Formel E Saisonauftakt

Zehnte vollelektrische Saison, drei neue Austragungsorte, neuer TV-Partner in Deutschland.

Am Wochenende startet die Formel E in Mexiko-Stadt in ihre zehnte Saison – seit der ersten Saison im Jahr 2013/14 hat sich in der vollelektrischen Rennserie viel getan, die Technik der Boliden hat sich extrem weiterentwickelt, die Serie ist wesentlich professioneller und langsam aber sicher aus den Kinderschuhen herausgewachsen.

Was seit der allerersten Saison gleich geblieben ist, ist die Ausgeglichenheit. Praktisch das gesamte Feld ist konkurrenzfähig, Grund dafür sind unter anderem die vielen Gleichteile: Spark Racing Technology baut das Einheits-Chassis, Williams Advanced Engineering liefert die Batterie, Hankook ist Reifenlieferant der Formel E. Das dient der Kostenreduktion und der Chancengleichheit.

In der vergangenen Saison siegten sieben verschiedene Piloten, elf Fahrer standen bei den 16 Rennen auf dem Podium und die Weltmeisterschaft im Team und Einzel wurde erst am allerletzten Rennwochenende in London entschieden. Jake Dennis (Avalanche Andretti Formula E) und Envision Racing starten als amtierende Weltmeister in die neue Saison.

11 Teams, 22 Fahrer

Vorhersagen für den Ausgang dieser Saison sind schwer zu treffen, alle elf Teams und 22 Fahrer gehen mit großen Ambitionen an den Start. „Der Wettbewerb in der Formel E wird von Jahr zu Jahr härter. Ich bin von Anfang an dabei und kann mir gut vorstellen, was uns in der neuen Saison erwartet“, sagt Porsche-Pilot António Félix da Costa. „Ich glaube, in den nächsten fünf, sechs, sieben Jahren wird es eine große Serie sein. Das Level der Fahrer ist unglaublich“, sagt Nissan-Pilot Sacha Fenestraz: „Und die Möglichkeit Weltmeister zu werden, ist für einen Rennfahrer sehr wichtig.“

Nur drei Teams starten mit dem gleichen Fahrer-Lineup wie in der vergangenen Saison: DS, Porsche und ERT (Ex-Nio). Sieben Teams starten mit jeweils einem neuen Fahrer und Mahindra hat sein komplettes Fahrerduo ausgewechselt: „Es ist definitiv nicht das gleiche Mahindra Racing aus der 9. Saison“, sagt Mahindra-Chef Frederic Bertrand. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Edo [Edoardo Mortara] und Nyck [de Vries]. Beide sind schnelle und erfahrene Fahrer, die genau wissen, was man braucht, um in der Formel E konkurrenzfähig zu sein. Sie sind also ein große Bereicherung für uns, um uns weiterzuentwickeln.“

Nyck de Vries zurück, Favorit Jaguar

Mit Nyck de Vries kehrt ein bekanntes Gesicht zurück in die Formel E. Der Niederländer ist der erste offizielle FIA-Formel-E-Weltmeister (Saison 2020/21) und kehrt nach einem Jahr Formel 1 zurück in die vollelektrische Rennserie: „Ich freue mich sehr darauf wieder Rennen zu fahren“, sagt de Vries. Ebenfalls am Start sind die anderen beiden offiziellen FIA-Formel-E-Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske) und Jake Dennis (Avalanche Andretti).

Bei der Teamwertung geht Jaguar auf dem Papier als großer Favorit in die Saison: WM-Zweiter Nick Cassidy verstärkt das britische Team und ist neuer Teamkollege von Mitch Evans (WM-Dritter). „Unser Blick und Fokus liegt jetzt auf der kommenden Saison, unserer achten in der Formel E, in der wir so hart wie möglich daran arbeiten werden, die Team-Weltmeisterschaft zu gewinnen“, sagt Jaguar-Teamchef James Barclay.

