungspartnerschaft mit Rimac an.

Nutzfahrzeuge: VW mit Ford

Volkswagen und Ford untersuchen mögliche Projekte in einer Reihe von Geschäftsfeldern, darunter die Entwicklung von Nutzfahrzeugmodellen, um besser auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Bei der möglichen Zusammenarbeit sind keine Anteilsbeteiligungen und insbesondere keine Überkreuzbeteiligung geplant.

„Ford ist bestrebt, seine unternehmerische Fitness zu verbessern und flexible Geschäftsmodelle zu seinem Vorteil zu nutzen. Das beinhaltet auch die Zusammenarbeit mit Partnern, um unsere Effektivität und Effizienz zu verbessern“, sagte Jim Farley, Präsident „Global Markets“ von Ford. „Die geplante Kooperation mit Volkswagen ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wir als Unternehmen stärker werden können, indem wir ein weltweit erfolgreiches Produktportfolio schaffen und unsere Fähigkeiten erweitern.“

„Wir freuen uns darauf, zusammen mit dem Team von Volkswagen die Kooperationsmöglichkeiten auszuloten, um auf wandelnde Bedürfnisse von Nutzfahrzeugkunden reagieren zu können und weitere Synergiepotenziale zu identifizieren.“

Dr. Thomas Sedran, Leiter Volkswagen Konzernstrategie, sagte: „Die Markt- und Kundenanforderungen verändern sich mit einer rasanten Geschwindigkeit. Beide Unternehmen besitzen bereits starke und sich ergänzende Kompetenzen in verschiedenen Nutzfahrzeugsegmenten. Um uns den Herausforderungen der sich wandelnden Märkte zu stellen, sind wir unausweichlich auf mehr Flexibilität durch Kooperationen angewiesen. Das ist ein Kernelement unserer Konzernstrategie 2025. Die geplante strategische Zusammenarbeit mit Ford ist eine Chance, um die Wettbewerbsfähigkeit beider Unternehmen weltweit zu verbessern.”

Über Fortschritte und Einzelheiten zur geplanten Zusammenarbeit werden sich beide Unternehmen im Zuge des Fortschritts der Gespräche äußern.

Redaktion