Strom kommt aus der Steckdose

In Deutschland gibt es momentan 16.100 öffentlich zugänglichen Ladesäulen für Elektroautos. In ganz Deutschland. Es lohnt sich, diese Zahl in den Kontext der politischen Debatte zu stellen.

Es gibt in Deutschland 2056 Städte und etwas mehr als 12.000 Gemeinden. 231.000 Kilometer öffentliche Straßen verbinden all diese schönen Städte und Gemeinden miteinander, und innerhalb der Ortsgrenzen führen 413.000 Kilometer öffentliche Straßen zu jedem Haus und zu jeder Milchkanne.

Einwohner gibt es auch in Deutschland, nämlich rund 83 Millionen.

Diese Leute – keine Untertanen, sondern Staatsbürger – besitzen momentan rund 57 Millionen Kraftfahrzeuge. Schweres Gerät, also LKW, Busse, Transporter ebenso eingerechnet wie die anachronistischen Luftikusse auf zwei Rädern, die zuweilen mit ihren Reitern über die Autobahn fliegen wie Münchhausen auf seiner Kanonenkugel.

Rund 100.000 davon sind Elektroautos, rund die Hälfte davon Plug-in-Hybride. Das ist gerade mal ein Zehntel dessen, was die Bundeskanzlerin einst dem Land in einem Fünfjahresplan verordnet hatte: eine Million (1.000.000) Elektroautos bis 2020.

Frau Merkel ist als Physikerin ein bisschen vom Fach und als solche hätte sie wissen können, dass Elektroautos Strom zum Fahren brauchen, dass der Strom aus der Steckdose kommt und dass öffentliche Steckdosen am Rande öffentlicher Straßen nicht wie Löwenzahn wachsen. Man muss also nachhelfen, Infrastruktur ist kein Selbstläufer in einem bürokratischen Land wie Deutschland. Und sie ist teuer.

Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE), ein selbstverständlich „hochkarätiges“ Expertengremium aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, hätte sich um dieses Thema kümmern können, aber von der NPE hören wir nur, dass wir nichts von ihr hören.

Eine Million Elektroautos? Diabolisches Gelächter.

Öffentlich zugängliche Ladesäulen? 16.100 sind es bislang. Im ganzen Land mit seinen 14.000 Städten und Gemeinden und seinen 644.000 Kilometern Straßen.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) feiert es trotzdem als Erfolg und nennt das Städteranking:

  • Hamburg 834 öffentliche Ladepunkte,
  • Berlin 779,
  • München 696,
  • Stuttgart 382,
  • Düsseldorf 211,
  • Leipzig 168.

Und auch ein Länderranking liegt vor:

  • Bayern 3618 öffentliche Ladepunkte,
  • Nordrhein-Westfalen 2739,
  • Baden-Württemberg 2525,
  • Hessen 1413,
  • Niedersachsen 1320.     

 

Mehr zum Thema: Ladesäulenregister

 www.ladesaeulenregister.de des Bundesverbandes Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Firma Energie Codes und Services GmbH.

Oskar Weber