Show must go on

Formel E startet virtuelle Rennserie „ABB Formula E Race at Home Challenge“. Saisonkalender erneut angepasst, auch die Juni-Rennen finden nicht statt, Formel-E-Macher arbeiten an Alternativen. Verschiebung der Einführung des Gen2-Bolide auf Saison 2021/22.

Bleibt daheim, lautet auch das aktuelle Motto der Formel E. Die vollelektrische Rennserie hat, wie die restliche Welt, mit der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Einschränkungen zu kämpfen. Die bereits pausierte sechste Saison wurde um einen Monat verlängert – auch die Rennen im Juni finden nicht statt. Die Formel-E-Organisatoren arbeiten an möglichen Alternativmaßnahmen, um die Saison mit einer größtmöglichen Anzahl an Rennen zu beenden. Aktuell stehen nur noch die drei Juli-Rennen in New York City (11.07.2020) und London (25. und 26.07.2020) im Saisonkalender.

ABB Formula E Race at Home Challenge

Um die rennfreie Zeit bestmöglich zu nutzen hat die Formel E in Partnerschaft mit UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, im Kampf gegen das Coronavirus eine neue virtuelle Rennserie entwickelt, die „ABB Formula E Race at Home Challenge“. In den kommenden acht Wochen sammelt die Formel E Spenden für UNICEF (https://tiltify.com/@formula-e-official/raceathome/donate).

„Die Formel E wurde mit dem Ziel gegründet, dem globalen Klimawandel durch den Umstieg auf elektrische Mobilität entgegenzuwirken; eine Mission, die darauf abzielt, künftigen Generationen ein sicheres und sauberes Leben zu ermöglichen. Mit dem heutigen Tag ergreifen wir Sofortmaßnahmen zum Schutz künftiger Generationen vor einem globalen Gesundheitsnotstand“, sagte Jamie Reigle, Chief Executive Officer der Formel E, bei der Vorstellung der E-Sports-Rennserie.

Mit der neu gegründeten virtuellen Rennserie sollen Spenden für UNICEF gesammelt werden. „Durch die dringend benötigten Spenden sind wir in der Lage, Kinder und Familien auf der ganzen Welt zu unterstützen, beispielsweise durch die Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung und Hygiene-Kits, die Entwicklung von Bildungsangeboten, die Durchführung von Präventionskampagnen und die Bekämpfung von Fehlinformationen“, sagt UNICEF-Sprecherin Sarah Ward.

Die ABB Formula E Race at Home Challenge findet jeweils samstags an neun aufeinanderfolgenden Wochenenden statt. Am vergangenen Samstag, den 18. April, startete die virtuelle Rennserie in Monaco mit einem Testlauf ohne Punkte. Maximilian Günther gewann das Testevent vor Mercedes-Pilot Stoffel Vandoorne und Porsche-Pilot André Lotterer. Günther hatte sich im Qualifying die Pole Position gesichert und mit einem reaktionsschnellen Start sofort von Verfolger Vandoorne abgesetzt. Ergebnis war ein souveräner Start-Ziel-Sieg in dem 15-minütigen Rennen. „Der Vorsprung betrug meist nahezu eine Sekunde. Es war ein Rennen ohne Probleme, ich habe es wirklich genossen. Ich freue mich sehr, dass ich das erste virtuelle Formel E Rennen gewinnen konnte“, sagt der 22-Jährige bei der virtuellen Siegerehrung – zugeschaltet aus dem Allgäu.

Die offizielle Meisterschaftswertung beginnt an diesem Samstag (25. April) um 16:30 Uhr, dann fahren die Piloten auf dem virtuellen Straßenkurs von Hong Kong erstmals um Punkte. Die acht Rennen orientieren sich am offiziellen Formel-E-Punktesystem mit Extrapunkten für die Poleposition und die schnellste Rennrunde. Beim letzten Rennen werden doppelte Punkte vergeben.

„Die ABB Formula E Race at Home Challenge ist ein wichtiger Teil unserer Partnerschaft mit UNICEF und unterstützt unsere Fundraising-Initiative innerhalb der gesamten Formel E-Gemeinschaft ungemein. Darüber hinaus bietet sie unseren Fans neue Inhalte und führt unsere Teams, Fahrer und Partner wieder an den Rennsport heran“, sagt Reigle.

