Von der Schiene auf die Straße

Alstom präsentiert in Malaga das erste SRS-Schnelladesystem für E-Busse. Das französische Unternehmen setzt die Technik bereits bei Straßenbahnen ein.

Im vergangenen Jahr wurden in Europa 150 Elektrobusse zugelassen, im Jahr 2025 soll die Zahl der E-Bus-Neuzulassungen laut der BloombergNEF-Studie aber bereits auf 7.000 steigen. Der französische Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom ist vor dem Hintergrund des rasant wachsenden Marktes deshalb jetzt auch ins E-Bus-Business eingestiegen. „Es ist der perfekte Zeitpunkt, um unser Elektro-Know-how in den Busmarkt einzubringen“, sagt Alstom-Portfolio-Direktor Pavlos Batagiannis. „Öffentlicher (Nah-)Verkehr ist unser Business und deshalb passt das Bus-Segment perfekt in unseren Geschäftsplan.“

Von der Schiene auf die Straße.

Auf der Busworld Europe wird Alstom im Oktober die zweite Generation des Elektrobusses Aptis vorstellen. Das Unternehmen entwickelt aber nicht nur neue Fahrzeuge, sondern auch ein neues Ladesystem für alle Typen von Elektrobussen. Am vergangenen Mittwoch präsentierte Alstom im spanischen Malaga das erste bodenbasierte Ladesystem SRS (Système de recharge statique par le sol) für Elektrobusse. Alstom setzt das SRS-System bereits seit 15 Jahren bei Straßenbahnen in zwölf Städten ein.

An der Bushaltestelle der Technischen Universität Malagas wurde das Ladesystem im Juli dieses Jahres im Zuge des von der Europäischen Union geförderten Paloma-Projects (Prototype for Alternative Operation of Mobility Assets) getestet. Seit vergangener Woche befindet sich die Ladestation in Betrieb. Der elektrische Linkker-Bus, der auf der acht Kilometer langen Linie L fährt, kann nach zwei bis drei Touren innerhalb von zwei Minuten 55 kWh Strom tanken und erhöht so seine Reichweite während des Fahrbetriebs. Das SRS-Ladesystem ermöglicht also das Aufladen der Elektrobusse während des Linienverkehrs, die Busse können mit kleineren, leichteren Batterien ausgestattet werden und trotzdem die gleichen Strecken zurücklegen.

Drei Ladeplatten, drei Ladekollektoren

Und so funktioniert die Ladetechnik: An der Bushaltestelle sind drei 90 mal 30 Zentimeter große Ladeplatten (plus, minus und Erdung) in den Boden eingelassen. Sobald der Bus über den Platten steht, erhält der Fahrer ein Signal und kann das Laden starten. Drei je 15 Kilogramm schwere Ladekollektoren, die in den Busrahmen eingebaut sind, fahren aus und innerhalb von circa zwei Minuten lädt der Bus Strom. Die Ladezeit wird in den Fahrplan eingeplant, der Busfahrer entscheidet, wann er lädt und wann nicht. „Wir setzen darauf, dass der Busfahrer situationsbedingt entscheidet, wann ein Ladevorgang sinnvoll ist und wann nicht“, sagt Alstom-Electrification-Solution-Direktor Philippe Bertrand.

„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“

Vorteil der Alstom-Technik ist, dass die Ladesysteme im Boden stationiert und mit allen Elektrobussen kompatibel sind. „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“, sagte Alstom-E-Bus-Plattform-Chef Benjamin Bailly während der Ladedemonstration in Malaga. Oberleitungen werden also überflüssig, SRS lädt die unterschiedlichsten Batterietypen. „Unser SRS-System kann von 50 bis 800 kW Strom laden“, sagt Alstom-Manager Batagiannis. Und: „Unser System kann in alle Elektrobusse eingebaut werden.“

 

Franziska Weber