Auftaktrennen am Samstag in Mexiko-Stadt

Aber der Reihe nach: Am Samstag findet um 14 Uhr Ortszeit (21 Uhr MEZ) das Auftaktrennen der 10. Formel-E-Saison im Autodromo Hermanos Rodriguez auf einer auf 2,628 Kilometer verkürzten Variante der Grand-Prix-Strecke statt. Der nach den mexikanischen Rennlegenden Pedro und Ricardo Rodriguez benannte Kurs liegt auf 2.285 Meter Höhe und ist die höchstgelegene Rennstrecke in der Formel E. Einzigartig ist die Infield-Sektion im legendären Baseball-Stadion Foro Sol, auf den Tribünen sorgen bis zu 40.000 Zuschauer für eine ausgelassene Stimmung.

Die Formel E startet bereits das achte Mal in Mexiko, Weltmeister Dennis feierte im vergangenen Jahr seinen ersten Saisonerfolg in der mexikanischen Hauptstadt. Das Rennen auf dem 2,63 Kilometer langen Kurs zählt zu den Highlights im Saisonkalender. „Die Strecke ist spektakulär und die Fans sorgen für eine tolle Stimmung“ , sagt Porsche-Fahrer Pascal Wehrlein. „Für uns war Mexiko immer ein gutes Pflaster. Die Bedingungen sind nicht einfach, weil die Luft in dieser Höhe sehr dünn ist und man jede Anstrengung doppelt spürt. Auch der Anpressdruck in schnellen Kurven und beim Bremsen ist nicht ganz so hoch. Doch unser Team ist sehr gut aufgestellt für die neue Saison.“

Rookie Daruvala

Porsche ist eines der drei Teams, die mit bekanntem Fahrerduo in die neue Saison starten. Ohne jegliche Erfahrung startet hingegen Masertati-Pilot Jehan Daruvala, der einzige Rookie in dieser Saison. „Man kann sagen, dass ich mich sehr auf mein Debüt mit Maserati MSG Racing in Mexiko freue – was für ein ikonischer Ort, um meine Reise als Formel-E-Fahrer zu beginnen“, sagt der Inder vor seinem Formel-E-Debüt. 

16 Rennen, drei neue Städte, sechs Doubleheader

Nach dem Saisonstart in Mexiko folgen 15 weitere Rennen bis zum Saisonfinale am 20. und 21. Juli in London. Der zehnte Formel-E-Kalender umfasst wie in den vergangenen beiden Saisons insgesamt 16 Rennen: sechs Doubleheader und vier Einzelrennen in insgesamt zehn Städten. Neu im Kalender sind die Rennen in Tokio (Japan), Misano (Italien) und Shanghai (China).

Hyderabad sagt ab

Die Rückkehr nach China und das Debütrennen in Japan sind weitere Meilensteine in der Formel E. Allerdings gab es zu Beginn des Jahres auch einen Rückschlag. Das ursprünglich in Hyderabad (Indien) geplante vierte Saisonrennen wurde abgesagt. Die Stadtverwaltung will den am 30. Oktober 2023 unterschriebenen Vertrag über eine mehrjährige Austragung von Formel-E-Rennen nicht erfüllen. „Wir sind extrem enttäuscht, auch für die große  indische Formel-E-Fangemeinde“, sagt Formel-E-Mitgründer Alberto Longo. Die Macher der Formel E prüfen deshalb rechtliche Schritte. „Wir sind auch in Hinblick auf unsere großen indischen Partner enttäuscht, insbesondere Mahindra und Tata Communications“, sagt Formel-E-Geschäftsführer Jeff Dodds. „Das Rennen in Hyderabad war wichtig, um die Vorteile der Einführung von Elektrofahrzeugen in einem Markt zu zeigen, in dem die Verschmutzung durch Fahrzeugmotoren massive Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und die Umwelt hat.“

Training, Qualifying, Rennen: alles an einem Tag

Zur Erinnerung: Formel-E-Chef Alejandro Agag und sein Team haben ein Rennformat entwickelt, bei dem Training, Qualifying und Rennen an einem Tag stattfinden. Die Komprimierung ermöglicht die Organisation der Läufe auf engen, temporären Stadtkursen, die die Rennen zu den Zuschauern bringen und die Technik auf den Straßen unter Beweis stellen, auf denen sonst (im besten Fall) Elektroautos unterwegs sind.

