Sonne schwach, Wind schwächer

Während Deutschland vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine um seine Energieversorgung bangt, liefert das Statistische Bundesamt harte Fakten: Der Anteil erneuerbarer Energieträger bei der Stromerzeugung ist 2021 deutlich gesunken.

Zahlen lügen nicht. Und die Wahrheit ist nach dem Verdikt der Dichterin zumutbar. Das Statistische Bundesamt (Destatis) liefert jetzt die harten Fakten zum aktuellen Stand der Stromerzeugung in Deutschland.

  • Kohle war 2021 der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung.
  • Die Stromerzeugung aus Windkraft ging im vergangenen Jahr wetterbedingt um 13,3 Prozent zurück.
  • 57,6 Prozent  des eingespeisten Stroms stammten 2021 aus konventionellen und 42,4 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern.
  • Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland 2,6 Prozent mehr Strom ins Netz eingespeist als im Vorjahr 2020.
  • Die Stromerzeugung aus konventioneller Energie stieg gegenüber dem Jahr 2020 um 11,7 Prozent, die Einspeisung aus erneuerbaren Energien sank gleichzeitig um 7,6 Prozent.

Die Bundesstatistiker nennen selbstverständliche auch die absoluten Zahlen: Insgesamt wurden 2021 in Deutschland knapp 518 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher deutscher Vier-Personen-Haushalt verbraucht jährlich 4000 Kilowattstunden Strom.

Knapp ein Viertel mehr Kohlestrom im Jahr 2021

Kohle war den Destatis-Zahlen zufolge im Jahr 2021 der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung in Deutschland. Mit einem Plus von 24,9 Prozent verzeichnete der Strom aus Kohlekraftwerken auch den höchsten Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil von Kohlestrom an der insgesamt eingespeisten Strommenge betrug damit 30,2 Prozent. Im Vorjahr waren es noch bei 24,8 Prozent gewesen. Der Kohlestrom in Deutschland stammt zu rund 60 Prozent aus Braunkohle und zu rund 40 Prozent aus Steinkohle. Der Bedarf an Braunkohle wird dabei weitestgehend durch inländische Förderung, der Bedarf an Steinkohle durch Importe gedeckt.

Weniger Strom aus erneuerbaren Energien

Einen Rückgang von 47,1 Prozent auf 42,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2020 bilanziert die Statistik für die erneuerbaren Energien. Dabei nahm die Stromeinspeisung aus Windkraft um 13,3 Prozent ab, was auf das windärmere Frühjahr 2021 zurückgeführt wird. Windkraft hatte damit noch einen Anteil von 21,5 Prozent an der eingespeisten Strommenge. Die Stromeinspeisung aus Photovoltaik ging 2021 auf einen Anteil von 8,7 Prozent zurück, das bedeutet ein Minus von 0,5 Prozent.

Weniger Strom aus Erdgas, mehr Strom aus Kernkraft

Der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung lag der Statistik zufolge im Jahr 2021 bei 12,6 Prozent (Vorjahr 13,7 Prozent), während die Stromeinspeisung aus Kernenergie im Vergleich zu 2020 um 7,4 Prozent auf einen Anteil von 12,6 Prozent an der gesamten eingespeisten Strommenge stieg (2020: 12,1 %). 

 

Im Inland produzierte und ins Netz eingespeiste Strommenge 
Netzeinspeisung 2020
(Mrd. kWh)
Anteile
(Prozent)
2021
(Mrd. kWh)
Anteile
(Prozent)
Veränderung
zu 2020
(in Prozent)
Netzeinspeisung insgesamt 504,5 100 517,7 100 + 2,6
Konventionelle Energieträger 266,8 52,9 298,1 57,6 + 11,7
darunter:
Kohle 125,2 24,8 156,4 30,2 + 24,9
Kernenergie 60,9 12,1 65,4 12,6 + 7,4
Erdgas 69,1 13,7 65,2 12,6 – 5,8
Erneuerbare Energieträger 237,6 47,1 219,6 42,4 – 7,6
darunter:
Windkraft 128,7 25,5 111,5 21,5 – 13,3
Biogas 30,2 6,0 29,9 5,8 – 1,1
Photovoltaik 45,4 9,0 45,2 8,7 – 0,5
Wasserkraft 19,0 3,8 18,5 3,6 – 2,6

Quelle: Statistisches Bundesamt

 

Unser Aufmacherbild: Windmühlen hinterm Deich in Brunsbüttel. Die Stadt an der Elbemündung ist als Hafenstandort für ein Flüssiggasterminal vorgesehen. Foto: motorfuture

 

Redaktion