Unterwegs im neuen elektrischen Crossover. Fahrbericht.
Nissan schickt zwölf Jahre nach dem Leaf ein zweites Elektroauto an den Start. „Der Ariya ist das neue Flaggschiff unseres Produktportfolios“, sagt Ariya-Chef-Marketing-Manager Stéphane Guillotin. Ab 2030 soll die gesamte Nissan-Produktpalette elektrifiziert sein. Den Start macht der Ariya, der ab Herbst bei den Händlern steht und dessen Vorverkauf im April startete. Circa 1000 Bestellungen sind in Deutschland bereits eingegangen, wahrscheinlich ist das schon die maximale Stückzahl für 2022. „Wir müssen davon ausgehen, dass Kunden, die jetzt bestellen, ihr Fahrzeug erst im kommenden Jahr bekommen werden“, sagt Nissan-Marketing-Deutschland-Leiter Frank Niewoehner.
Produziert wird der Elektro-Crossover auf der neuen CMF-EV-Plattform, die Nissan für die Allianz (Renault-Nissan-Mitsubishi) in Japan entwickelt hat. 15 Modelle sollen auf der neuen Plattform gebaut werden. Nissan hat bereits zwei weitere E-Modelle in der Pipeline, die zeitnah auf den Markt kommen sollen – ein Modell in Zusammenarbeit mit der Schwestermarke Renault und ein eigenständiges Modell.
Zwölf Jahre E-Auto-Erfahrung, Crossover-Kompetenz
„Der neue Ariya ist die perfekte Kombination aus unserer Elektromobilitätserfahrung und Crossover-Vorreiterschaft“, sagt Stéphane Guillotin. In den vergangenen zwölf Jahren hat Nissan knapp 600.000 Einheiten der beiden Leaf-Generationen verkauft und sammelt so seit 2010 wichtige Erkenntnisse in der Elektromobilität, die bei der Ariya-Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt haben. „Der Ariya hat alle Schlüsseltechnologien, die unsere Kunden gewohnt sind“, sagt Produktplaner Alexander Pasternak. Und bereits 2007 ebneten die Japaner mit dem Qashqai das neue Segment des Crossovers, der bereits in der dritten Generation das Volumenmodell der Marke ist.
Der 4,595 Meter lange Ariya bietet im Innenraum viel Platz. Die Klimaanlage wurde in die Motorhaube verlagert, und der fehlende Getriebetunnel und die elektrisch verstellbare Mittelkonsole erzeugen vorn ein großzügiges Raumgefühl. Und auch im Fond sitzt man auf großzügigen und komfortablen Sitzen. „Es ist das größte und gleichzeitig kompakteste Auto in diesem Segment“, sagt Stéphane Guillotin. Der Radstand von 2,775 Meter ermöglicht den einfachen und familientauglichen Ein- und Ausstieg. Der Kofferraum bietet ein Volumen von 468 Litern, bei umgelegten Sitzen entsteht eine quasi gerade Ladefläche mit 1755 Litern. Unter der Ladefläche gibt es ein weiteres Fach, in dem die Ladekabel Platz finden.
Das Potential des leeren Raums
Das Cockpitdesign ist minimalistisch und folgt dem japanischen Konzept Ma – dem Potential des leeren Raums. Das schlichte Design ist optisch gelungen und haptisch ansprechend, ein besonderes Highlight sind die nahtlos integrierten Touchtasten, die aufleuchten, wenn man das Fahrzeug öffnet. Auch die beiden 12,3-Zoll-Bildschirme sind übersichtlich, allerdings ist die Bedienbarkeit während des Fahrens wegen vieler Ebenen teilweise etwas kompliziert.
„Der Ariya ist ein Meilenstein auf dem Weg zu unserer Elektrifizierung“, sagt Guillotin. Im Herbst startet die Auslieferung der ersten Fahrzeuge. Die Kunden haben zum Verkaufsstart die Wahl zwischen zwei Antriebsvarianten: 160 kW mit 63-kWh-Lithium-Ionen-Batterie und 178 kW mit 87-kWh-Akku. Im kommenden Jahr folgt zusätzlich ein Allradantrieb mit 225 kW und 87-kWh-Akku.
Sehr sparsam, jedenfalls im gemütlichen Schweden
Mit seinem 300 Nm Drehmoment zeigt auch der Nissan Ariya, dass Elektromobilität Spaß macht. Der Antritt ist direkt, ebenso die Lenkung. Und das Fahrwerk überzeugt. Drei Fahrmodi (Eco, Standard und Sport) stehen zur Wahl, je sportlicher, desto direkter und steifer werden Lenkung und Fahrwerk. Nissan gibt bei der kleineren Batterie eine Reichweite von 403 Kilometern an, die Testfahrt in und um Stockholm zeigte, dass der Laborwert jedenfalls im gemütlichen schwedischen Straßenverkehr keine Utopie ist. Unser Durchschnittsverbrauch lag bei sehr guten 14,9 kWh pro 100 Kilometer und damit sogar deutlich unter der WLTP-Werksangabe (18,5 kWh/100 km).
Wenn der Akku leer ist, kann mit bis zu 130 kW nachgeladen werden. Innerhalb von 30 Minuten lädt der Ariya an Schnellladesäulen 60 Prozent der Batterie (von 20 auf 80 Prozent). Kleiner Haken, wenn keine Schnellladesäule in der Nähe ist: Wer die Basisversion für 47.490 Euro bestellt, verfügt nur über einen einphasigen 7,4-kW-Onboard-Charger. Der dreiphasigen 22-kW-Onboard-Charger kostet 2500 Euro Aufpreis.