Bei der ABB Formula E Race at Home Challenge gehen zwei getrennte, parallel laufende Startfelder an den Start. Das erste Grid besteht aus den Formel-E-Fahrern der sechsten Saison, im zweiten Grid gehen einige der schnellsten E-Sportler und Influencer an den Start. Der siegreiche E-Gamer erhält die Gelegenheit, an einem Rennwochenende der Formel E von der virtuellen Gaming-Welt auf die reale Strecke zu wechseln.

Die E-Sportler müssen sich vor jeder Runde in einem Zeitfahren qualifizieren. Sie fahren ihre Zeiten mit der bekannten rFactor-2-Simulationssoftware, die das Formel-E-Fahrzeug der neusten Generation, die aktuellen Lackierungen aller Teams sowie Straßen-Rennstrecken wie Hongkong und Monaco beinhaltet. Die 18 schnellsten E-Sportler aus dem festgelegten Qualifikationszeitfenster (jede Woche von Montag bis Donnerstag) dürfen am Haupt-Event teilnehmen. Sie treffen dort auf eine Reihe von Influencern und bekannten Persönlichkeiten aus der Welt des Motorsports.

Race-Royal-Modus aus dem „Wohnzimmer“

Die Formel-E-Piloten treten mit derselben Software aus ihren „Wohnzimmern“ gegeneinander an, einem von Playseat zur Verfügung gestellten Simulator, mit Rädern und Pedalen von Fanatec sowie mit den neuesten Gaming-PCs, Monitoren, Kopfhörern und anderen Peripheriegeräten von Asus.

Die virtuellen Rennen dauern 15 Minuten und werden im Race-Royal-Modus, den es nur im E-Sports-Bereich gibt, ausgetragen. Bei diesem Modus scheidet jede Runde der letztplatzierte Fahrer aus. Dieser Ausschlussprozess wird so lange fortgesetzt, bis nur noch zehn Fahrer übrig sind. Ein einzelner Rundensprint bis zur Ziellinie bestimmt dann das Endergebnis und die Punkteränge.

Die ABB Formula E Race at Home Challenge wird weltweit über die Social Media-Plattformen der Formel E live übertragen (YouTube, Facebook, Twitch und Twitter). Die Fans können an jedem Wochenende zwei Live-Rennen verfolgen, da die Formel-E-Fahrer und die E-Sportler während der 90-minütigen Übertragung in getrennten Rennen antreten.

World-Feed-Kommentator Jack Nicholls, Formel-E-Boxenreporterin Nicki Shields und der dreimalige Gewinner der Indianapolis 500, Dario Franchitti, sind Teil des Moderationsteams. Sie kommentieren, berichten und interviewen aus ihren eigenen vier Wänden über die virtuelle Rennsportserie.

Kostenreduktion für Teams und Hersteller

Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Formel E im Rahmen der Kostensenkungspläne zusammen mit der FIA und den Teams und Herstellern einstimmig die Verschiebung der Einführung der nächsten Fahrzeuggeneration auf die Weltmeisterschaft 2021/22 beschlossen. „Wir haben uns die Rückmeldungen der Teams und der Hersteller angehört und eng mit der FIA zusammengearbeitet, um den Start der EVO Gen2-Autos zu verschieben und die Teams in den nächsten zwei Jahren auf eine einzige Fahrzeug-Homologation zu beschränken. Dadurch haben wir die prognostizierten Entwicklungskosten für die Rennautos halbiert. Dies war angesichts der Gesundheitskrise und des wirtschaftlichen Umfelds eine notwendige Maßnahme, um die Kosten einzudämmen“, sagt Formel-E-Chef Alejandro Agag.

Nach einer elektronischen Abstimmung bestätigte das FIA World Motor Sport Council (WMSC) die Entscheidung, die Homologationsfrist zu verlängern, wobei für Hersteller die Auflage gilt, dass sie innerhalb der nächsten zwei Saisons nur einmal Änderungen an den Antriebsstrangkomponenten vornehmen dürfen.

Franziska Weber