Unterwegs im elektrischen Kleintransporter. Fahrbericht.
Fiat will bis 2024 alle neuen Modelle in Europa vollelektrisch antreiben und von 2027 an eine vollelektrische Modellpalette anbieten. Der neue e-Doblò ist jeweils die elektrische Nummer drei: nach dem 500 und dem e-Ulysse im Personenwagen-Regal und nach dem e-Ducato und dem e-Scudo im Gewerbegebiet Professional.
Guter Güterwagen
Den e-Doblò gibt es in den beiden Transportervarianten L1 (4,40 Meter) und L2 (4,75 Meter) sowie als 4,40 Meter langen Pkw. Die Breite beträgt generell 1,85 Meter (mit Außenspiegeln 2,11 Meter), die Höhe 1,84 Meter. Mit einer Nutzlast von bis zu 800 Kilogramm und einer Ladefläche für zwei Europaletten hat die E-Version des Doblò Cargo sehr ordentliche Güterwagenqualitäten. Beim langen Radstand können bis zu 4,4 Kubikmeter geladen werden.
Der für Familien und Freizeitsportler konzipierte Personenwagen darf bei einem Leergewicht von 1664 Kilogramm 626 Kilo transportieren. Das Kofferraumvolumen des Fünfsitzers ist variabel (775 bis 1355 Liter), die Anhängelast beträgt 750 Kilogramm. Die Stützlast ist ein bisschen mickrig: 50 Kilogramm. Da sind schon zwei handelsübliche Elektrofahrräder ein Praxisproblem. Jedenfalls theoretisch. Wer eine Leiter hat, kann auch das Dach beladen, 100 Kilogramm sind erlaubt. Normalmaß auch an den Enden der beiden Achsen. Der e-Doblò steht mit stabilem Reifenformat (205/60) auf 16-Zoll-Rädern, für die Verzögerung sorgen vorne Scheiben- und hinten Trommelbremsen.
Technik aus dem Opel-Elektroladen
Der Antrieb kommt aus dem Elektroladen der Stellantis-Konzernschwester Opel. Ein Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor bringt 100 kW (136 PS) Leistung und 260 Newtonmeter Drehmoment auf die Vorderräder. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 130 km/h abgeregelt, die Batterie hat eine Kapazität von 50 kWh. Den Verbrauch gibt Fiat bei der Pkw-Variante mit 19,9 kWh für 100 Kilometer an, beim Cargo mit der kurzen Länge sind es 19,7 kWh. Für die WLTP-Normrunde ist eine Reichweite von 280 Kilometern dokumentiert.
Serienmäßig ist ein 11-kW-On-Board-Charger (Dreiphasen-Ladegerät) installiert, werksseitig wird ein sechs Meter langes Mode-3-Ladekabel mitgeliefert. Während es an einer 100 kW-Schnellladesäule etwa 30 Minuten dauert, den Akku auf 80 Prozent zu bringen, müssen an einer 11-kW-Wallbox etwas mehr als fünf Stunden kalkuliert werden. Fiat garantiert acht Jahre oder 160.000 Kilometer für 70 Prozent der Ladekapazität.
Wir waren mit der kurzen Cargo-Version des e-Doblò unterwegs. Die knapp 100 Kilometer führten eine kurze Strecke über die Autobahn, etwa 60 Prozent über Landstraßen und ein gutes Stück durch die Stadt. Zur Wahl stehen die Fahrstufen Normal, Eco und Power, der Powermodus bringt beim Überholen spürbar Schub. Eco hingegen reduziert den Energieverbrauch, um möglichst große Reichweiten zu erzielen. In der Stadt lohnt es sich zudem, mit der B-Taste die Rekuperationsstärke zu erhöhen. Dann wird das Tempo deutlich reduziert, wenn der Fuß vom Strompedal geht. Testverbrauch laut Bordcomputer: 20,5 kWh/100 km.
Solide, robust, ziemlich teuer
Nicht zuletzt das solide Fahrwerk zeigt die Nutzfahrzeugkonzeption des e-Doblò. Federung und Dämpfung sind für volle Nutzlast abgestimmt, wer einen Sportwagen sucht, darf nicht ins Transporterregal greifen.
Robust ist auch die Karosserie des Autos. An der Front fällt der massiv ausgeführte Stoßfänger auf, die Seiten werden von auffälligen Kunststoffschwellern. dominiert. Das Ein- und Aussteigen wird durch groß ausgeschnittene Türöffnungen vorne erleichtert, hinten ist auf der Beifahrerseite serienmäßig eine Schiebetür vorhanden, die es gegen Aufpreis auch auf der Fahrerseite gibt. Das Passagierabteil ist von vielen praktischen Ablagen geprägt, die Mittelkonsole wurde für die passgenaue Integration des e-Automatikschalters ebenso neu gestaltet wie das Kombiinstrument im Cockpit.
Der e-Doblò ist ein praktischer Wagen mit hohem Nutzwert. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Wie alle Vollelektriker ist auch dieser Fiat ein ziemlich teurer Spaß. Die kurze Cargo-Version kostet mindestens 37.544,50 Euro (inklusive Mehrwertsteuer), die Personenwagen-Variante mindestens 41.490 Euro.
Fotos: Fiat