Für die Zuschauer ist das ideal, die Teams stehen aber vor allem bei neuen Stadtkursen vor vielen Herausforderungen. Denn obwohl die Technik eine sehr präzise Vorsimulation möglich macht, sehen Fahrer und Ingenieure die exakte Rennstrecke erst am Rennwochenende – wo zum Beispiel die Mauern stehen, die die engen Stadtkurse begrenzen. „Neue Strecken sind immer eine Herausforderung, und obwohl wir Modelle der Strecken haben, gibt es vor Ort oft noch Überraschungen“, sagt Nissan-Formel-E-Team-Director Dorian Boisdron. Und: „Wegen der begrenzten Testtage im Auto setzen wir vor allem auf unsere Erfahrung, unsere bisherigen Rennerfahrungen sind unbezahlbar.“

Neue Übertragungsrechte in Deutschland

Einen weiteren Rückschlag gibt es für die Formel E in Deutschland: ProSieben beendet die Übertragung der Rennen nach der vergangenen Saison. Der neu gegründete Fernsehsender DF1 übernimmt die Übertragungsrechte und zeigt alle Rennen und Qualifyingläufe live. DF1 hat in Deutschland am 1. Januar 2024 den Sendeplatz von Servus TV übernommen, in Österreich überträgt Servus TV alle Formel-E-Rennen. 

Die Formel-E-Macher sprechen dennoch von einem Meilenstein im deutschsprachigen Raum. „Diese aufregende neue Partnerschaft mit Red Bull Media House, ServusTV und DF1 ist ein wichtiger Meilenstein, um die Formel E nach Deutschland und Österreich zu bringen – eine Region mit einer tief verwurzelten Leidenschaft für den Motorsport“, sagt Formel-E-Chief Media Officer Aarti Dabas: „Die Fans in diesen Schlüsselmärkten werden Zugang zu mehr Live-Rennprogrammen als je zuvor über frei empfangbare Kanäle haben.“

 

Saisonkalender 2023/24

13. Januar 2024 Rennen 1 Mexiko-Stadt (Mexiko) 
26./27. Januar 2024 Rennen 2/3 Diriyah (Saudi-Arabien)
16. März 2024 Rennen 4 Sao Paulo (Brasilien)
30. März 2024 Rennen 5 Tokio (Japan)
13./14. April 2024 Rennen 6/7 Misano (Italien)
27. April 2024 Rennen 8 Monaco (Monaco)
11./12. Mai 2024 Rennen 9/10 Berlin (Deutschland)
25./26. Mai 2024 Rennen 11/12 Shanghai (China)
29./30. Juni 2024 Rennen 13/14 Portland (USA)
20./21. Juli 2024 Rennen 15/16 London (Großbritannien)

 

Teams und Fahrer

Abt Cupra Formula E Team Lucas di Grassi (Brasilien) Nico Müller (Schweiz)
Andretti Formula E Jake Dennis (Großbritannien) Norman Nato (Frankreich)
DS Penske Stoffel Vandoorne (Belgien) Jean-Éric Vergne (Frankreich)
Envision Racing Sébastien Buemi (Schweiz) Robin Frijns (Niederlande)
ERT Formula E Team Sérgio Sette Câmara (Brasilien) Dan Ticktum (Großbritannien)
Jaguar TCS Racing Nick Cassidy (Neuseeland) Mitch Evans (Neuseeland)
Mahindra Racing Edoardo Mortara (Schweiz) Nyck de Vries (Niederlande)
Maserati MSG Racing Maximilian Günther (Deutschland) Jehan Daruvala (Indien)
NEOM McLaren Formula E Team Sam Bird (Großbritannien) Jake Hughes (Großbritannien)
Nissan Formula E Team Sacha Fenestraz (Frankreich) Oliver Rowland (Großbritannien)
TAG Heuer Porsche Formula E Team António Félix da Costa (Portugal) Pascal Wehrlein (Deutschland)

Franziska Weber