Das Familienauto im Wandel der Zeit

Der sportliche SUV hat den betulichen Van endgültig abgelöst.

Ein Blick auf die Straßen zeigt den Wandel der Zeit. SUVs (Sport Utility Vehicle) prägen das heutige deutsche Straßenbild. 326.168 SUVs wurden im ersten Halbjahr 2018 in Deutschland zugelassen – das entspricht einem Marktanteil von 17,7 Prozent. SUVs sind Autos, die wie kleine Geländewagen aussehen. Dass sie abseits der Straßen keinerlei Vorteil gegenüber anderen Autos haben, tut ihrem Erfolg allerdings keinen Abbruch. Warum auch? Wer muss in Deutschland schon abseits geteerter Straßen fahren? Und wenn, dann gibt es ja Geländewagen, die nicht nur wie Geländewagen aussehen, sondern auch Geländewagen sind.

Bleibt also die Frage, warum SUVs seit Jahren auf der Überholspur sind. Bis 2012 listete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) SUVs und Gelädewagen zusammen, seit 2013 gibt es ein eigenes SUV-Segment. Kein Wunder, die Absatzzahlen steigen Jahr für Jahr. Im vergangenen Jahr wurden erstmals über 500.000 SUVs zugelassen, 521.660 um genau zu sein. Ein Plus von 22,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2016. Und im ersten Halbjahr 2018 verkauften die 31 Hersteller, die in der Bundesrepublik SUVs im Angebot haben, 27,8 Prozent mehr Autos als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Opel zum Beispiel hat seit Ende letzten Jahres drei SUVs im Angebot, die X-Familie: Crossland X, Grandland X und Mokka X. Den Mokka X gibt es bereits seit 2012 und in der zweiten Generation, der 4,27 Meter lange SUV ist die Basis der X-Familie. Anfang 2017 folgte der etwas kleinere Crossland X und Ende des letzten Jahres vervollständigte der 4,47 Meter lange Grandland X das Opel-SUV-Programm. Zielgruppe der drei Modelle sind „Best-Ager“ (50- bis 60-Jährige), junge Familien (35- bis 45-Jährige meist weibliche Fahrerinnen), mehrköpfige Familien mit Kindern (40- bis 50-Jährige). Kurz gesagt, die SUVs sind Familienautos und dank ihrer erhöhten Sitzposition mit gutem Rundumblick auch für älteres Klientel geeignet.

Familienauto ist das Schlüsselwort. Die SUVs laufen einem alten Familienauto-Flaggschiff den Rang ab: dem Van. Renault startete die Erfolgsgeschichte des Prototypen des Familienautos 1984 mit der Markteinführung des ersten Espace in Europa. Viele Mini- und Großraum-Vans folgten. Die Vans überzeugten nicht durch ihr Äußeres, sondern mit Funktionalität und viel Platz.

Im Jahr 2006 haben die deutschen Kunden 42 Modelle zur Auswahl, das KBA zählt 470.854 Van-Neuzulassungen. Das entspricht 13,6 Prozent Marktanteil. Das ist zwölf Jahre her. Seitdem haben sich die Van-Zulassungszahlen Jahr für Jahr verschlechtert. Im ersten Halbjahr 2018 wurden 118.220 Vans zugelassen, das entspricht einem Marktanteil von 6,5 Prozent. 23 Modelle stehen noch zur Auswahl. Die KBA-Statistik zeigt aber deutlich, dass es zwei absolute Marktführer gibt: ein Drittel der neuzugelassenen Mini-Vans sind Mercedes B-Klassen, ein Drittel der neu zugelassenen Großraum-Vans sind VW Touran. Die restlichen 21 Modelle teilen sich zwei Drittel der Neuzulassungen. Das frühere Flaggschiff Renault Espace wurde 799 Mal zugelassen.

Der Trend geht weiterhin weg vom Van, hin zum SUV. Opel hat letztes Jahr den Mini-Van Meriva durch den SUV Crossland X ersetzt. Bei der X-Familien-Präsentation in der Mainzer Opel-Arena verweist Markensprecher Axel Seegers auf den Erfolg der Neupositionierung: „10,2 Prozent Segmentanteil im ersten halben Jahr zeigen, dass unsere Player in diesem Segment funktionieren.“ Der Opel Mokka zum Beispiel war in den Jahren 2014 und 2015 das meistverkaufte SUV, 2016 und 2017 landet er hinter dem Ford Kuga auf Paltz zwei.

SUVs haben im Vergleich mit Vans nicht nur den optischen Vorteil, sie sind auch sportlicher und dynamischer. Und trotzdem bieten sie viel Platz. Dadurch sprechen die Automobilhersteller nicht nur Familien an, sondern auch ältere Kunden, die die Vorteile einer hohen Sitzposition schätzen, aber keine fünf Meter lange Familienkutsche brauchen. Man darf gespannt sein, wie lange der SUV in der Erfolgsspur fährt. Im Moment stehen in Deutschland 57 Modell zur Wahl. 

Franziska Weber